Was am Freitagnachmittag wirklich auf sie zukommen wird, dass wissen Diana Seewald und Oliver Huppenbauer jetzt noch nicht. Vielleicht kommen über 200 Menschen zur geplanten Demonstration an den Münsterplatz, vielleicht nur 20. Die beiden wissen nur eins: Aus ihrer Sicht kann es so nicht weitergehen. Oder, wie Diana Seewald es formuliert: „Entweder fangen wir jetzt mal an, oder nie.“

Mit „anfangen“ meinen sie laut werden. Ein Zeichen setzen. In ihrem Fall eine Demonstration organisieren auf dem Münsterplatz. Am Freitag, 30. Juli, um 16.30 Uhr, soll es losgehen. 300 Personen haben sie angemeldet. Das Motto der Demo: „Unsere Kinder gehören in den Präsenzunterricht!“

Die Initiatoren

Diana Seewald ist 39 Jahre alt, leitet mit ihrem Mann ein eigenes Unternehmen, ist Elternbeiratsvorsitzende am Romäusgymnasium und Mutter von zwei Kindern (15 und 13 Jahre alt). Sie ist bereits geimpft, hat alle Maßnahmen mitgetragen, hat alles verstanden, hat aber auch mit angesehen, was der Online-Unterricht mit ihren Kindern gemacht hat. „Sie haben sich persönlich verändert, sind zurückgezogener.“

Ihr Sohn kommt jetzt in die zehnte Klasse. Stellt die ersten entscheidenden Weichen für seine Zukunft. „Er sieht langsam seine Felle dahinschwimmen“, sagt Seewald. Und er fragt: „Wie soll ich jetzt nochmal ein Jahr überstehen?“

„Wir haben eineinhalb Jahre die Füße stillgehalten und alles akzeptiert wie es ist.“
Diana Seewald, Mutter und Initiatorin der Demo

Für Diana Seewald ist klar: sicher nicht nochmal mit Online-Unterricht. Sie beginnt Briefe zu schreiben, über die Schulen zu verteilen, andere Elternbeiratsvorsitzende zu treffen. So kommt die Idee für die Demo zustande. „Es gibt keine Lösung. Die Luftfilterkonzepte sind längst nicht ausgereift, die Finanzierung unsicher.“

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Es ist nichts da, kein Konzept. „Das kann doch nicht sein.“ Das einzige, was sie wissen für die Zeit nach den Ferien: Alle Schüler müssen zwei Wochen lang eine Maske tragen. „Und zum Schluss sind die Schulen auch wieder dicht.“

Volle Fußballstadien als letzter Anstoß

Oliver Huppenbauer ist 42 Jahre alt, Projektleiter in der Automobilindustrie, stellvertretender Elternbeirat und Vater von zwei Kindern (13 und elf Jahre alt). „Ich bin eher der Ingenieur und nicht der Aktivist“, sagt er. Für ihn war klar, dass er etwas machen muss, als er gesehen hat, der Fußball entwickelt Konzepte, Friseurbesuche sind wieder erlaubt.

Endgültig gelodert hat es in ihm dann, so erzählt er es, als er die Europameisterschaft mit zum Teil vollen Stadien gesehen hat. „Es gibt Konzepte für alles, wenn nur Wirtschaft und Geld dahinterstecken. Für die Bildung der Kinder gibt es nicht mal einen Plan.“

„Unsere Kinder gehören in Präsenzunterricht in die Schule.“
Oliver Huppenbauer, Vater und Mitinitiator der Demo

Er will für den Präsenzunterricht kämpfen und damit vor allem auch für die sozialen Kontakte. „Die psychosomatischen Kliniken sind voll mit Jugendlichen“, sagt er. „Kinder brauchen soziale Kontakte.“ Als seine Kinder nach der langen Zeit des Homeschoolings wieder zurück an die Schulen kamen, konnte er richtig beobachten, „wie die Lebensfreude wieder zurückgekehrt ist“.

Nein zu Querdenkern

Seewald und Huppenbauer geht es bei der Demo nicht darum, die Maskenpflicht abzuschaffen oder sogenannten Querdenkern eine Plattform zu verschaffen, das möchten sie ausdrücklich klarstellen. Im Gegenteil. „Wenn wir merken, es geht am Freitag in die falsche Richtung, es sind zu viele da, die nicht unsere Ideen vertreten, dann werden wir abbrechen“, sagt Oliver Huppenbauer.

Eltern aller Schulformen dabei

Die Initiative ging zwar von Eltern des Romäusgymnasiums aus, inzwischen sind jedoch Eltern aller Schulformen und Schulzweige dabei, sagt Seewald. Am Montagabend haben sie sich getroffen, um noch letzte Ideen durchzusprechen, den Flyer für die sozialen Medien nochmal zu überarbeiten, Ordner zu beauftragen, die bei der Demonstration dafür sorgen sollen, dass der Abstand eingehalten wird.

Aufgrund der aktuellen Corona-Verordnung besteht bei der Demonstration am Freitag keine Maskenpflicht, sagt Seewald. Lediglich der Mindestabstand von 1,5 Metern muss eingehalten werden.

Es geht auch längst nicht mehr nur um Schulkinder. „Wir gehen für alle Kinder auf die Straße“, sagt Seewald. Kita-Kinder, Schulkinder, Studenten. Alle finden zu wenig Gehör in dieser Pandemie. Das wollen sie nun ändern.