Es ist das größte Wohnungsbauvorhaben in ganz Baden-Württemberg: 685 günstige Mietwohnungen sollten auf dem geplanten Wohn- und Verwaltungsquartier „Oberer Brühl“ auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Kirnacherstraße in Villingen entstehen. Nun ist das Projekt vorerst gescheitert.

Verwaltung arbeitet mit Hochdruck an Lösungen

Die Verwaltung hat den Gemeinderat in der Sitzung am Mittwoch, 8. November, über den aktuellen Stand informiert: In der zweiten Phase des Vergabefahrens kein einziges Angebot abgegeben worden. Damit werde das Verfahren aufgehoben. Aber wie geht es weiter? „Wir arbeiten mit Hochdruck an verschiedenen Lösungen“, so Oberbürgermeister Jürgen Roth in der Sitzung.

Wichtig sei es, mit der Bima zu sprechen, damit kein Geld zurückgezahlt werden müsse. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat der Stadt eine deutliche Reduzierung des Verkaufspreises eingeräumt, gekoppelt an die Bedingung, Sozialwohnraum zu schaffen.

Das passiert jetzt

Hoch im Kurs ist jetzt erneut die Möglichkeit, eine städtische Wohnungsbau-GmbH zu gründen – das hat der Gemeinderat letztes Jahr abgelehnt. „Da haben wir ein Jahr verloren“, so FWV-Stadtrat Andreas Flöß. Er sieht mit dem Areal „Oberer Brühl“ eine riesige Chance und kein Problem.

Er plädierte klar für die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, um schnell günstigen Wohnraum zu schaffen. Das würde die Stadt rund eine halbe Millionen Euro im Jahr kosten: „Das ist weniger als wir für die Eisbahn zahlen.“ Auch könne man Flächen ruhen lassen, bis sich die Lage am Markt wieder entspannt und dann eventuell an Investoren abgeben.

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Der Markt regelt hier nichts

Auch Nicola Schurr (SPD) spricht sich für die städtische Wohnungsbaugesellschaft aus. „Wir müssen auch mit der Bima das Gespräch suchen.“ Für ihn ist klar: „Der Markt regelt auf dem Wohnungsmarkt nichts.“ Auch er betont, dass man nicht alles gleich bebauen müsse.

Klaus Martin von der CDU erwartet von der Verwaltung, dass sie bis zur Sitzung im Februar eine neue Vorlage mit neuen Parametern vorlegt. Ein neues Verfahren mit den gleichen Bedingungen mache keinen Sinn.

Cornelia Kunkis (Grüne) signalisierte die Bereitschaft, etwas von den Rahmenbedingungen abzuspecken: „Wir wollen das Gebiet ja schnell bebaut haben.“ Außerdem solle man das Gespräch mit dem Bündnis für faires Wohnen suchen.

Wünsch-Dir-Was

Kathrin Piazolo (FDP) betont, man habe „Wünsch-Dir-was“ gespielt – der FDP sei klar gewesen, dass es mit dieser Ausschreibung nicht gelingen würde, einen Investor zu finden. Ihre Fraktion halte nicht viel von einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, hier habe sich an den Argumenten nichts geändert.

Olaf Barth (AfD) wollte nochmals wissen, was das Ergebnis der Erkundigungen der Stadt gebracht habe. Wenn dann klar sei, dass man keinen Investor findet, dann müsse man eine städtische Gesellschaft gründen.

Alles kommt auf den Prüfstand

Nun soll alles noch einmal auf den Prüfstand. Die Verwaltung will in den kommenden Wochen weitere Optionen prüfen, so OB Roth. Er wollte mit verschiedenen „Playern“ sprechen und dem Gemeinderat ein neues Portfolio vorlegen. Man wolle sich auch Gedanken machen, wie man ohne ein erneutes, aufwendiges Ausschreibungsverfahren auskomme. „Aber wir sollten das gründlich machen und nicht aus der Hüfte schießen“, so Roth.

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