An guten Tagen ist in der Fußball-Bezirksliga nach der Corona-Zwangspause noch einiges möglich
Zwischenbilanz nach zehn Spieltagen mit interessanten Erkenntnissen. Titelfavoriten setzen sich an der Spitze schon etwas ab. Einige unerwartete Gäste fühlen sich im Tabellenkeller etwas unwohl
Corona stoppt den Amateurfußball: Nach dem Anstieg der Fallzahlen unterbrach der Südbadische Fußballverband den Spielbetrieb vorerst bis Jahresende.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Fußball-Bezirksliga: – Zwischenbilanz, so früh – das gab es noch nie. Doch in diesem Jahr 2020 gab es im regionalen Amateurfußball ohnehin viele Dinge, die man noch nie so erleben musste. Die weltweit grassierende Corona-Pandemie macht auch vor der tiefsten Provinz nicht halt.
Und so hatten die Fußballer (und alle anderen Sporttreibenden) nicht nur den Saisonabbruch im Frühjahr mit allen seinen Folgen zu verkraften. Nach dem halbwegs optimistischen Start in die Saison 2020/21 liegen Bälle und Trikots schon wieder ungenutzt in den Schränken. Lassen wir uns überraschen, ob, wie und wann diese zweite Corona-Saison einmal endet.
Frust: Sebastian Rupp kassierte mit dem FC Wallbach zuletzt fünf Niederlage in Folge und überwintert auf einem Abstiegsplatz.
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Nach zehn Spieltagen ist der Blick auf die Zwischenbilanz dennoch interessant. Sofort sticht ins Auge, was in der höchsten deutschen Spielklasse auffällt. Ganz vorn stehen die üblichen Verdächtigen. Sind es oben die Bayern, die Roten Bullen und die Dortmunder, tummeln sich in der höchsten Klasse des Bezirks Hochrhein der SV Herten und der FC Erzingen.
Beide Teams haben sich von den Verfolgern etwas abgesetzt, demonstrierten in nahezu allen Spielen ihre individuelle Klasse. Kurios dabei – im direkten Aufeinandertreffen kassierten die Erzinger eine brutale 1:6-Niederlage. Mit solchen Pleiten kann die Gallmann-Elf aber umgehen, wie sich im vergangenen Jahr bei der 1:8-Klatsche in Zell zeigte. Offensichtlich ist so ein Ausreißer immer drin.
So jubelt der Spitzenreiter SV HertenVideo: Scheibengruber, Matthias
Der wie – auch immer ermittelte – Titel führt also über Herten oder Erzingen, soviel darf man schon heute mit Gewissheit behaupten. Zumindest in den vergangenen beiden Jahren standen nach zehn Spielen auch schon die beiden Besten ganz oben. Dass es auch anders kommen kann, zeigte sich in der Saison 2017/18. Nach zehn Spielen standen der FC Schönau und der FV Lörrach-Brombach II vorn, am Ende waren diese Teams im Mittelfeld abgetaucht, an der Spitze standen der VfR Bad Bellingen und der SV 08 Laufenburg.
Zufrieden: Alex Rebis und Toni Santoro (Nr. 18) von Neuling SG FC Wehr-Brennet freuen sich nach neun Spielen über eine ausgeglichene Bilanz.
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Blick auf die Bezirksliga-Statistik nach zehn Spieltagen
Kein Grund also für die Verfolger, schon aufzugeben. Das gilt nicht nur für die ambitionierten FC Zell, VfB Waldshut und TuS Efringen-Kirchen, die allesamt ihr Potenzial im ersten Saisondrittel nicht restlos ausgeschöpft haben, sondern auch für den traumhaft gestarteten Neuling SG Mettingen/Krenkingen. Dem Aufsteiger könnte unter Umständen gelingen, was zuletzt dem FSV Rheinfelden in der Saison 2013/14 gelang – ein Durchmarsch aus der Kreisliga A in die Landesliga.
Blitzschnell: Phil Sailer erzielte beim 6:1 des SV Herten gegen den FC Erzingen das schnellste Joker-Tor der Saison, traf zwei Minuten nach seiner Einwechslung.
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Träumen ist erlaubt, bei Neuling SG FC Wehr-Brennet, der erstaunlich gut harmoniert, aber auch beim SV Buch. Der holt mal wieder das Maximale aus seinen Möglichkeiten und verdient sich einmal mehr den ungeteilten Respekt der Konkurrenz.
Elfmeterschreck: Wenn Schiedsrichter Serkan Öz auf den Punkt zeigt, geht der Ball nicht rein.
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Der gebührt in diesem Saisondrittel auch dem FC Schlüchttal, wie der SV Buch stets Kandidat fürs Attribut „Absteiger Nummer 1“. Von wegen, schallt es von der Höh‘ – nicht nur wegen der Tore von Nico Reichardt sollte auch eine dritte Saison drin sein.
Was die Zukunftsaussichten angeht, ziehen nicht nur beim sieglosen Schlusslicht Bosporus FC Friedlingen dunkle Wolken auf. Die von Deniz Aytac im Sommer übernommene Elf bekommt überall Anerkennung für ihr technisches Vermögen – doch so richtig auf den Platz haben es die Jungs von der Tullastraße noch nicht gebracht.
Dreifacher Hattrick: Shaban Limani vom FC Erzingen hat drei Mal drei Tore in einem Spiel erzielt.
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Nicht ganz so dramatisch ist die Lage beim SV Jestetten, FC Wallbach und FC Schönau. Das Trio steht in der möglichen Abstiegszone. Dort hätten sie sich selbst nie verortet. Das Potenzial ist da, es sollte bald geweckt werden. Schließlich ist da noch der von Verletzungen böse geplagte FC Hochrhein, der an guten Tagen jeden Gegner aufmischt. Wie gesagt, an guten...
Nervenstark: Nexhdet Gusturanaj vom FC Tiengen 08 bleibt nicht nur cool, wenn der Ball auf ihn zufliegt, sondern auch am Elfmeterpunkt.
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Auf gute Tage hoffen auch die U23 des FV Lörrach-Brombach und die Rot-Weißen aus Weilheim. Sie schweben zwischen Baum und Borke, das Gefühl geht nach oben, die Punktausbeute eher – noch – nicht. Vielleicht lohnt ein kurzer Blick auf den FC Tiengen 08, der nach dem Desaster des letzten Herbstes nun unter Trainer Erkan Kanli offensichtlich die richtige Mischung gefunden hat.