Marc Russ vom SV Jestetten wird das unglaubliche 7:5 im Derby beim FC Erzingen nie mehr vergessen
Interview der Woche: Für den 27-jährigen Abwehrspieler war es deshalb bitter, das Verfolgerduell gegen den SV Herten wegen einer Wadenverletzung zu verpassen. Seinen Kreuzbandriss vom Juni 2022 hat er gut überstanden
Total euphorisiert: Das mit 7:5 gewonnene Derby beim FC Erzingen wird Marc Russ (hier im Laufduell mit Marco Morawczik) vom SV Jestetten so schnell nicht vergessen: „So etwas erlebst du als Fußballer wahrscheinlich nur einmal.“
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Marc, beim 2:4 gegen den SV Herten waren Sie nur Zuschauer. Keine Lust mehr gehabt, nach dem 7:5 beim FC Erzingen?
Von wegen! Ich habe richtig gelitten, weil ich tatenlos zuschauen musste. Nach diesem unglaublichen Derby war ich total euphorisiert. So etwas erlebst du als Fußballer wahrscheinlich nur einmal. Umso härter hat mich die Verletzung im Training getroffen.
Ich habe mir eine Zerrung in der Wade zugezogen. Ich werde das wohl besser gut auskurieren und vorerst pausieren.
Defensivaufgaben: Marc Russ kann beim SV Jestetten sowohl in der Abwehr als auch im Mittelfeld spielen. Hier setzt er sich im Zweikampf gegen Francesco Vardi (Nr. 16) von der SG FC Wehr/Brennet durch.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Mit geduldigem Auskurieren kennen Sie sich ja bestens aus – Stichwort: 26. August. Was hat es mit dem Tag auf sich?
Bei der U23 in Laufenburg war ich am 26. August 2023 wieder auf dem Platz. Auf den Tag genau ein Jahr nach meiner Operation. Im Juni 2022 hatte ich – im Derby gegen den FC Erzingen – mir das Kreuzband und den Meniskus gerissen, sowie das Innen- und Außenband im Knie angerissen.
Schwere Verletzung: Im Derby gegen den FC Erzingen am 4. Juni 2022 erlitt Marc Russ einen Kreuzbandriss. Operiert wurde er am 26. August und auf den Tag genau ein Jahr später stand er im Spiel gegen die U23 des SV 08 Laufenburg wieder auf dem Platz.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Eine fürchterliche Verletzung. Manche Kicker hören danach auf mit Fußball.
Ja, aber ich hatte den Ehrgeiz, wieder zu spielen. Täglich war ich beim ehemaligen Physio des FC Zürich, unter anderem mit David Duvnjak vom VfB Waldshut. Wir waren dort in besten Händen.
Marc Russ (27) lebt in Zürich, wo er im Uni-Spital tätig arbeitet. Mit Fußball begann er beim SV Lottstetten und wechselte nach einem Jahr bei Eintracht Stetten als C-Junior zum SV Jestetten. 2015 rückte er in den Aktivkader auf. Während seines Studiums spielte er knapp drei Jahre bei der SSG Ulm. Seit der Winterpause 2019/20 ist Russ wieder beim SV Jestetten aktiv.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Und jetzt? Alles gut?
Perfekt. Ich schaffe es im Spiel, keinen Gedanken ans Knie zu verschwenden. Das muss man wirklich hinkriegen, sonst wird es gerade in Zweikampf gefährlich, wenn du da Angst entwickelst.
Heimpremiere: Beim 3:3 gegen den FC Wittlingen am 22. August 2015 spielte Marc Russ (rechts, gegen Benjamin Bader) erstmals im Seestadion in der Bezirksliga.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Weniger für Angst als für Erstaunen sorgt die Entwicklung des SV Jestetten. Trotz Abgänge ist der Fast-Absteiger ein Spitzenteam. Was ist Ihre Erklärung?
Der Teamgeist passt, was für mich Grund genug ist, zu bleiben, statt mir in Zürich einen Club zu suchen. Thomas Rangnau und Nico Husz zählen zu meinen besten Freunden. Die jungen und die neuen Spieler ziehen super mit, harmonieren mit den „alten Hasen“. Zudem haben wir einen Fitnesslevel, der im Derby vielleicht den Ausschlag gab.
Jungspund: Im Sommer 2015 wechselte Marc Russ (Zweiter von links) ins Aktivkader des damaligen Bezirksliga-Aufsteigers SV Jestetten unter Trainer Michele Masi (links). Ebenfalls neu im Team waren damals (weiter von links) Raffaele Ponzo, Michael Jauch, Stefano Fornino, Jonathan Hader und Rouven Meyer.
| Bild: Roland Fischer
Nochmal zum 7:5. Gab es Reaktionen?
Ich fand es klasse, dass so viele Fans in Erzingen waren und entsprechend begeistert waren sie vom Spiel. Es wurde lang gefeiert, erst in der Kabine, danach im Sportheim – mit den Erzinger Spielern. Auf dem Platz frisst man sich auf und danach hockt man zusammen.
Marc Russ knapp vorbeiVideo: Scheibengruber, Matthias
Das Derby ist ja doch etwas Spezielles?
Marco Lohr und Pascale Moog spielten ja einst beim FC Erzingen. Michael Jauch, der neue Erzinger Trainer, spielte schon bei uns. Für ihn tat es mir, obwohl ich den Sieg total genossen habe, fast etwas leid – aber das ist eben Derby!