Samstagmittag, kurz vor 12 Uhr. In der Nacht hat es geschneit. Die Kreuzung an der Stadteinfahrt Vockenhauser Straße ist eine einzige spiegelglatte Fläche. Auf der Bertholdstraße haben die Autos Mühe, an der Ampel überhaupt wieder loszukommen, so vereist ist die Straße darunter.

In den sozialen Netzwerken wird sich bereits bei einem Mann bedankt, der offenbar privat den Autofahrern geholfen hat. „Er stand an der Kreuzung, in der Höhe vom Arbeitsamt, und warf Streugut vor die Autos, damit das Anfahren auf der übelst vereisten Straße überhaupt gegeben war. Nochmals großen Dank, das war nämlich Chaos pur“, schreibt ein Facebook-Nutzer.

Das sind nur zwei Beispiele.

Sowohl die Bertholdstraße, als auch die Vockenhauser Straße sind im neuen Winterdienstkonzept der Stadt mit der Prio 1 gelistet. Hier besteht also eine Räum- und Streupflicht. Die berechtigte Frage also: Wo war der städtische Winterdienst am Samstag?

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Die kurze Antwort: Da wo er sein sollte. Auf den Straßen der Doppelstadt; und zwar ab 4 Uhr morgens. Das Problem lag am Ende woanders. Das bedarf aber einer längeren Antwort.

„Am Samstag wurde mit dem Winterdienst um 4 Uhr begonnen“, sagt Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt auf Nachfrage. „Die genannten Straßen waren am Samstag entsprechend den Vorgaben bereits vor 7 Uhr durch den Winterdienst befahren und somit zu diesem Zeitpunkt bereits abgestreut.“

Auch an der Stadteinfahrt auf der Vockenhauser Straße hatten Autofahrer Samstagmittag mit Eisflächen zu kämpfen. Am Montag ist auch ...
Auch an der Stadteinfahrt auf der Vockenhauser Straße hatten Autofahrer Samstagmittag mit Eisflächen zu kämpfen. Am Montag ist auch davon nichts mehr zu sehen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Da es zu diesem Zeitpunkt keine Niederschläge gab, habe kein Anlass zur Fortsetzung des Winterdienstes bestand, so Brunner. „Erneute Niederschläge setzten erst wieder im Laufe des Vormittags ein, was zu einer erneuten Alarmierung unserer Mitarbeiter und der Fremdfahrer führte.“ Der Winterdienst wurde wieder aufgenommen, nachdem die Mitarbeiter auf dem Gelände des Bauhofes eingetroffen waren.

„Der Zeitraum zwischen dem erneuten Einsetzen der Schneefälle und der Wiederaufnahme des Winterdienstes war offensichtlich ausreichend, dass in Verbindung mit dem allgemeinen Straßenverkehr die Fahrbahnen glatt wurden“, so Brunner.

Das Problem war der Stadt am Montagmorgen auch bereits bekannt. Es habe, bestätigt Brunner, bereits Beschwerden gegeben. Die man auch zeitnah beantworten werden.

Zurück zum Winterdienst. War das jetzt ein Einzelfall am Samstag? Grundsätzlich, sagt Brunner, sei der Winterdienst so organisiert, dass die Routen der Priorität 1 an Werktagen bis spätestens 7 Uhr und an Sonn- und Feiertagen bis spätesten 8 Uhr abgearbeitet sind. „Diese Vorgabe wurde auch am vergangenen Samstag erfüllt“, so Brunner. Und fügt hinzu: „Wie bereits beschrieben, führten die zu einem späteren Zeitpunkt einsetzenden Schneefälle zu der Wahrnehmung, dass zu spät gestreut wurde.“

Aufgrund der Brisanz des Themas hat die Stadt jüngst auf der Homepage auch eine Zusammenfassung der wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Winterdienstkonzept (ein sogenanntes FAQ) zusammengestellt.

Die wichtigsten Punkte hier im Überblick:

Welche Straßen werden nach welcher Priorität geräumt?

Auskunft darüber, welche Straßen wie geräumt werden gibt der Basisplan der Stadt. Anhand dieses Planes wird der endgültige Einsatzplan für den Winterdienst erstellt. So kann es beispielsweise sein, dass grüne oder rote Straßen zu einer blauen Straße führen. Dann werden diese im Einsatzplan genauso behandelt wie die blaue Straße selbst.

In unserer Grafik sind die roten Straßen der besseren Übersichtlichkeit nicht eingezeichnet. Die gesamte Basiskarte der Stadt gibt es ...
In unserer Grafik sind die roten Straßen der besseren Übersichtlichkeit nicht eingezeichnet. Die gesamte Basiskarte der Stadt gibt es online auf der Homepage der Stadt. | Bild: Müller, Cornelia
  • Blau bedeutet Prio 1: Regulärer Winterdienst mit Räum- und Streupflicht.
  • Rot und Grün bedeuten Prio 2 oder Prio 3: Hier wird nach tatsächlicher Witterung unterschieden. Eine Räum- oder Streupflicht besteht nicht. Die Schneeräumung beginnt ab fünf beziehungsweise zehn Zentimeter Schneehöhe. In unserer Grafik sind die roten Straßen der besseren Übersichtlichkeit nicht gesondert eingezeichnet, beziehungsweise ebenfalls grün gekennzeichnet. Online ist die gesamte Basiskarte der Stadt aber hier einzusehen.
  • Straßen mit keiner Farbe: Es findet keine Routineräumung statt. Sondern erst nach Schneefall von mehr als zehn Zentimetern. In den Jahren 2017 bis 2019 gab es maximal neun Tage, an denen es in Villingen-Schwenningen an einem Tag zehn Zentimeter oder mehr geschneit hatte.

Gibt es kein Gesetz, dass zur Räumung aller Straßen verpflichtet?

Bei den blauen Straßen haben die Kommunen die Pflicht, Straßen zu räumen und zu streuen, da diese verkehrswichtig und gleichzeitig gefährlich sind. Die anderen Straßen fallen nicht in diese Einordnung und werden als Dienstleistung für die Bürger der Stadt dennoch geräumt – allerdings in geringerem Umfang.

Können wir Straße XY noch aufnehmen lassen im Plan?

Ja, das Grünflächen- und Tiefbauamt (GuT) ordnet dann den Straßen die Farben zu. Dort ist es möglich Änderungen anzufragen. Am besten per E-Mail an: gut@villingen-schwenningen.de mit folgendem Betreff: „WSK-Straßenprüfung“ plus Name/Angabe der zu prüfenden Straße.

An wen kann ich mich bei Beschwerden/Problemen wenden?

Für allgemeine Fragen können sich Bürger an folgende E-Mail-Adresse wenden: gut@villingen-schwenningen.de. Die Anwohner können außerdem die jeweiligen Einsatzleiter bei besonderen und extremen Wetterlagen wie beispielsweise Schneeverwehungen kontaktieren. Die Kontaktmöglichkeit der Einsatzleiter: Für Schwenningen und die umliegenden Ortsteile unter Telefon 07721/82-2424. Für Villingen und die umliegenden Ortsteile unter Telefon 07721/82-2425.