Die Voraussetzungen schienen wie gemacht für den SV Jestetten. Die Elf von Michele Masi schien gerüstet für den Saisonstart, einzig Routinier Silvan von Ow fehlte bei der Premiere in Wallbach. Zudem hatte Daniel Ramirez noch eine kleine Überraschung aus dem Hut gezogen. Wobei die Bezeichnung „klein“ dem Protagonisten nicht gerecht wird: „Luis Weber spielt ab sofort für eine Saison bei uns“, strahlte der Sportchef über den Coup.
Der 17-Jährige aus Dettighofen kehrt nach zwei Jahren im Nachwuchs des SC Freiburg in die Heimat zurück. Vor seinem Wechsel in den Breisgau wurde er drei Jahre beim FC Schaffhausen ausgebildet. Dass er nun beim SV Jestetten die Schuhe schnürt und nicht – wie altersbedingt durchaus möglich – bei den A-Junioren, sondern in der „Ersten“, verdankt er einer Schwager-Abmachung von Michele Masi und Michael Schilling.
Der Trainer des frisch gebackenene südbadischen Rothaus-Pokalsiegers 1. FC Rielasingen-Arlen sieht in Luis Weber eine Investition in die Zukunft, die unter Masi noch reifen kann und darf: „Wir wünschen es ihm, dass er nächstes Jahr den Sprung schafft“, so Masi.
Der erste Auftritt verlief allerdings nicht ganz nach Webers Wünschen: „Ich war nicht gut, wir waren nicht gut. Aber ich möchte baldmöglichst beweisen, dass ich eine gute Ausbildung genossen habe“, so der Youngster, der einst beim FC Dettighofen mit dem Fußball begann.
Für Michele Masi war die Premiere seines Schützlings indessen keine Überraschung: „Er hat schnell den körperlichen Unterschied zwischen der Junioren-Bundesliga und der Bezirksliga zu spüren bekommen“, dürfte dem SVJ-Trainer die kurze und deutliche Unterhaltung von Schiedsrichter Ralf Brombacher und dem etwas entrüstet wirkenden Luis Weber nicht entgangen sein.
Doch nicht nur Webers Einstand ging – aus Jestetter Sicht – ziemlich daneben. Nur selten brachte der Gast den keineswegs überragend agierenden FC Wallbach in Gefahr: „Wir hatten keine Idee, den tief stehenden Gegner zu überlisten“, war Masi sichtlich enttäuscht nach dem 0:1 zum Auftakt: „Das Ergebnis geht völlig in Ordnung. Wir haben es nicht geschafft, uns gegen die Konter abzusichern. Obwohl wir vor dem Spiel eindringlich darüber geredet haben.“
Fußball-Bezirksliga
Mit einfachen Mitteln schaffte es der FC Wallbach, den Gegner meist vom Strafraum fern zu halten: „Wir haben uns vor der Pause auch ein deutliches Chancenplus heraus gespielt“, lehnte sich Andreas Braunagel zufrieden zurück: „Das haben meine Jungs taktisch gut gemacht und sie haben sich über 90 Minuten als funktionierende Einheit präsentiert“, lobte er das Kollektiv: „Vor allem in der Jestetter Druckphase waren wir sehr diszipliniert.“
Dass es am Ende „nur“ zu einem Treffer reichte, war dem mangelhaften Abschluss der Wallbacher zuzuschreiben. Braunagel hatte das mit seinem Trainerkollegen Thomas Scherzinger durchaus registriert, ließ aber Kritik nicht gelten: „Wir stehen am Anfang der Saison und ich freue mich vor allem darüber, dass wir überhaupt so viele Tormöglichkeiten hatten.“
So konnte es sich das Wallbacher Duo sogar leisten, einen ausgewiesenen Torjäger wie Timo Bernauer in der Defensive einzusetzen: „Das hat er super gemacht“, lobte Braunagel den im Winter von der Spvgg. Brennet-Öflingen gekommenen Stürmer, der in der Tat bei seinen Clubs schon auf jeder Position geglänzt hat. Selbst als Torwart wusste Bernauer schon zu überzeugen.
Und so lang Sebastian Rupp und Christian Albiez im Angriff so gut harmonieren, wie beim Tor des Tages, ist Braunagel nicht bange: „Kommende Woche beim FC Schlüchttal stehen Thierry Barb und Tolga Polat wieder zur Verfügung. Mal sehen, wo wir Timo dann aufstellen“, grinste er verschmitzt.
Angesichts der Tatsache, dass die Hausherren dann ihren ersten Bezirksliga-Heimsieg seit dem Wiederaufstieg anpeilen, dürfte sich für Bernauer sicher eine Position finden lassen. Er war es auch, der nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Marco Weimann den Laden zusammen hielt, als der SV Jestetten mit dem Mut der Verzweiflung auf den Ausgleich drängte.
Halbwegs angedeutete Möglichkeiten gab es viele, echte Chancen aber letztlich kaum. Ein einziges Mal aber stockte Braunagel doch der Atem, als in der Nachspielzeit dem eingewechselten Artur Heck plötzlich der Ball vor die Füße rollte.

Heck zog ab, hatte allerdings zuviel Rückenlage und drosch die Kugel in den Fangzaun: „Das ärgert mich gewaltig. Es wäre ein tolles, nachträgliches Geschenk gewesen“, schimpfte er am Tag nach seinem 29. Geburtstag.
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