Die Fahrradstraße in der Schillerstraße und Martin-Luther-Straße ist seit einem halben Jahr eingerichtet und wird, wie Beobachtungen dieser Tage gezeigt haben, auch reichlich von Fahrradfahrern in beide Richtungen genutzt. Es vergeht zumindest in der Stunde zwischen 17 und 18 Uhr an einem Nachmittag im Mai keine Minute, in der nicht Radler aus der Innenstadt hinaus- oder hineinfahren.
Allerdings sind da auch Autofahrerinnen und -fahrer unterwegs, die nicht zu wissen scheinen, wie man sich in einer Fahrradstraße zu verhalten hat. Ein Umstand, der nun einige Mitglieder des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) zu einer gemeinsamen Fahrt auf den Plan gerufen hat.
Was bedeutet eine Fahrradstraße?
Rolf und Regina Muche, Verena Frey, Wolfram Hildebrandt, Joachim Nüß und Gisela Knöpfle sind sich einig. Nicht nur was die Freude am Fahrradfahren betrifft, sondern auch was das Thema Straßenverkehr und gemeinsames Nebeneinander von Auto- und Radfahrern angeht. „Ich habe den Eindruck, dass viele Autofahrer überhaupt nicht wissen, was eine Fahrradstraße bedeutet“, zeigen sich Rolf und Regina Muche überzeugt.
Allzu oft müssen sie beobachten, dass die vorgeschriebenen Regeln nicht eingehalten werden, die seit einem halben Jahr in den beiden Straßen gelten, welche die Innenstadt mit der Waldstraße verbinden.
Autofahrer nutzen Ausweichbuchten oft nicht
Dann gibt es solche Erlebnisse: dicht auffahrende Autofahrer, die ungeduldig hinter den Radelnden herfahren, entgegenkommende, die nicht bereit sind, in die Ausweichbuchten zu fahren, überholende, die sehr knapp an den Radfahrern vorbeischrammen.
„Ich erlebe das hier, aber auch anderswo in der Stadt, immer wieder“, bestätigt Verena Frey. Deswegen hat sich die Ortsgruppe des ADFC bereit erklärt, diese gemeinsame Fahrt auf der Straße zu unterstützen, wie Wolfram Hildebrandt erläutert. „Wir möchten mal schauen, wie das hier so an einem ganz normalen Wochentag läuft“.

Vom Platz am Riettor fährt die Truppe die Schillerstraße hinaus Richtung Kurgebiet. Schon kurz vor der Kreuzung an der St.-Nepomuk-Straße hat sich der erste Autofahrer hinter der Gruppe eingereiht, es geht über die vorfahrtsberechtigte Kreuzung, die Gruppe fährt in die Martin-Luther-Straße ein, auch zu zweit nebeneinander, was sie dürfen.
Dem Autofahrer mit dem Tuttlinger Kennzeichen ist das allerdings jetzt schon ein Graus, er versucht die Gruppe über den Gehweg zu überholen, bricht den Überholvorgang jedoch ab, als ein Lieferwagen entgegenkommt.
Alle Parkplätze am rechten Rand der Martin-Luther-Straße sind belegt, zumindest die Ausweichbuchten sind freigeblieben, hier schert der entgegenkommende Lieferwagen vorschriftsmäßig ein und wartet, bis die vorfahrtsberechtigte Gruppe vorbei ist.
Am Ende der Martin-Luther-Straße wird gewendet, der Tuttlinger Autofahrer und zwei weitere Fahrer geben Gas und mit jaulenden Motoren jagen sie davon. Zurück geht es zum Riettor, ein ähnliches Spiel zeigt sich auch hier, die Ungeduld bei den Autofahrern ist spürbar.
Deutlichere Markierung wünschenswert
Wieder am Platz vor dem Riettor angekommen sind alle dennoch guter Stimmung. „Es ist schon ein Unterschied, in einer Gruppe unterwegs zu sein, da fühlt man sich etwas sicherer“, bringt es Gisela Knöpfle abschließend auf den Punkt.
Gut wäre, so ergänzt Joachim Nüß, eine deutliche Markierung als Fahrradstraße direkt auf der Fahrbahn. „Die kleinen Schilder am Straßenrand fallen nicht wirklich auf“.

Dafür ist die gestrichelte Linie da
Die gestrichelte Linie entlang der Parkplätze in der Martin-Luther-Straße sorgt allerdings selbst bei den gestandenen Radfahrern für Verwirrung. Doch Aufklärung ist schnell zur Hand: Man soll, erklärt Wolfram Hildebrand, diesen Abstand zu den parkenden Autos einhalten, um zu vermeiden, dass man mit geöffneten Türen kollidiert.