Was hat das mit der Jugend zu tun?
Schaut man sich die Bilder auf der Titelseite des soeben herausgegebenen Programmheftes des Turnvereins 1848 an, so fällt einem sofort auf, dass Sport sehr viel mit Kindern und Jugend zu tun hat. Junge Läufer geben auf den Bildern angesichts der Ziellinie noch einmal alles, Volleyballer lassen auch am Netz dem Gegner keine Chance und junge Mädchen zeigen mit ihrer Akrobatik deutlich, dass Bewegung und Beweglichkeit zwar nicht ausschließlich aber doch grundsätzlich sehr viel mit Jugend zu tun hat. Der SÜDKURIER wollte von den Verantwortlichen der beiden großen doppelstädtischen Turn- und Sportvereine wissen, was die Pandemie mit dem sportlichen Angebot gemacht hat und ob diese Bilder auch in Zukunft noch Bestand haben werden. Was ist notwendig, um auch in Zukunft Sport und Jugend als untrennbare Einheit zu gestalten?
Tröstliches aus Villingen
Tröstliches ist nach fast einem Jahr Pause von den beiden verantwortlichen des TV 1848 zu hören. „Wir haben eine lange Pause hinter uns und der Nachholbedarf unserer Sportjugend ist riesig“, erklärt Manfred Herzner, Vorsitzender des Vereins, und Geschäftsführer Sven Kieninger freut sich über die wieder deutlich zunehmende Nachfrage im Bereich Kinder und Jugendsport. „Bei uns geht es in diesen Bereichen fast nahtlos weiter“, sagt Kieninger. Beim TV 1848 hatte man wohl Erfolg damit, dass man insbesondere zu den Übungsleitern engen Kontakt pflegte. „Wir sind auch virtuell oft zusammen gesessen“, sagt Kieninger.

Wofür man kein Verständnis hat
Kein Verständnis zeigen beide für die angekündigte dreiwöchige Hallenschließung und noch weniger für eine Gebührenerhöhung, die mit mehr als 500 Prozent jenseits von Gut und Böse liegt. Man hätte die bisher moderaten Gebühren immer mal wieder anheben sollen, jetzt komme diese unverhältnismäßige Anhebung natürlich zur Unzeit, so Sven Kieninger. Dass auch das Projekt des Hallenbaus im Goldenbühl durch die neuerliche Verschiebung noch einmal in weite Ferne gerückt wurde, mache den Sportbetrieb nicht einfacher.
Hoffnung auf neuen Nachwuchs in Schwenningen
Ähnliches ist aus Schwenningen von der Turngemeinde 1859 zu hören. Kurt Elsner ist dort Jugendleiter und Jugendtrainer der Abteilung Tischtennis und stellt die provozierende Frage, ob „Sport in VS bald zum Luxusgut wird?“ Nachdem man aufgrund der Pandemie die laufende Runde hatte abbrechen müssen, schaffte man zwar unter besonderen Bedingungen den ersten Platz in der Kreisliga, musste im November aber erneut den Spielbetrieb einstellen.
Anders als bei den Villinger Kollegen habe man in der Folge aber einen Großteil seines Sportnachwuchses verloren, lediglich die Mannschaftsspieler konnte man wieder begrüßen, so Kurt Elsner. Erst jetzt zeichne sich langsam eine Wiederbelebung auf diesem Sektor ab und vier Neue, die aktuell ins Schnuppertraining kommen, lassen hoffen. Große Probleme bereite aktuell aber die mangelnde Bereitschaft im Jugendtraining zu helfen. Außerdem könne man aufgrund mangelnder Hallenkapazitäten nicht ausreichend Trainingszeiten zur Verfügung stellen.
Warum auch der Spitzensport leidet
„Da kommt die diskutierte drastische Erhöhung der Hallengebühren zur Unzeit“, unterstützt Manfred Hirsch, Abteilungsleiter bei der Turngemeinschaft seinen Jugendleiter. Und, so Hirsch, es stoße schon bitter auf, wenn nach langer Zeit geschlossener Hallen jetzt noch einmal drei Wochen drangehängt werden. Dafür habe er absolut kein Verständnis. Zur Wichtigkeit des Kinder- und Jugendsports gehöre nicht zuletzt die soziale Begegnung, die nach dem erlittenen Lock down umso wichtiger sei. Einig ist man sich in den Spitzengremien der beiden großen Sportvereine, dass dieses fehlende Jahr Sport, das Corona bedingt nicht stattfinden konnte, sich zu einem späteren Zeitpunkt auch im Spitzensport bemerkbar machen wird.