Fußball, Bezirksliga: Im Büro von Fabian Wilhelmsen im Singener Rathaus hängen zwei signierte Trikots von Mario Götze. „Für Fabi von Mario“ hat der WM-Siegtorschütze von 2014 und derzeitige Spieler von PSV Eindhoven sowohl auf das Bayern-Dress mit der Nummer 19 als auch auf das Dortmunder Shirt mit der 10 geschrieben.
„Mein Papa kennt Marios Vater gut. So bin ich an die signierten Trikots gekommen“, erzählt der 35-Jährige, der in seiner fußballerischen Laufbahn schon viel erlebt und in den vergangenen Wochen beim Bezirksligisten Türkischer SV Singen für einen Aufwärtstrend gesorgt hat.

Zu den alten Hasen des Trainergeschäfts zählt er aber keinesfalls. Der Abteilungsleiter Sport und Bäder der Stadt Singen spielt eigentlich noch selbst, hatte allerdings zuletzt immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Aktuell macht das linke Knie noch Probleme.
Wilhelmsen folgt auf Rogosic
Nachdem sich der TSV Singen Anfang September von Trainer Neno Rogosic getrennt hatte, übernahm Wilhelmsen das Kommando an der Seitenlinie. Der ehemalige Regionalliga-Kicker, der in den vergangenen Jahren Jugendmannschaften des JFV Singen trainierte, fördert seit Mai diesen Jahres am Stützpunkt Singen die Talente der Region. Dies macht er weiterhin, obwohl er nun eben auch zusätzlich drei Mal pro Woche auf dem Trainingsplatz des TSV steht – inklusive Spiel natürlich.
Özcan: „Fabi bringt die Voraussetzungen mit“
TSV-Teammanager Sükrü „Sigi“ Özcan beschreibt Fabian Wilhelmsen als ruhigen und sachlichen Typ, der dennoch genau wisse, wann er laut werden muss. Einer, der viel Wert auf Loyalität, Disziplin und Respekt legt. Das habe Wilhelmsen vor der Mannschaft von Beginn an betont.
„Es ist schon imponierend, wie er die Sache von Anfang an angegangen ist. Fabi bringt die Voraussetzungen mit, ein richtig guter Trainer zu werden. Wir sind froh, dass er sich diese Herausforderung zugetraut hat“, sagt Özcan, der schon lange mit dem Gedanken geliebäugelt hatte, Wilhelmsen ins Trainertam zu holen. „Dass es aber so früh passiert, habe ich nicht gedacht“, so Özcan.
Spielertrainer kann er sich nicht vorstellen
Solange Wilhelmsen beim TSV als Trainer fungiert, wird er die Kickschuhe zuhause lassen. Das betont der 35-Jährige. Bis zum Winter wird er also nicht auf dem Platz stehen. Denn solange wird er mindestens TSV-Trainer sein. Und dann? „Wir werden uns im Winter zusammen setzen“, sagt Özcan.
Die Option Spielertrainer gibt es für Wilhelmsen aber nicht: „Maximal wenn wir extreme personelle Engpässe hätten. Aber ich persönlich finde es schwierig, beide Rollen gleichzeitig anzunehmen“, sagt er. Gemeinsam mit seinem Vater Frank, den er sich als Co-Trainer mit ins Boot geholt hat, fokussiert er sich voll und ganz auf die Rolle an der Seitenlinie.
Mit Erfolg: Wilhelmsen übernahm nach dem vierten Spieltag, als der TSV mit nur einem Zähler weit unten in der Tabelle zu finden war. Unter ihm haben die Singener durch vier Siege und ein Remis den Anschluss an die vorderen Plätze der Bezirksliga geschafft. Und das Programm hatte es in sich: Gegen den FC Öhningen-Gaienhofen, SV Mühlhausen, FC Hilzingen und SV Deggenhausertal setzte sich die Wilhelmsen-Elf durch, die Partie gegen den FC Rot-Weiß Salem endete torlos.
Herausforderung angenommen trotz des schlechten Saisonstarts
Trotz des schlechten Saisonstarts hat ihn die Aufgabe von Beginn an gereizt. „In der Mannschaft steckt richtig viel Potenzial, der Ball läuft gut“, sagt Wilhelmsen, der aber nicht nur auf das Ergebnis blickt: „Wir wollen tollen Fußball spielen.“ An den spielerischen Elementen habe er mit der Mannschaft in den vergangenen Wochen viel gearbeitet. Zudem sei die Stabilität in der Defensive ein für ihn entscheidendes Thema.
Am Sonntag empfängt seine Mannschaft mit dem SC Konstanz-Wollmatingen den Tabellenführer. Der nächste Härtetest also. Aber auch eine Chance, ein weiteres Ausrufezeichen zu setzen. „Wir wollen den Anschluss weiter verkürzen und bis zum Winter bestenfalls kein Spiel mehr verlieren“, sagt Wilhelmsen, der großen Respekt vor dem SC hat. „Eine sehr ausgeglichene Mannschaft – defensiv wie offensiv stark.“