Nach nur zwei Jahren fällt der Vorhang schon wieder: Kulturamtsleiter Lutz Schwarz wird Ende März seinen Posten räumen. Einer entsprechenden einvernehmlichen Vereinbarung hat der Gemeinderat am Mittwochabend, 31. Januar, in einer Sitzung hinter verschlossenen Türen zugestimmt.

In einer folgenden, knappen Pressemitteilung bedankte sich Oberbürgermeister Jürgen Roth bei Schwarz für „seinen Einsatz für die Kulturlandschaft in Villingen-Schwenningen“. Und betonte: „Lutz Schwarz hat in seiner Amtszeit verschiedene kulturelle Impulse gesetzt.“

Hinter den Kulissen soll es jedoch auch anders ausgesehen haben.

Zu den Gründen für die Trennung möchte sich zwar keiner der Fraktionssprecher des Gemeinderats am Donnerstag, 1. Februar, auf Nachfrage des SÜDKURIER äußern.

Offenbar gab es aber zuletzt vor allem Kritik an der Personalführung von Lutz Schwarz. Nach SÜDKURIER-Informationen sollen mehrere, zum Teil auch langjährige Mitarbeiter das Kulturamt verlassen haben.

Steht das Kulturprogramm auf der Kippe?

Zur möglichen Personalproblematik äußert sich auch die Stadt nicht. Auf Nachfrage sagt Christian Thiel, Pressesprecher der Stadt: „Aktuell sind alle Stellen im Kulturamt besetzt.“

Offiziell scheidet Lutz Schwarz zum 31. März aus. „Aufgrund von Urlaubsansprüchen und Überstunden wird Herr Schwarz aber schon zu einem früheren Zeitpunkt nicht mehr im Dienst sein“, sagt Thiel.

Noch gibt es kein offizielles Kulturprogramm der Stadt. Die Spielzeit 24/25 wurde noch nicht veröffentlicht. Was also wird aus dem Kulturprogramm der Stadt?

Dazu sagt Pressesprecher Thiel: „All diese Themen werden von Herrn Schwarz übergeben und von der Verwaltung weiterverfolgt. Zu gegebenem Zeitpunkt werden die Details zur Kultur- und Spielzeitplanung veröffentlicht. Die Planung der Kulturnacht hat bereits begonnen und läuft weiterhin.“

Wie es jetzt weitergeht

Auch an einer Nachfolge wird bereits gearbeitet. „Die Stelle wird zeitnah ausgeschrieben“, erklärt Christian Thiel. Und fügt hinzu: „Da eine Wiederbesetzung von vielen Faktoren abhängt, vor allem einzuhaltenden Kündigungsfristen, finden bereits jetzt Gespräche dahingehend statt, wie eine Interims-Struktur aussehen könnte.“

Bewerbungen für die Amtsleiter-Stelle dürften die Stadtoberen wahrscheinlich genügend bekommen. Als die Stelle das vergangene Mal ausgeschrieben war und sich die Stadt am Ende für Lutz Schwarz entschieden hatte, gab es insgesamt 29 Bewerber und Bewerberinnen, so Thiel.

Das sagen die Gemeinderäte

Dirk Sautter, Fraktionssprecher der CDU sagt, angesprochen auf die Personalsituation und eine mögliche Nachbesetzung: „Die Verwaltung hat verschiedene Szenarien vor Augen.“ Bezüglich der Spielzeit sieht er kein Problem. „Ich bin überzeugt, dass es weitergeht.“

Ulrike Salat von den Grünen sieht es genauso. „Wir haben weiterhin einen starken Kulturbeirat. Und wir gehen davon aus, dass die Kultur weiter ein starkes Gewicht in der Stadt haben wird.“

Andreas Flöß, Fraktionssprecher der Freien Wähler, bedauert die Entwicklung sehr. „Es ist immer schön, wenn man eine gewisse Kontinuität hat.“ So wie es damals unter Andreas Dobmeier der Fall gewesen sei.

Für ihn sei es darum auch ein denkbares Szenario, den ehemaligen Kulturamtsleiter wieder aus dem Ruhestand zu reaktivieren. „Das wäre ganz sicher ein Weg, den man gehen könnte.“

Und es wäre auch nicht das erste Mal.

Früheren Kulturamtschef wieder zurückholen?

Denn es ist auch nicht das erste Mal, dass ein Wechsel an der Spitze des Kulturamtes gewissermaßen erzwungen wurde.

1995 holte die Stadt den drei Jahre zuvor in Ruhestand gegangenen Kulturamtsleiter Walter Eichner, der die Kultur in der Doppelstadt maßgeblich geprägt hat, zurück. Seine Nachfolgerin Dorothee Stürmer hatte zuvor gehen müssen, da sie damals das Vertrauen in die Arbeit des städtischen Kulturamtes beschädigt hatte.

Wäre ein solches Szenario auch dieses Mal wieder denkbar? „Es gibt, wie üblich bei solchen Vorgängen, einen strukturierten Prozess, der von der Übergabe über Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis hin zu einer Ressourcen- und Interimsmanagement-Planung reicht“, sagt Thiel.

Dobmeier merklich überrascht

In diesem Schritt befände sich die Verwaltung im Moment. Und werde sich, so Thiel, „natürlich auch in alle möglichen Richtungen orientieren“.

Und was sagt der Andreas Dobmeier selbst? Dieser ist merklich überrascht, als ihm am Donnerstagvormittag die Frage am Telefon gestellt wird.

Sagt dann aber: „Ich will das nicht ausschließen.“ Grundsätzlich, so sagt Dobmeier, könne er sich vorstellen, interimsmäßig wieder zurückzukommen.

Andreas Dobmeier, ehemaliger Kulturamtsleiter
Andreas Dobmeier, ehemaliger Kulturamtsleiter | Bild: Stadt Villingen-Schwenningen

„Wobei unterschiedliche Konstellationen denkbar wären.“ Welche das sein könnten, das will er an diesem Vormittag aber nicht mehr weiter ausführen.

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Lutz Schwarz äußert sich nicht

Schwarz hatte 2022 die Nachfolge von Andreas Dobmeier angetreten, der nach 17 Jahren an der Spitze des Kulturamtes in den Ruhestand gegangen war. Und Schwarz ist durchaus ein profilierter Mann.

Er war als Regisseur am Landestheater Erfurt tätig, war Spielleiter am Bayerischen Staatstheater in Nürnberg und als Referent am Landeshauptstadttheater in Magdeburg für millionenschwere Etatsummen verantwortlich.

In einer Pressemitteilung zu seinem Start hieß es damals: „Mit der Besetzung ist die Kulturarbeit auch in Zukunft in den guten Händen eines kulturerfahrenen und kompetenten Amtsleiters, auf den große Aufgaben warten.“

Lutz Schwarz war für eine Stellungnahme am Donnerstag, 1. Februar, nicht erreichbar.

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