Hans-Jürgen Kommert

Seit einigen Wochen bereits ist Leben eingekehrt im Dorfgemeinschaftshaus in Urach. Sechs nigerianische Asylsuchende hat die Stadtverwaltung einquartiert. Zum dritten Mal wurde der kleine Ortsteil damit zur Anlaufstelle für Geflüchtete.

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Protest für diese Unterbringung kommt von einer Organisation, die sich seit Jahren für die Belange der Asylsuchenden stark macht, dem Job Club VS, der Arbeit und Ausbildung statt Abschiebung fordert. Christian Utischill begann 2016 mit der ehrenamtlichen Arbeit mit Asylbewerbern, damals in der Unterkirnacher Unterkunft Maria Tann. Gemeinsam mit Mitstreiter Bruno Weisser und weiteren Helfern gründete er die Initiative Job Club VS. Auf Bitten von Sabine Mund habe sich Utischill mit dem Job Club VS in die Lage eingeklinkt. Er habe mit Axel Wittlinger, dem seitens der Kommune zuständigen Mitarbeiter, gesprochen.

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Klar wendet er sich gegen die Unterbringung in Urach. Auch Maria Tann lag eher abseits, doch es gibt Unterschiede – vor allem in der Verkehrsanbindung. Schon zwei Mal sei eine solche völlig abgelegene Unterbringung in Urach gescheitert, die damaligen Asylbewerber seien letztlich im Untergrund und der Illegalität verschwunden. „Die Stadt hat daraus offenbar nichts gelernt, der Standort Urach ist für einen Urlaub hervorragend, zur Unterbringung von Flüchtlingen aber denkbar schlecht“, fällt Utischill ein vernichtendes Urteil.

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Schon in Schulzeiten sei die Verbindung im öffentlichen Personennahverkehr mangelhaft, in der Ferienzeit finde dieser schlichtweg nicht statt. Hinzu komme laut Utischill, dass sich seitens der Stadt praktisch keiner wirklich kümmere – sicher auch der Entfernung wegen. Bei der Gemeindeverwaltung spreche keiner wirklich Englisch, die Nigerianer dagegen kaum Deutsch.

Das schlägt Job Club VS vor

  • Alternative Unterbringung: Das Rathaus müsse die Bereitschaft von Vermietern im Kernort ausloten, die jungen Männer unterzubringen.
  • Sprachunterricht: Zugleich sei primär wichtig, die Sprachkompetenz der Nigerianer zu fördern – etwa mit privaten Sprachlehrern auf Basis geringfügiger Beschäftigung – wobei der Unterricht in Urach stattfinden soll. Zuvor sei eine entsprechende Kompetenz-Erhebung vorzunehmen.
  • Arbeitssuche: Zeitnah soll eine Bestandsaufnahme der Fähigkeiten und Kenntnisse der Asylbewerber als Grundlage zur Jobsuche stattfinden, Lebensläufe müssten erstellt werden, Zeugnisse und Nachweise der Berufserfahrung zusammengestellt werden. Hierbei sei der Job Club methodisch behilflich, versprach Utischill. Bis Ende August sollte lokal alles erfasst sein.
  • Nahverkehr: Um die hohen Kosten der Busverbindungen in die Zentren (etwa elf Euro nach Villingen und zurück) für die Asylbewerber tragbar zu machen, regt Utischill an, den Bewerbern eine Monatskarte zur Verfügung zu stellen, was es zwischen der Stadt Vöhrenbach und dem Landratsamt zu klären gelte.
  • Helferpotential: Es sollte versucht werden, den Asyl-Kreis Vöhrenbach wieder zu beleben, um neues oder bewährtes Helferpotential zu aktivieren. Utischill schlägt einen öffentlichen Aufruf und die Nutzung persönlicher Kontakte vor, die Hauptaktivität liege dazu bei der Stadt Vöhrenbach.
  • Aussprache: Mit den Asylbewerbern finde am 30. Juli eine nicht öffentliche Aussprache in der Gemeindehalle Urach statt, für die Utischill rund zwei Stunden einplant. Alle Asylbewerber, zwei bis drei Mitarbeiter der Verwaltung Vöhrenbach, ein bis zwei Sozialarbeiter sowie der Job Club-VS werden dabei vertreten sein. Der Verein werde die Moderation in Deutsch und Englisch sicherstellen.