Das Thema treibt vielen Hausbesitzern die Sorgenfalten auf die Stirn: Schon ab 2024 sollen sie nach Plänen der Bundesregierung keine reinen Gas- oder Ölheizungen mehr einbauen dürfen. Doch ist eine Wärmepumpe wirklich die ideale Lösung im manchmal bitterkalten Klima von VS? Und wie bekommen auch Besitzer älterer Gebäude künftig ihre gute Stube warm – und dies bezahlbar?

Heizungs-Fachmann Dirk Gläschig kann sich derzeit vor lauter Anfragen kaum noch retten. Die Leute am anderen Ende der Leitung treibt die Heiz-Sorge um. Sollen wir dieses Jahr noch schnell eine neue Öl-Heizung, eine neue Gastherme einbauen, lautet die immer gleiche Frage.

„Wir mussten unseren Angebotsprozess umstellen, auch herkömmliche Art funktioniert es einfach nicht mehr“, erzählt Gläschig. Statt also zu jedem Interessenten nach Hause zu kommen und danach ein Angebot für den Heizungstausch zu erstellen, gibt mehrmals jährlich Infoveranstaltungen.

„Hier auf 750 Metern Meereshöhe ist es halt was anderes als im Rheinland.“
Dirk Gläschig, Heizungs-Experte

Älteres Haus, nicht gedämmt, Heizkörper an der Wand: Welchen Rat gibt Dirk Gläschig solchen Besuchern? Gerade für diese Kombination sieht der Fachmann die Luft-Wärmepumpe nicht als ideale Lösung an. „Hier auf 750 Metern Meereshöhe ist es halt was anderes als im Rheinland“, stellt er klar.

Und wird noch deutlicher: Warm bekommt man die Häuser zwar schon. Doch zu welchem Preis? Denn wenn es im VS-Winter minus zehn Grad Lufttemperatur hat und daraus Energie zum Heizen gewonnen werden soll, „das muss jedem einleuchten, dass das nicht funktioniert, das ist einfach Physik“, so Gläschig.

Die Folge: Der Hausbesitzer heizt nun komplett mit Strom. Was bei einem gut gedämmten Neubau mit geringem Wärmebedarf nicht ins Gewicht fällt, sorgt im alten Häuschen nun für hohe Kosten. Und Gläschig sieht einen weiteren Aspekt: „Im Winter kommt der Strom aus Braunkohle und französischen Atomkraftwerken – das ist wirklich nicht ökologisch“. Auch eine Photovoltaikanlage ändert da oft nicht viel, denn genau in den heizungsintensiven Zeiten ist deren Ertrag meist mager.

Karl Ziegler lässt in seinem 23 Jahre alten Haus die Gasheizung aus- und eine neue Wärmepumpe einbauen. Der Obereschacher hat jedoch ...
Karl Ziegler lässt in seinem 23 Jahre alten Haus die Gasheizung aus- und eine neue Wärmepumpe einbauen. Der Obereschacher hat jedoch einen entscheidenden Vorteil: Das Gebäude ist sehr gut gedämmt. | Bild: Burger, Tatjana

Einer, der sich getraut hat, ist Karl Ziegler. Die Gastherme in seinem 23 Jahre alten Haus in Obereschach wird derzeit gegen eine Wärmepumpe ausgetauscht. Ziegler ist froh. „Ich wollte nicht abhängig von Putin und den Gaslieferungen sein“, erklärt der Bauingenieur und frühere Leiter des VS-Tiefbauamts seine Entscheidung.

Zieglers älteres Haus hat keine Fußbodenheizung, doch er hat einen anderen entscheidenden Vorteil. Schon beim Bau vor über zwei Jahrzehnten hat er auf eine sehr gute Dämmung geachtet, sein Haus liegt im Heiz-Verbrauch zwischen Niedrigenergie- und Passivhaus. Von daher fiel die Entscheidung für die Wärmepumpe leicht, sagt der Hausbesitzer.

