Die Sonderausstellung „Modern Times“ ist abgebaut, das Uhrenindustriemuseum zeigt sich für die Handwerker gewappnet. Sie haben die Aufgabe, in den nächsten Monaten die Wasserleitungen im Gebäude zu erneuern, die Heizanlage auszutauschen und die Wände neu zu streichen. Die Arbeiten sollen bis August beendet sein, das Museum wird nach den derzeitigen Planungen im Herbst wieder Besucher begrüßen dürfen.

Für die Gesamtsanierung des Gebäudes nimmt die Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen nach Auskunft ihres Geschäftsführers Rainer Müldner fast fünf Millionen Euro in die Hand. Ein Großteil dieser Summe fließt dabei in die Errichtung von Apartments für internationale Studenten der Hochschule.

Schwere Maschinen bleiben

Das Museum ist derzeit geschlossen, die Exponate werden abgebaut und woanders verwahrt, einige davon in einem staublosen Raum. Aber nicht alles wird abtransportiert. Tonnenschwere Maschinen bleiben an Ort und Stelle und werden fachmännisch verpackt, wie Museumsleiterin Martina Baleva sagt.

Um das zu ermöglichen, sind zwei Bauabschnitte geplant, damit die Objekte jeweils in den anderen Bereich verschoben werden können. „Wir beauftragen hierfür eine Firma, die auf Maschinentransporte spezialisiert ist, und die eng mit uns zusammen arbeiten wird“, sagt Ina Sahl, Diplomrestauratorin bei den Städtische Museen.

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Um den Wiederaufbau einfacher zu gestalten, wird der aktuelle Zustand dokumentiert. Auf Grundlage dieser Unterlagen rekonstruieren die Mitarbeiter dann wieder die ursprüngliche Präsentation der Werke.

Weckerproduktion geht weiter

Die Werkstatt der Ehrenamtlichen, in der Museumswecker und Skelettuhr produziert werden, wechselt in der Zeit der Sanierung ihren Standort. Sie kommt in der Siederstraße in der ehemaligen Firma Spreng unter. So sind die Ehrenamtlichen derzeit dabei, die Maschinen und Materialien umzuziehen.

Um auch weiterhin Wecker und Uhren produzieren zu können, wurden bestimmte Teile in größeren Mengen vorproduziert. Noch gibt es für beide Produkte Wartelisten.

„Bei den Weckern stehen etwa 20 Namen auf der Liste, bei den Skelettuhren sind es mehr als 50“, sagt Rainer Russ, Vorsitzender des Förderkreises Lebendiges Uhrenindustriemuseum. Pro Jahr verlassen 80 bis 100 Wecker und 50 Skelettuhren die Produktion.

In der Werkstatt wird unter anderem auch eine neue Beleuchtung installiert, wie den Ehrenamtlichen versprochen wurde. Deren Altersschnitt liegt beim etwa 75 Jahren, wie Russ sagt, so dass besseres Licht die Arbeit schon enorm erleichtere. Neue Kräfte seien willkommen, um die Aufgaben bewältigen zu können.

Ehrenamtliche des Museums bauen den Museumswecker, für den es eine Warteliste gibt.
Ehrenamtliche des Museums bauen den Museumswecker, für den es eine Warteliste gibt. | Bild: Markus Schmitz

Die Nische mit der Steimer-Werkstatt wird besonders behandelt und bleibt am Standort. Platten verschließen das Ensemble im Gesamten, damit kein Baustaub eindringen kann. Mehrere Lagerräume des Museums müssen freigeräumt werden, da dort unter den Decken Arbeiten stattfinden. Die Büro-Arbeitsplätze der Mitarbeiter werden während der Umbauzeiten ins Heimat- und Uhrenmuseum verlagert werden.

Museum geht zu den Menschen

Um als Museum auch während der Umbauzeit präsent zu sein, will das Museum mit seinen Angeboten zu den Menschen gehen. „Wir gehen in Schulen, Seniorenheime und Kindergärten“, sagt Museumsleiterin Martina Baleva. Für sie bietet die jetzige Schließphase Gelegenheit, neue Strategien zu entwickeln, sich Gedanken über den digitalen Auftritt des Museums zu machen und auch die Präsenz im öffentlichen Raum zu stärken.

Keine Neupräsentation der Exponate

Grundlegende Änderungen im Museum wird es zunächst freilich nicht geben, wie Museumsleitern Baleva betont. Zwar gebe es 30 Jahre nach Eröffnung des Museums den Wunsch nach einer Neupräsentation der Exponate, doch sei dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich.

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Von zentraler Bedeutung aus ihrer Sicht ist die digitale Aufrüstung des Museums. Um sich in dieser Frage kompetenten Beistand zu holen, sei ein lockeres Netzwerk geschaffen worden – mit Künstlern, Eventveranstaltern sowie Web- und Sounddesignern. „Wir erhoffen uns davon frischen Wind für das Museum und die Stadt als Ganzes“, sagt Martina Baleva.

Ursprüngliche Pläne vom Tisch

Das Bürk-Areal mitten in Schwenningen ist schon seit einigen Jahren Gegenstand einer kontroversen Debatte. Ursprüngliche Pläne, das Uhrenindustriemuseum zu vergrößern und einen urbanen Raum der Begegnung und kulturellen Inspiration zu schaffen, mussten aufgrund der Kassenlage der Stadt aufgegeben werden.

In ursprünglichen Berechnungen für die Entwicklung eines Museumsquartiers in Schwenningen war von Kosten in Höhe von etwa elf Millionen Euro die Rede. Nachdem zuletzt aber eine Summe von etwa 20 Millionen Euro genannt worden war, zog der Gemeinderat die Reißleine. Für die Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen bedeutete dies, Plan B in Gang zu setzen, der ein junges Zielpublikum im Blick hat.

Im Backsteinbau der ehemaligen Württembergischen Uhrenfabrik Bürk Söhne werden weitere Wohnungen für Studierende entstehen.
Im Backsteinbau der ehemaligen Württembergischen Uhrenfabrik Bürk Söhne werden weitere Wohnungen für Studierende entstehen. | Bild: Markus Schmitz

Platz für Studierende

Neben den bereits bestehenden 60 Wohneinheiten sollen 22 weitere Wohnplätze für Studierende hinzukommen. Wohnen werden sie in einem Gebäude aus dem Jahr 1855, das damals die erste Fabrik in Schwenningen und die erste Uhrenfabrik in Württemberg beherbergte. Durch ihre Entwicklungen im Bereich der Arbeitszeitmessung sorgte diese Firma dafür, dass sich das Dorf Schwenningen innerhalb kürzester Zeit zur Industriestadt entwickelte und sich den Titel der „größten Uhrenstadt der Welt“ selbst verlieh. Bis in die 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts entwickelte diese Firma die Instrumente moderner Arbeitszeitmessung.