„Jungs, ich bin unheimlich stolz auf euch!“, rief der sichtlich angefasste Daniel Pietzke in den Kreis seiner Mannschaft nach dem 2:1-Erfolg gegen die SG FC Wehr/Brennet. Es war der sechste Sieg des SV Buch in Folge. Seit dem 11. September wurde alles gewonnen, was der Pietzke-Elf in die Quere gekommen ist. Kein Wunder, dass der letzte Auftrag des Trainers im Jubel fast unter ging: „Geht feiern! Von mir aus das komplette Wochenende. Reißt das Clubheim ab!“
Ganz so schlimm kam es dann doch nicht, denn das Sportheim wird ja noch gebraucht. Aber die Partystimmung hatten sich die Gastgeber verdient. In der Nachspielzeit hatten sie den Hebel endgültig umgelegt. Zu einem Zeitpunkt, als schon niemand mehr dran glaubte, dass dieser Teufelskerl zwischen den Pfosten der SG FC Wehr/Brennet aus dem Spiel heraus überhaupt nochmal zu überwinden sein würde. „Timo Kaiser hat uns im Spiel gehalten“, lobte Gästetrainer Urs Keser seinen 19-jährigen Schlussmann und Daniel Pietzke schloss sich anerkennend an: „Unglaublich, was er alles gehalten hat.“
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Am Ende aber war auch Tausendsassa Timo Kaiser machtlos. Pascal Störk setzte in der Nachspielzeit zu einem letzten weiten Einwurf an, hatte Glück, dass Schiedsrichter Jonas Probst nicht auf die Füße achtete. Christoph Bank wollte den Ball aus der Gefahrenzone köpfeln, legte unfreiwillig für Johannes Lauber auf.
Lauber nahm die Kugel volley, doch Dawid Armanowski stand in der Schusslinie. Sein Stopp-Versuch geriet zur Kerze, zum Kopfball kam der Bucher nicht, weil ihn Alexander Rebis in den Rücken stieß. Dem nun freien Ball setzte Pascal Pecoraro nach und drückte ihn aus sieben Meter unhaltbar in die Maschen: „Ich hab den Ball in der Luft gesehen und dachte, da muss ich hin. Da könnte noch etwas passieren. Man darf halt bis zum Abpfiff nie aufgeben.“
Zwei Minuten gab Probst in der phasenweise doch ruppigen und von zahlreichen Fouls geprägten Partie noch dazu, was Jan Steininger noch zum Verhängnis wurde. Der im Sommer vom FC Steinen-Höllstein gekommene Mittelfeldspieler kassierte Sekunden vor dem Abpfiff die Gelb-Rote Karte.

Schon einige Minuten zuvor musste Semih Kilic, der im ersten Abschnitt nach einem rüden Foul gegen Manuel Berger mit viel Glück nur „Gelb“ gesehen hatte, vorzeitig vom Platz.

Zwei gesperrte Spieler am Sonntag, im Heimspiel gegen den SV Jestetten. Spätestens jetzt war Urs Keser richtig bedient: „Natürlich hat der SV Buch viel Druck gemacht, aber noch mehr Druck haben wir vom Unparteiischen verspürte, der früh mit überflüssigen Verwarnungen hantiert hat.“
Insgesamt zehn Mal griff Jonas Probst in seine Taschen. Allein sechs „Gelbe“ zückte er in der umkämpften Partie vor dem Seitenwechsel. Das Spiel litt vor allem unter dem schwer bespielbaren Platz. Unmittelbar zuvor hatte die Bucher „Zweite“ schon gegen den FC Bergalingen tiefe Spuren hinterlassen.
Aber beide Teams nahmen den Kampf an, schließlich galt es Erfolgsserien zu verteidigen: „Das hat uns anfangs etwas zu schaffen gemacht“, sah Daniel Pietzke darin eine Ursache für die miserable Verwertung der Chancen – neben der Leistung von Timo Kaiser: „Anderseits muss man sich die Chancen erstmal erspielen.“
Ab der neunten Minute rannte der SV Buch an, aufgeschreckt vom Führungstreffer der SG FC Wehr/Brennet und vor der Tatenlosigkeit des Unparteiischen, der augenscheinlich nicht nur Marco Holzapfel im Weg gestanden haben soll, sondern auch den Ball berührt. Die Gastgeber warteten vergeblich auf den Pfiff, Marco Götz spielte Semih Kilic den Ball mustergültig in den Lauf. Jannik Strittmatter, der zuvor 294 Minuten lang seinen Kasten sauber gehalten hatte, war machtlos gegen den allein vor ihm stehenden Angreifer.

