Nach dem Schlusspfiff von Rafael Lewandowski war der hals so richtig dick: „Gibt nicht viel zu sagen“, grummelte Musa Musliu nach dem 3:3 des Tabellenführers SV Herten gegen den Außenseiter FC Schlüchttal.
Dabei war zunächst nicht ersichtlich, ob der Trainer mit dem Schiedsrichter wegen dessen nicht immer klaren Abseitspfiffen haderte, oder mit seinen Offensivkräften, die sich im Auslassen bester Torchancen überboten: „Und das lag sicher nicht daran, dass Tunahan Kocer und Justin Petretta zunächst auf der Bank saßen“, stellte Musliu klar.
Fußball-Bezirksliga
Der SV Herten machte von Beginn an Dampf, tauchte während der gespielten 95 Minuten mit Sicherheit alle zwei Minuten im Strafraum des FC Schlüchttal auf.
Wie das täglich grüßende Murmeltier tankte sich beispielsweise Romano Males von links vors Tor, spielte immer wieder den gefährlichen Querpass. Doch entweder fand er keinen Abnehmer, oder seine Mitspieler scheiterten wahlweise an Torwart Simon Hepp und ihrem Unvermögen, den Ball zumindest aufs Tor zu schießen.
So erklärt sich eine kuriose Torfolge, vor 140 Zuschauer, die der eindringlichen Bitte des Vereins um Abstand und Mundschutz diszipliniert Folge leisteten. Stets ging der frech aufspielende Gast in Führung, so nach 14 Minuten, als Timon Baumgärtner einen Freistoß lässig rechts an der Mauer vorbei zirkelte.
Zwar fiel fünf Minuten später durch den Distanzschuss von Romano Males bereits der Ausgleich, doch mehr Zählbares erspielten sich die Gastgeber nicht.
Sie durften gar froh sein, dass der weit vor seinem Kasten postierte Jonas Schulz den knackigen 40-Meter-Schlenzer (45.) von Nico Reichardt noch mit den Fingerspitzen erreichte.
Spätestens nach dem Wechsel schien der Gast fällig zu sein, doch wieder jubelten die Herren in Rot. Reichardt bediente den aus abseitsverdächtiger Position startenden Marvin Kalt (50.) und der ließ Schulz keine Abwehrchance – 1:2.
Erneut aber dauerte es nicht lang, bis Romano Males ein weiteres Mal zurück schlug, von links den Ball zum 2:2 (57.) ins lange Eck bugsierte.
Jetzt schien der Gast sturmreif, wild entschlossen belagerten die Hertener das vordere Drittel. Ausflüge über die Mittellinie gelangen dem FC Schlüchttal kaum noch. Nacheinander kamen Petretta und Kocer, aber auch Alessandro Mastrangelo ins Spiel.
Die Angreifer übertrafen sich aber weiter im Auslassen ihrer Möglichkeiten. Das 3:2 war nur noch eine Frage der Zeit, die den Gastgebern allerdings auch davon rannte.
So kam der Konter, wie er kommen musste. Marvin Kalt spielte auf Nico Reichardt – 3:2 in der ersten Nachspielminute. Der Außenseiter war außer sich vor Freude, der Spitzenreiter verstand die Welt nicht mehr.
Doch die Uhr tickte noch. Erneut kam Romano Males über den linken Flügel, hielt Florian Gampp auf Distanz. Zum wiederholten Mal spielte Males den Ball flach vors Tor. Von hinten rauschte Justin Petretta heran, traf – endlich – doch noch ins Tor. Jubel kam kaum auf, denn letztlich hatte der Sommer-Rückkehrer mit diesem Treffer nur den Super-GAU vermieden.
Entsprechend hielt sich beim FC Schlüchttal der Ärger über den dritten Ausgleich in diesem verrückten Spiel in Grenzen: „Schon der Punkt ist angesichts der Klasse und der Torchancen des SV Herten sehr, sehr glücklich. Deshalb will ich von einem verpassten Sieg erst gar nicht reden“, ordnete Trainer Roberto Wenzler das Ergebnis und das Spiel absolut realistisch ein.
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