Weit auseinander gehen im Gemeinderat die Ansichten, wie künftig die Weihnachtsmärkte in Villingen-Schwenningen abgehalten werden sollen. Einmal mehr erweist sich die Doppelstadt mit ihren zwei Stadtzentren als Auslöser von unterschiedlichen Bewertungen und inhaltlichen Kontroversen.
Aufgrund des immensen organisatorischen und finanziellen Aufwands hat der Gemeinderat im vergangenen Juli angeregt, die Standorte, das Konzept und die Dauer der Weihnachtsmärkte kritisch zu hinterfragen.
Stadt könnte Kosten halbieren
Die beiden nacheinander stattfindenden jeweils zehntägigen Weihnachtsmärkte in Villingen und Schwenningen benötigen mittlerweile einen Zuschuss der Stadt von 200.000 Euro. Dazu kommt noch ein großer personeller und organisatorischer Aufwand, den die städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WIR-GmbH) zu schultern hat. Würde die Stadt künftig nur noch einen gemeinsamen Weihnachtsmarkt veranstalten, könnte sie die Kosten halbieren.
Bei der Vorberatung des Themas am Mittwoch, 21. Februar, im Verwaltungsausschuss prallten die unterschiedlichen Vorstellungen der Gemeinderatsfraktionen aufeinander. Einig waren sich die Fraktionen nur darin, dass die Weihnachtsmärkte 2023 von der WIR-GmbH hervorragend neu konzipiert worden waren und beim Publikum sehr gut angekommen seien.
Ein Weiter so von der CDU
Daraus zog die CDU-Fraktion den Schluss, dass die Stadt an dem bestehenden Konzept mit zwei Weihnachtsmärkten nicht rühren sollte. „Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und stimmen zu“, sagte Stadträtin Katharina Hirt.
Grüne wollen sparen
Die Fraktion der Grünen war ebenfalls voll des Lobes, wies aber auf die hohen Kosten hin. „Wir sind für einen gemeinsamen großen Weihnachtsmarkt“, erklärte Stadträtin Ulrike Merkle. Wo dieser abgehalten werde, ob im Wechsel in V und S, oder immer am selben Ort, sei sekundär.

Wenn sich dann im jeweils anderen Stadtbezirk ein kleiner privat organisierter Weihnachtsmarkt parallel etabliere, sei dies in Ordnung. „Wir müssen den Bürgern ja nicht alles auf dem Silbertablett präsentieren“, erklärte Merkle.
Freie Wähler für Münsterplatz
Für einen großen Weihnachtsmarkt pro Jahr sind auch die Freien Wähler. Allerdings an einem festen Ort und ohne ständige Wechsel. „Der Münsterplatz in Villingen ist dafür prädestiniert“, erklärte Stadträtin Ulrike Heggen. Die Kosten würden sich damit halbieren, ebenso der organisatorische Aufwand.

Die Stadt, so Heggen, müsse endlich davon wegkommen, alles doppelt vorzuhalten und doppelt zu bezahlen. Wenn jeder das Gleiche bekommt, fördere dies nicht die Gemeinsamkeiten in der Stadt. Deshalb gelte es, die besten Lösungen zu finden. Schwenningen habe die Lange Kulturnacht und den Stadtstrand, auf dem Villinger Münsterplatz wäre der Weihnachtsmarkt am besten aufgehoben. Von Schwenningen könnte an den Wochenenden ein Bus-Shuttle-Dienst nach Villingen (Glühwein-Shuttle) eingerichtet werden.
SPD sieht Impulse für Innenstädte
Die SPD-Fraktion wiederum war gleicher Meinung wie die CDU: Weiterhin zwei Weihnachtsmärkte pro Jahr wie bisher. Schließlich, so argumentierte der Fraktionsvorsitzende Nicola Schurr, bringe der Weihnachtsmarkt auch einen positiven Impuls für den Einzelhandel und die Gastronomie in den jeweiligen Stadtzentren.
Werde nur ein großer Weihnachtsmarkt eingeführt, würde der vorgeschlagene Bus-Shuttle-Dienst wohl ein Großteil der Einsparungen wieder auffressen, argumentierte Schurr.
Das sagt die FDP und AfD
„Es gibt in dieser Frage kein Richtig und Falsch“, urteilte Frank Bonath (FDP). Jede Lösung habe Vor- und Nachteile. Die FDP sei für einen großen Weihnachtsmarkt, der im jährlichen Wechsel einmal, in Villingen und einmal in Schwenningen abgehalten werden sollte. Olaf Barth (AfD) schloss sich dem Antrag der Stadtverwaltung an: Weiterhin zwei Weihnachtsmärkte wie bisher.
Was der Wirtschaftsförderer zu bedenken gibt
Diese Lösung ist auch der Favorit von Matthias Jendryschik, dem Geschäftsführer der städtischen Wirtschafts- und Tourismus-Gesellschaft. Nach seiner Aussage lässt sich mit einem jährlichen Wechsel zwischen Villingen und Schwenningen kein guter Weihnachtsmarkt dauerhaft etablieren.

Die Händler, die jeweils nur in einem Stadtbezirk dabei sein wollen, würden dann nach auswärts abwandern zu Weihnachtsmärkten, auf denen sie jährlich zum Zuge kommen können. Außerdem, so Jendryschik, fühle sich das City-Management beiden großen Stadtbezirken verpflichtet, um Leben in die Innenstädte zu bringen.
Knappe Empfehlung an den Gemeinderat
Knapp fiel am Ende der Empfehlungsbeschluss an den Gemeinderat aus: Acht Ausschussmitglieder stimmten dafür, es auch in Zukunft bei zwei Weihnachtsmärkten wie bisher zu belassen. Sechs Stadträte stimmten dagegen, eine Person enthielt sich der Stimme. Am Mittwoch, 28. Februar, soll der Gemeinderat diese Frage abschließend entscheiden.