Es war abzusehen, dass die Nachfrage nach den neuen, digitalen Impfausweisen riesig sein wird. Viele Menschen wollen sich so möglichst schnell ein wenig Erleichterung im Alltag oder für den Urlaub verschaffen, mit einem Dokument für die Hosentasche, digital auf dem Smartphone oder ausgedruckt auf einem Zettel, das europaweit gültig ist.

Technische Probleme

Diese Sehnsucht nach mehr Freiheiten haben in dieser Woche auch die VS-Apotheken zu spüren bekommen, die seit Montag die neuen Zertifikate ausstellen. Quasi über Nacht hatten sie die Aufgabe übernommen, Infos zum genauen Ablauf und der technischen Umsetzung kamen jedoch erst wenige Stunden vor dem Startschuss (wir berichteten).

Das könnte Sie auch interessieren

Die große Nachfrage deutschlandweit führte am Montag zu massiven Serverproblemen. „Die Eingabeseiten waren über Stunden nicht erreichbar“, berichtet zum Beispiel Apothekerin Valerie Aigner von der Villinger Paradiesapotheke. Ähnliche Erfahrungen hat auch Daniela Behrendt gemacht, deren Mann Christoph Behrendt die Berthold-, Klosterring-, Mozart- und die Delta-Apotheke in Villingen betreibt. Erst am Donnerstag sei das System stabil gelaufen. In den Tagen zuvor habe es immer wieder Probleme mit der Erreichbarkeit gegeben. Bestätigung kommt von Apotheker Carsten Orth von der Schwarzwald-Apotheke: „Am Donnerstag war es perfekt, am Freitag dann wieder Ausfälle.“ Aber er nimmt die Situation mit Gelassenheit. „Wir machen das gerne und es ist ja eine gute Sache.“

Valerie Aigner von der Paradies-Apotheke zeigt am Computer, wie die Impfausweise erstellt werden. Bis zum Mittwoch hat die Apotheke ...
Valerie Aigner von der Paradies-Apotheke zeigt am Computer, wie die Impfausweise erstellt werden. Bis zum Mittwoch hat die Apotheke bereits über 100 solche Zertifikate für Kunden erstellt. | Bild: Fröhlich, Jens

So meistern Apotheken den Ansturm

Einen Tipp, die Serverengpässe zu umgehen, hat eine Mitarbeiterin der Nordapotheke für ihre Berufskollegen parat: „Ganz früh am Morgen läuft das System meist ohne Probleme.“ Oder während eines Nachtdienstes aufgelaufene Impfzertifikate abarbeiten, fügt sie hinzu. Denn die Kundenaufträge würden sich mittlerweile stapeln, Nachfrage sei über die gesamte Woche hinweg gleichmäßig hoch gewesen, so die Apothekerin. In der Paradies-Apotheke wurden bis Mitte der Woche bereits über 100 Impfnachweise erstellt, teilt Valerie Aigner mit. Ähnliche Zahlen bestätigen die anderen Apotheken. Um diesem Ansturm, verbunden mit zusätzlichem Arbeitsaufwand, Herr zu werden, haben Apotheken unterschiedliche Herangehensweisen entwickelt.

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir nehmen die Daten auf und vergeben Abholscheine, um den normalen Betrieb nicht aufzuhalten“, erzählt Aigner. Behrendt, die in der Verwaltung für gleich vier Apotheken zuständig ist, berichtet von einem ähnlichen Konzept. „Wir haben extra eine Datenschutzvereinbarung erarbeitet. Wir nehmen die Kundendaten erst einmal nur auf. Sobald die Zertifikate ausgestellt sind, informieren wir die Kunden oder verschicken die Impfnachweise auch per Email, wenn ein Einverständnis vorliegt.“ Je nach Kundenandrang kann man die Zertifikate in der Schwarzwald-Apotheke nach kurzer Wartezeit draußen gleich mitnehmen, oder später abholen.

Das könnte Sie auch interessieren

Nachfrage lässt nicht nach

Noch ist keine Entspannung der Situation zu spüren. Alle Apotheker rechnen damit, dass auch in den kommenden Tage viel Arbeit auf sie zukommen wird, solange Hausärzte noch nicht an das Vergabesystem angeschlossen sind. Bislang konnten alle Apotheken den zusätzlichen Aufwand durch Aufgabenverteilung und Überstunden irgendwie auffangen. Zusätzliches Personal musste noch nicht eingestellt werden. „Wir versuchen unseren Personaleinsatz anders zu gewichten, zum Beispiel wenn die Nachfrage nach Corona-Tests in unserem Testzentrum nun etwas nachlässt“, erklärt Behrendt. Bislang sollen in Deutschland rund 15 Millionen Zertifikate über alle verfügbaren Ausgabestellen ausgestellt worden sein. Angesichts dieser noch geringen Zahl, wird wohl auch der Ansturm auf Apotheken noch längere Zeit andauern.

Das könnte Sie auch interessieren

Beratungsbedarf ist groß

„Häufig kommen Kunden direkt nach ihrer zweiten Impfung bei uns vorbei“, berichtet die Mitarbeiterin der Nordapotheke. Gültig werden die Zertifikate aber ohnehin erst nach Ablauf einer bestimmten Wartezeit, abhängig vom verabreichten Impfstoff. Diese Zeitspanne wird von den digitalen Apps „CovPass“ und „WarnApp“ automatisch berücksichtigt. „Viele Kunden, vor allem ältere Menschen, benötigen Hilfestellung und Beratung zur Technik, den Apps und zu den QR-Codes“, berichtet Aigner. „Wir versuchen uns immer Zeit zu nehmen und alles zu erklären.“ Auch würden zahlreiche Kunden gar kein Smartphone besitzen. „Dann drucken wir die Zertifikate auch aus.“

Das könnte Sie auch interessieren