In der Folge stand die Abwehr der SG FC Wehr/Brennet unter Dauerbeschuss. Nur dank des guten Stellungsspiels von Alexander Rebis und seinen Nebenleuten und Timo Kaisers Fangkünsten, gingen die Gäste mit einer Führung in die Pause. „Mit etwas Pech kassieren wir aber auch das 0:2 vor der Pause“, atmete Pietzke nach der von Strittmatter vereitelten Chance von Antonio Santoro durch.
Nach dem Wechsel nahm der Druck des SV Buch zu, doch die Kugel wollte einfach nicht ins Tor. Die Gastgeber versuchten es mit allen Mitteln. Patrick Vögele drang gegen drei Abwehrspieler in den Strafraum rein, hakte sich am Schienbein von Christoph Bank ein, fiel.
Manch ein Schiedsrichter hätte auf den Punkt gezeigt, Jonas Probst sah vielmehr eine „Schwalbe“, zückte hingegen Gelb für Vögele.
Der Bucher Angreifer hatte aber nicht nur Pech bei dieser Aktion. Kurz danach traf er die Latte. Ein Freistoß von Dawid Armanowski war im Anschluss wiederum leichte Beute für Timo Kaiser.
Dann die 83. Minute, Sekunden zuvor hatte sich Kilic verabschiedet. In Unterzahl machte die SG FC Wehr/Brennet den Strafraum dicht, als Jan Körner aus dem Halbfeld vors Tor flankte. Timo Metzger sprang nach dem Ball, erwischte ihn aber nicht richtig. Hinter ihm holte Pascal Störk schon zum Schuss aus, als ein lang gezogene Pfiff die Partie unterbrach.
Glaubten etliche Zuschauer, Störk im Abseits gesehen zu haben, zeigte Probst hingegen auf den Punkt. Timo Metzger hatte den Ball bei seinem Einsatz unglücklich an den Arm bekommen. Dawid Armanowski nutzte die Chance, per Strafstoß auszugleichen.
Noch waren sieben Minuten zu spielen, der SV Buch dachte an seine Serie und nicht im Geringsten daran, das Remis zu verwalten. Jan Körner scheiterte mit einem Freistoß aus 22 Metern einmal mehr an Timo Kaiser, ehe das Bollwerk in der Nachspielzeit doch noch geknackt wurde.
Der sechste Sieg in Folge versetzte nicht nur die Spieler des SV Buch in Ekstase: „Was für eine geile Mannschaft“, frohlockte Daniel Pietzke und Torschütze Pascal Pecoraro: „Das war Weltklasse, auf diesem schwer zu bespielenden Platz, so ein Spiel noch zu drehen. Wären wir konsequenter bei unseren Chancen gewesen, dann hätten wir den Sack früher zugemacht. Abr wir geben halt nie auf.“ Zu euphorischen Ausblicken auf die Zukunft ließ sich Pecoraro nicht verleiten: „Was kommt? Dienstag ist Training, Donnerstag auch, danach das nächste Spiel.“
Die Gäste steckten die erste Niederlage nach zuletzt drei Spielen mit sieben punkten mit Fassung weg: „Hier oben in Buch ist es immer schwierig zu spielen. Wir hatten bei einigen Standards auch Glück. Aber wenn du so spät verlierst, ist es immer bitter“, blickte Routinier Alexander Rebis auf die spannenden 90 Minuten zurück: „Jetzt ist der Konkurrenzkampf wieder da – und das tut uns gut.“ Ähnlich sah es Urs Keser, der schweren Herzens auf Manuel Pinke (Verdacht auf Bänderriss) verzichten musste: „Ich glaube, dass ich in Buch fast jedes Mal in den letzten Minuten verloren habe. Hier zu spielen, ist einfach speziell.“
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