Jetzt kann sie bald in Betrieb gehen: Wolfgang Burkhart, Mitarbeiter der Firma Gläschig, baut das Innenleben der neuen Wärmepumpe ein.
Jetzt kann sie bald in Betrieb gehen: Wolfgang Burkhart, Mitarbeiter der Firma Gläschig, baut das Innenleben der neuen Wärmepumpe ein. | Bild: Burger, Tatjana

Doch nicht alle Besitzer älterer Immobilien haben so gute Voraussetzungen. Ein Nahwärmenetz gibt es meist nicht, die Wärmepumpe ist nicht die Ideal-Lösung – wer eine Ölheizung austauscht, hat meist Platz für einen Speicher und kann eine Holzpelletsheizung einbauen. In manchen Teilen der Doppelstadt, so Dirk Gläschig, ist jedoch die Holzfeuerung verboten.

„Da kommt man an der Hybridanlage nicht vorbei“, sagt der Experte. Dahinter verbirgt sich eine Kombination aus Wärmepumpe und Gas- oder Ölheizung. Für ökologisch sinnvoll hält Gläschig dies aber ebenfalls nicht. Denn wird die Außentemperatur zu kalt für die Wärmepumpe, heizt der Hausbesitzer angesichts der hohen Strompreise wohl lieber mit Gas oder Öl. „Es ist gut, hier ein zweites Standbein zu haben“, betont auch Matthias Frey, Leiter der Sparte Heizungen bei der Firma Gläschig.

Dies ist schlicht viel billiger: Eine Kilowattstunde Strom kostet derzeit um die 50 Cent. 9,5 Kilowattstunden Strom, die mehr als 4,50 Euro kosten, entsprechen laut Gläschig in etwa einem Liter Heizöl – und der schlägt derzeit knapp einem Euro zu Buche. Eine Hybridanlage sei zudem rund 15.000 Euro teurer als eine reine Gas- oder Ölheizung. Allerdings gebe es staatliche Förderungen von bis zu 45 Prozent der Kosten für die Wärmepumpe.

Das könnte laut werden: Würde sich in der Webergasse in Zukunft ein Wärmepumpen-Ventilator an den nächsten reihen, könnte dies eine ...
Das könnte laut werden: Würde sich in der Webergasse in Zukunft ein Wärmepumpen-Ventilator an den nächsten reihen, könnte dies eine ordentliche Geräuschkulisse geben. | Bild: Burger, Tatjana

Ein großes Problem sieht Dirk Gläschig in der Villinger Innenstadt. Zwar erweitert die SVS in der Doppelstadt gerade das Nahwärmenetz. Die Innenstadt-Straßen jedoch seien unter der Oberfläche so voll mit Leitungen, dass auch in Zukunft wohl kaum Platz sei für den Anschluss an ein solches Heiz-Netz.

Bleibt also für viele wiederum die Wärmepumpe. „Stellen Sie sich vor, jeder hat dann dort einen Ventilator stehen“, so Gläschig. Dazu kommt: Um die historischen Häuser warm zu bekommen, müssen richtig große Ventilatoren ran. „Und die machen Lärm“, warnt er.

Wie sieht hier die Heiz-Zukunft aus, brummen irgendwann die Wärmepumpen? Die Hinteransicht der Rietgassen-Häuser.
Wie sieht hier die Heiz-Zukunft aus, brummen irgendwann die Wärmepumpen? Die Hinteransicht der Rietgassen-Häuser. | Bild: Burger, Tatjana

Sowieso, die Geräuschkulisse: Kleine Anlagen hört man laut Gläschig zwar kaum noch. Kommen aber viele solcher Anlagen auf kleinem Raum in einem eng bebauten Wohngebiet zusammen, kann es durchaus lauter werden. In reinen Wohngebieten wurden auch in VS Hausbesitzern per Gerichtsbeschluss schon untersagt, ihre Wärmepumpen nachts zu betreiben.

Karl Ziegler in Obereschach unterdessen freut sich, dass der Einbau der neuen Pumpe so gut über die Bühne geht. Er rechnet sogar mit rund 400 Euro Einsparungen pro Jahr durch die neue Heizung – in rund 15 Jahren habe sich diese damit amortisiert.