Roland Krauß befreit am späten Vormittag des Montags den Gehweg und die Grundstückseinfahrt vor seinem Haus in der Erlenstraße 5 in Villingen akribisch von Schnee und Eis. Auch den Gehweg vor den Grundstücken seiner Nachbarn links und rechts schippt der Rentner gleich mit. Zufrieden schweift sein Blick auch über die Erlenstraße und den angrenzenden Eschenweg.
Morgens ordentlich geräumt
Hier, in diesen beiden südstadttypischen Wohngebietssträßchen, hat der städtische Winterdienst bereits früh morgens, genau fünf nach Sieben, ordentlich geräumt und gestreut, berichtet er. „Sie sind zweimal die Erlenstraße und einmal den Eschenweg abgefahren.“ Sie, das sind die Männer der Technischen Dienste mit ihren Räum- und Streufahrzeugen.

Roland Krauß weiß Bescheid, dass die Nebenstraßen in der Südstadt im Räumplan der Technischen Dienste jetzt nur noch Priorität 3 sind, also als Letztes an die Reihe kommen. Wenn überhaupt. Denn in der Prioritäten-Zone 3 wird laut Plan erst ab zehn Zentimeter Neuschnee geräumt. So will es das neue Konzept der Stadt, dass in diesem Winter erstmalig exekutiert wird. Die Stadt will sparen, auch am Winterdienst.
Doch nach den Schneefällen vom Wochenende und in der Nacht auf Montag wurden auch die Wohngebiete der Priorität 3 allesamt geräumt. „Ich habe keinen Unterschied zum letzten Winter festgestellt“, sagt Roland Krauß. „Es ist gebellt worden, aber nicht gebissen“, lautet sein Eindruck.
Auch alle Wohngebiete gebahnt und gestreut
In der Tat ist die gesamte Südstadt von den Schneepflügen befahren worden. Am Straßenrand liegen die typischen Schneeruder, die von den Räumfahrzeugen an die Seite geschobenen Schneehäufen. Die Bauhofmänner haben ihren Job gemacht: Die Fahrbahnen sind feucht, Eis und Schnee durch Streusalz aufgetaut. So sieht es auch in den anderen Wohngebieten, etwa am „Westbahnhof“, im „Luisenpark“ oder in den „Erbsenlachen“ aus.

In der Türkenlouisstraße in der „Hammerhalde“ schippt Werner Pierdzioch vor seinem Haus. Er hat den Eindruck, dass sich das Räumverhalten am Wochenende wieder verbessert hat. Beim ersten Schneefall des Winters, so schildert er, da seien die Räumfahrzeuge der Stadt „erst zwei, drei Tage nach dem Schneefall“ aufgetaucht. Am vergangenen Sonntag indes, als es kräftig geschneit hat, sind sie gleich zweimal, morgens und abends, durchgefahren. Probleme für die Autofahrer habe es daher keine gegeben, ist auch er zufrieden.

Rückfragen bei der Stadtverwaltung bestätigen die Beobachtungen der Bürger. Am vergangenen Wochenende wurden alle innerörtlichen Straßen in VS vom Schnee geräumt. Diese Praxis entspricht im konkreten Fall aber durchaus dem neuen Winterdienstkonzept. Die Schneemenge war das entscheidende Kriterium. Weil mehr als zehn Zentimeter Schnee fielen, „wurden alle drei Prioritäten im Winterdienst befahren“, erläuterte Oxana Brunner, die Pressesprecherin der Stadt. Demzufolge musste sich auch niemand benachteiligt fühlen.
Vorgaben werden eingehalten und umgesetzt
Insofern sollte dieses einzelne Wetterereignis keine falschen Hoffnungen bei den Bürgern machen. „Grundsätzlich“, so heißt es von Seiten der Technische Dienste, „werden die Vorgaben des neuen Winterdienstkonzeptes eingehalten und umgesetzt“. Das heißt: Die Männer in den Räum- und Streufahrzeugen sind gehalten, die vom Gemeinderat beschlossenen Einschränkungen umzusetzen. Faustregel: Wenn nur wenig Schnee fällt, wird nur wenig geräumt.
Dieses Konzept soll im ersten Winter möglichst stringent umgesetzt werden, Ausnahmen bestätigen die Regel. „Während der aktuellen Winterdienstsaison erfolgten in wenigen Ausnahmesituationen ergänzende Maßnahmen, die mit Augenmaß beauftragt wurden, um konkrete Gefahrensituationen abzuwenden“, stellen die Verantwortlichen klar.
Bürger-Beschwerden im üblichen Maße
Nach Feststellung der Stadt haben sich die Bürger nach den jüngsten Schneefällen nicht mehr beschwert als in den Vorjahren auch, als noch das alte Winterdienstkonzept galt. „Die Anzahl dieser Rückmeldungen entsprach bisher den Rückmeldungen der vergangenen Winter“, erklärte Pressesprecherin Oxana Brunner.
Um einen aussagekräftigen Rückblick zu erhalten, war die bisherige Winterdienstsaison nach Feststellung der Verantwortlichen allerdings insgesamt zu kurz. Auch seitens der Rettungsdienste, der Feuerwehren oder der Müllabfuhr habe es bislang noch keinerlei Rückmeldung geben, ob der reduzierte Winterdienst zu Problemen oder Gefährdungen geführt habe.
Bilanziert wird nach der Saison
Bürgermeister Detlev Bührer hatte bei der Verabschiedung des Winterdienstkonzepts zugesichert, dass die Erfahrungen der ersten Wintersaison im Gemeinderat auf den Tisch kommen werden und das Konzept bei Bedarf nachgebessert werden soll.