Dienstag, 15. März, 18 Uhr, Neue Tonhalle in VS-Villingen. Die Stadtverwaltung stellt sich an diesem Termin den Eltern und Betroffenen, die seit Wochen gegen die durch Medienberichte bekannt gewordenen Pläne zur Schließung dreier Dorfschulen in Weilersbach, Tannheim und Rietheim protestieren. SÜDKURIER-Recherchen ergeben: Die Würfel könnten hinter den Kulissen bereits gefallen sein.

277 Bürger dürfen Dienstag in die Tonhalle

Es droht das Chaos nicht nur in der Debatte, sondern bereits am Eingang. Die Stadtverwaltung will am Dienstag exakt 277 Interessierte in die Tonhalle lassen. Einlass ist ab 17 Uhr. Eine Anmeldung sei nicht möglich, so die Stadtverwaltung. Wer Zutritt haben möchte, muss einen 3G-Nachweis vorlegen. Die Kontrolle des Impf-, Genesenen- oder Testnachweises (Antigen-Schnelltest nicht älter als 24 Stunden, PCR-Test nicht älter als 48 Stunden) erfolgt im Eingangsbereich der Neuen Tonhalle. Während der gesamten Veranstaltung gilt die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske.

Rund 200 Eltern und Schüler und sich solidarisch zeigende Bürger aus Weilersbach gehen am Samstag, 21. Februar, auf die Straße, um gegen ...
Rund 200 Eltern und Schüler und sich solidarisch zeigende Bürger aus Weilersbach gehen am Samstag, 21. Februar, auf die Straße, um gegen die möglicherweise geplante Schließung der Dorfschule zu protestieren. | Bild: Sprich, Roland

Dazu kommt, dass Interessenten auch nicht ins Internet ausweichen können. Eine Rathaus-Sprecherin versichert am Donnerstagabend auf Nachfrage: Die Veranstaltung werde nicht ins Netz gestreamt. Die Übertragung der Stadt für Räte und Pressevertreter werde nicht ausgeweitet. Im Klartext: Zuhören für Bürger ist ausschließlich im Saal möglich.

Einfach mal ein Gedankenaustausch

Gedankenaustausch: So nennt das Rathaus den Abend. In dem Wort stecken mehrere Botschaften. Eine davon heißt: Relevanz für Entscheidungen ist dem Abend offenkundig nicht beigemessen. Kein Wort davon, dass Positionierungen im Rahmen dieser Veranstaltung in die voraussichtlich im Herbst anstehende Gemeinderats-Entscheidung über die Schulzukunft einfließen können. Die gewählten Bürgervertreter nehmen das Prozedere bislang kommentarlos hin.

Schweigsame Gemeinderäte

Schon bislang fällt auf: Die Stadträte schweigen zu dem Thema. Gewählt sind sie als Repräsentanten der Bürger. In einer geheimen Klausurtagung hat die Verwaltung das Gremium über den Schulentwicklungsplan informiert.

Plan schlägt 2024 als Schließungsdatum vor

Der Plan, der mittelfristige Maßnahmen festlegen soll, enthält als Kern das Aufgeben der drei Dorfschulen in Tannheim, Rietheim und Weilersbach. Kinder dieser Orte sollen nach Pfaffenweiler (aus Tannheim und Rietheim) und nach Obereschach (aus Weilersbach) zur Schule gehen. 2024 sollen die drei Schulen dichtmachen müssen.

Die Grundschule in Rietheim im Februar 2022.
Die Grundschule in Rietheim im Februar 2022. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Welche grotesken Folgen der Schlingerkurs des städtischen Schulamtes und der Verwaltung bei der Schulentwicklung haben könnte, wird am Beispiel Rietheim offenbar: Vor vier Jahren wurde vom Gemeinderat beschlossen, dort für Schule und Kindergarten eine neue Mensa zu bauen. Die Bauarbeiten sind bereits im Gange und sollen bis Jahresende abgeschlossen werden. Dann sind 600.000 bis 700.000 Euro investiert worden. Und das nur, so fragen sich Rietheimer, um die Schule dann bis 2024 dicht zu machen?

Die Grundschule in Weilersbach im Februar 2022.
Die Grundschule in Weilersbach im Februar 2022. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Ein Faktor, der die Zusammenfassung von Schulstandorten jetzt begünstigen kann, könnte die Lehrerknappheit sein. An fast jeder VS-Schule sind die Sollzahlen bei der Lehrerversorgung nicht erreicht. Angesichts des angestrebten Schul-Neubaus beim Lämmlisgrund im Zentralbereich scheint deshalb Handlungsbedarf neu aufgekommen zu sein.

Die Grundschule in Tannheim – das Bild stammt aus dem Februar 2022.
Die Grundschule in Tannheim – das Bild stammt aus dem Februar 2022. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Nachdem es die Verwaltung bei dem hoch öffentlich relevanten Thema bislang völlig an Transparenz hat fehlen lassen, gibt es nun für Dienstagabend, 15. März, eine Tagesordnung. Demnach will das Rathaus die Ziele der Schulentwicklung darstellen, ob durch Oberbürgermeister Jürgen Roth oder Amtsleiter Stefan Assfalg ist offen. Stellungnahmen der Ortsvorsteher, Schulleitungen und Elternbeiräte mit anschließender Fragerunde folgen. Zum Schluss ist eine Vorstellung des Debatten-Fahrplans angekündigt.

Stefan Assfalg ist als Amtsleiter der Stadtverwaltung zuständig für die VS-Schulen (Archivbild).
Stefan Assfalg ist als Amtsleiter der Stadtverwaltung zuständig für die VS-Schulen (Archivbild). | Bild: Stadt VS

Nach Informationen des SÜDKURIER ist dabei eine weitere Geheim-Runde mit entscheidend. Noch vor der Sommerpause soll erneut eine Klausurtagung stattfinden. Dort könnte die Stimmung zu den Schließungen der Dorfschulen noch einmal kippen. Bislang scheint es so, als würden sich die politischen Fraktionen im Rat erst knapp vor dem Sommer positionieren.

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Ob es zu den dann angestrebten Ausschusssitzungen und zur entscheidenden Ratssitzung im Herbst kommen wird, hängt von drei Dingen ab: Wie gut sind die Argumente der Gegner der Schulschließungen? Wie entwickelt sich die Stimmung in der Bevölkerung? Und nicht zuletzt: Wie krisenbelastet wird die Gesamtlage auch in VS gegen Ende des Jahres 2022 sein?

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