Wer im Parkhaus Neue Tonhalle parken will, braucht aktuell Glück: Die zweite Park-Ebene ist seit geraumer Zeit gesperrt, womit rund die Hälfte der 215 Stellplätze wegfällt. „Wegen Vandalismus vorübergehend geschlossen“ steht auf einem Schild.

Ein paar hundert Meter weiter am Theater am Ring ein ähnliches Bild, wenn auch verteilt auf mehrere Ecken: „Wegen Sanierung gesperrt“ heißt es hier. Immer mehrere Parkplätze zusammen sind mit Flatterband abgesperrt, auch das seit geraumer Zeit.
Noch ein paar hundert Meter weiter im Parkhaus Inselhof: Im Treppenhaus riecht es nach Urin, Putz und Farbe blättern von den Wänden, Grünspan macht sich breit, die Eingangstreppe ist beschädigt, an den Wänden Fußspuren und Spinnweben. Dauerparker berichten von Jugendlichen, die sich abends auf den Parkflächen treffen, Müll und Schmutz hinterlassen und auch nicht zu überhören seien.
Wer als Besucher in Villingen parkt, dürfte sich beim Anblick der im Jahr 2011 verkauften städtischen Parkhäuser Inselhof, Neue Tonhalle und Theater am Ring mitunter zweimal überlegen, ob er sein Auto hier abstellen möchte. Zumal das Ganze nicht gerade billig ist: Bei über 20 Minuten bis zu einer Stunde werden 1,50 Euro fällig.

Zum Vergleich: Im günstigsten Stuttgarter Parkhaus Schlossstraße kostet die Stunde Parken 1,70 Euro. Der Betrag wird in Villingen bar fällig, denn Kartenzahlung ist an keinem der drei Innenstadt-Standorte möglich, beim ebenfalls von Hüfner betriebenen Parkhaus am Klinikum jedoch schon.
Was ist da los? Immerhin wirbt der Parkhaus-Betreiber, die Stuttgarter Parkservice Hüfner GmbH mit höchster Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit.
Die Eigentümerin der Parkhäuser, die AIF Capital Group aus Stuttgart, habe vor zweieinhalb Monaten alle relevanten Parkhäuser begutachten lassen, sagt Christoph Hornikel, Geschäftsführer der Parkservice Hüfner GmbH. Die Instandsetzung der Immobilien sei nicht Aufgabe der Pächterfirma Hüfner.
Beschädigte Bausubstanz
Dass die Villinger Häuser in keinem besonders attraktiven Zustand sind, ist Hornikel bewusst. Zum Teil sei auch die Bausubstanz beschädigt. „Das sind natürlich riesige Investitionen, die refinanziert werden müssen“, sagt der Geschäftsführer. Anfang des Jahres 2023 sollen die Maßnahmen sukzessive stattfinden.

Bei der Neuen Tonhalle sei es so, dass massiver Vandalismus zur Sperrung der Park-Ebene im zweiten Untergeschoss geführt habe. „Da geht es auch um sicherheitsrelevante Themen“, sagt Christoph Hornikel und zählt auf: So seien beispielsweise Lampen heruntergeschlagen und Fluchtwegezeichen zerstört worden. Die Sperrung dauere an, weil versicherungsrechtliche Fragen noch nicht geklärt seien.
Ungebetene Gäste sind ein Dauerthema
Ungebetene Gäste seien ein Dauerthema in Parkhäusern – nicht nur in VS, sondern überall. Als Beispiel nennt er das Innenstadt-Parkhaus Züblin in Stuttgart. „Das ist ein täglicher Kampf.“
In Villingen sei auch der Aussichtsturm auf dem Hubenloch eine Quelle des Ärgers. „Wir machen dort regelmäßig sauber, weil immer wieder Flaschen vom Turm geworfen werden.“ Hier sieht der Geschäftsführer auch den kommunalen Ordungsdienst verstärkt in der Pflicht. Zwar könne dieser nicht das Parkhaus kontrollieren, wohl aber den Aussichtsturm.
„Man kann nicht einfach nur den Kassenautomaten mit einem Kartenleser ausstatten.“Christoph Hornikel, Geschäftsführer der Parkservice Hüfner GmbH
Man lege Wert darauf, den Kunden ein vernünftiges Parkerlebnis zu gewährleisten. Deshalb soll künftig auch bargeldlose Bezahlung über eine App möglich sein. Warum nicht mit EC-Karte? „Dazu müsste man die ganze Parkabfertigungsanlage austauschen“, erklärt Christoph Hornikel. „Man kann nicht einfach nur den Kassenautomaten mit einem Kartenleser ausstatten.“ Alle Komponenten – darunter auch die Schranke – müssten zusammenspielen. „Da sind wir schnell bei einem sechsstelligen Betrag.“

Vor dem Verkauf im Herbst 2011 waren alle Parkhäuser, so berichtete der SÜDKURIER damals, auf Druck des Investors auf Vordermann gebracht worden. Seitdem hat sich in den Häusern nicht viel getan. Sind die Parkhäuser ein Abschreibungsobjekt?
Komplizierte Bauprojekte
Nein, sagt Johannes Högerle, Asset Manager (Vermögensverwalter) bei der AIF Capital. „Wir sind gerade dabei, ein Maßnahmenpaket zu entwickeln und mit Gutachtern abzustimmen. Es wird auf jeden Fall etwas gemacht.“ Die Projekte seien kompliziert, da es sich um Stahlbetonbauwerke handle, zudem bekomme man den Materialmangel auf dem Bau zu spüren, egal, ob es um Türen oder Aufzüge gehe. Hinzu komme, dass man teils auf die Versicherungsfreigabe warten müsse.