Vor allem um die Mittagszeit ist der Laden immer voll – und dennoch ist er bald Geschichte. An Heiligabend 2024 hat die Villinger Filiale der Metzgerei Haller in der Oberen Straße zum letzten Mal geöffnet. Der Grund dafür ist klar.
16 Jahre am Standort Villingen
Der Fachkräftemangel, der sich quer durch alle Branchen zieht, trifft auch den Familienbetrieb mit voller Wucht: „Wir werden schweren Herzens eine gut laufende Filiale aufgeben“, bestätigt Geschäftsführer Werner Schmidt. 16 Jahre lang war er mit seinem Unternehmen Mieter in der früheren Metzgerei Riesle.

Der Personalmangel sei inzwischen derart gravierend, dass es nicht mehr möglich sei, die Niederlassung zu betreiben – zumindest nicht so, dass es für die Mitarbeiter tragbar ist. „Wir können nicht diejenigen, die wir noch haben, verheizen“, sagt Schmidt.
Sie werden künftig im Schwenninger Hauptgeschäft und in der Filiale in Dauchingen eingesetzt. Für die Villinger Kunden gibt es als kleinen Trost Einkaufsgutscheine, die sie ab Januar in den anderen Geschäften einlösen können.
„Wir können nicht sehenden Auges so weitermachen.“Werner Schmidt, Metzgermeister und Geschäftsführer
Das ganze Jahr 2024 sei ein ständiges Gezerre gewesen im Bemühen, den Betrieb trotz fehlender Manpower aufrecht zu erhalten. Keine einzige Arbeitswoche sei einfach nur rund gelaufen. „Wir können nicht sehenden Auges so weitermachen.“
Neben der Filiale in Villingen gibt es das Hauptgeschäft in Schwenningen und die Niederlassung in Dauchingen. Außerdem ist die Metzgerei auf dem Wochenmarkt präsent.
Warum nachmittags öfter geschlossen war
Kurzfristige Ausfälle gibt es in Betrieben immer – doch wenn es ohnehin an Personal fehlt, sind diese schwer bis gar nicht zu überbrücken: Ein Grund, warum in Villingen die Filiale nachmittags mitunter schon geschlossen blieb. „Man kann den Mitarbeitern auch nicht zumuten, komplett alleine im Laden zu stehen“, sagt Schmidt.

Mitunter hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter morgens in Schwenningen angefangen zu arbeiten und hätten abends in Villingen Feierabend gemacht, nennt Schmidt ein Beispiel. Kein Zustand, der auf Dauer tragbar sei.
„Wir müssen jetzt Ruhe hineinbekommen, wenn wir schon die Stellen nicht besetzen können.“ Deshalb mache die Metzgerei auch zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren Betriebsferien: vom 27. Dezember bis zum 7. Januar.
Die Boomer gehen, neue kommen nicht nach
Warum fehlt so viel Personal? Auch bei der Metzgerei Haller gibt es mehrere Gründe, einer ist der demografische Wandel. Zuletzt seien viele langjährige Fachkräfte in den Ruhestand gegangen, doch es kämen nicht genügend nach.
Hinzu kämen fünf Langzeitkranke, deren Fehlen nicht kompensiert werden könne. „Da ist man auch niemandem böse, längerfristig Erkrankte gibt es immer“, betont Schmidt.
Erschwert wird das Ganze durch die Tatsache, dass sich für viele handwerkliche Berufe kaum Auszubildende finden. Alleine mit Quereinsteigern könne man auf Dauer nicht weitermachen.
Zwar bildet die Metzgerei aus und nimmt mit vier jungen Leuten aus Indonesien an dem Projekt „Fachkräfte aus Indonesien“ der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg teil. Doch Auszubildende sind eben noch keine Fachkräfte.
Selbstbedienung funktioniert nur mit Parkplätzen
Was die Zukunft betrifft, ist Werner Schmidt eher pessimistisch. „Wir haben überlegt, ob wir den Villinger Standort in einen Selbstbedienungsladen umwandeln und wären auch bereit gewesen, hier zu investieren“, sagt er.
In Schwenningen habe man mit dem ans Hauptgeschäft in der Austraße angeschlossenen Automatenbereich gute Erfahrungen gemacht.
Entscheidung gegen den Standort
Aber: „Ein solcher Smartshop braucht Parkplätze, deshalb haben uns Fachleute davon abgeraten, das in einer Fußgängerzone zu machen.“ Als feststand, dass dies keine Option ist, habe man sich letztlich zu dem konsequenten Schritt entschlossen, die Villinger Filiale zu schließen.