Fußball-Landesliga: Die Corona-Pandemie, die bereits für den Abbruch der letzten beiden Spielzeiten verantwortlich war, sorgt auch bei der am Wochenende beginnenden Runde für Fragezeichen. Noch weiß keiner, ob dieses Mal planmäßig zu Ende gespielt werden kann und ob der Verband einen Plan B in der Schublade hat, wie es bei steigenden Inzidenzwerten weitergehen kann. Insgesamt kann man aber feststellen, dass personell bei den Landesligisten eher Kontinuität angesagt ist – sieht man davon ab, dass bei der SpVgg F.A.L., dem SV Denkingen, dem VfR Stockach und dem Türkischen SV Konstanz neue Trainer an Bord sind.

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FC Singen 04

Ein Team, das besonders unter den zwei Abbrüchen leiden musste, war der FC Singen 04. In der Saison 19/20 ging die Formkurve steil nach oben, ehe der Abbruch kam. Und dann, im Herbst 2020, ging es mit einem 8:0-Sieg an die Tabellenspitze. Alles schien in Richtung Titel und Aufstieg zu laufen. Dann wieder zunächst Unterbrechung mit offenem Ende, anschließend endgültiges Saisonaus ohne Aufstiegsrecht. Nun ein neuer Versuch, und von vielen wird der FC Singen 04 als heißester Titelanwärter gehandelt. Doch ganz so weit will Spielertrainer Christian Jeske nicht gehen: „Sicherlich haben wir in den letzten 16 Monaten gezeigt, dass wir zu den Topteams der Liga zählen!“ Nach dem personellen Umbruch, unter anderem wurde der Kader mit vier Spielern aus der eigenen A-Jugend verjüngt, relativiert er: „Sicherlich sind wir ein Kandidat für die Top Drei!“ Aber vor allem die erfahrenen Spieler im Singener Kader flößen der Konkurrenz Respekt ein und sorgen dafür, dass der Traditionsclub vom Hohentwiel die Favoritenrolle nicht los wird.

Hegauer FV

„Wir wollen wieder die Leistungsfähigkeit erreichen wie vor der Corona-Pause und schauen mal, wie lange wir dazu brauchen“, hofft Ronny Warnick vom Hegauer FV. Sein Team lag damals auf dem zweiten Rang. Die lange Vorbereitung fasst der HFV-Coach nüchtern zusammen: „Das kann man schon als kleines Desaster bezeichnen! Weder die Ergebnisse noch die Leistungen haben gestimmt.“ Im Kader gab es jedoch nur wenige Veränderungen, sodass Warnick hier Grund für Optimismus sieht: „Wir sind mit der Kaderbreite sehr zufrieden und glücklich.“ Also durchaus ein Rivale für den Nachbarn FC Singen, beim Kampf um den Titel.

FV Walbertsweiler-Rengetsweiler

Auch dem FV Walbertsweiler-Rengetsweiler wird wieder ein Mitmischen an der Tabellenspitze zugetraut. FV-Coach Daniel Schwager bremst jedoch die Erwartungen: „Leider ist unser Kader wieder etwas kleiner geworden. Aber wenn wir keine großen Sperren oder Verletzungen haben, ist mit Sicherheit ein guter Mittelfeldplatz für uns drin.“ Die Abgänge von gestandenen Spielern wie Magnus Herbst und Patrick Sautter haben Lücken gerissen, die man erst einmal wieder schließen muss. Allerdings hat Schwager im Laufe der Vorbereitung festgestellt: „Am Anfang war es natürlich nach so einer langen Pause etwas zäh, wieder in Tritt zu kommen. Aber wir haben uns dann von Spiel zu Spiel steigern können.“ Im Pokal gab es allerdings am vergangenen Wochenende einen Rückschlag, ein 2:3 gegen den Ligarivalen FC Überlingen.

FC Überlingen

Nicht zuletzt darum traut man auch dem FC Überlingen einiges zu, die Elf von Michael Krause wird von den anderen Trainern ganz vorne erwartet. „Das überrascht mich“, so Krause, der weniger auf die Tabelle, sondern eher auf das Spiel seiner Elf schaut. „Wir haben kein Ziel ausgegeben. Wir wollen das fortsetzen, was wir vor der Corona-Pause ganz ordentlich gemacht haben, also weiter guten Fußball spielen, aber auch die kleinen Ausrutscher, die wir uns geleistet haben, reduzieren.“ Da es auch in Krauses Kader nur wenige personelle Änderungen gab, der Coach die Spielstärke seines Teams als „ähnlich wie in der letzten Runde“ einstuft, darf dem FC Überlingen zugetraut werden, im vorderen Drittel mit dabei zu sein.

SC Gottmadingen-Bietingen

Auch der SC Gottmadingen-Bietingen war mit dem Saisonverlauf in der letzten Runde bis zum Abbruch durchaus zufrieden. Daher hofft GoBi-Trainer Marius Nitsch: „Wir wollen diese Saison von Spiel zu Spiel denken, da wir nicht wissen, wie lange gespielt werden kann. Wir hoffen aber, dass wir die Leistungen der letzten beiden guten, aber leider abgebrochenen Spielzeiten bestätigen können.“ In der Vorbereitung ging es beim SC Gottmadingen-Bietingen, wie wohl bei den meisten anderen Teams, zunächst darum, nach der langen Pause wieder mit viel Spaß Fußball zu spielen. Mit den Eindrücken der Vorbereitung zeigt sich Nitsch zufrieden, doch er musste dabei bereits einige schwer verletzte Spieler beklagen. Der 2:1-Pokalsieg über die SG Dettingen-Dingelsdorf zeigt jedenfalls, dass man für den Saisonauftakt gerüstet ist.

SpVgg F.A.L.

Überaus kurios verlief die Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs bei der SpVgg F.A.L., denn da galt es zunächst ja noch, die Pokal-Hängepartie aus der Saison 20/21 fortzusetzen. Und der Trainer der Saison 20/21 hieß Joachim Ruddies, der daher zunächst das Team auf die Pokalspiele vorbereitete, ehe er sich dann nach dem Aus im Halbfinale gegen den Freiburger FC in Richtung SV Denkingen verabschiedete. Und Platz machte für Nectad Fetic, der als Spieler unter anderem beim FV Ravensburg Oberligaerfahrung sammeln konnte, bei seinem Heimatclub FV Biberach aber auch schon als Trainer agierte. Da vier wichtige Spieler den Verein verließen, die Lücken eher aus den eigenen Reihen – zweite Mannschaft und A-Jugend – geschlossen wurden, fasst Nectad Fetic als Neuling in der südbadischen Landesliga den Stand zusammen: „Wir sind auf einem guten Weg. Unser Anspruch müsste schon sein, dass wir unter die ersten Sechs kommen.“ Zuversichtlich stimmt ihn auch, dass seine Spieler topfit aus der langen Pause kamen und dass er mit Florian Stemmer, der lange den FC Überlingen trainierte, einen Co-Trainer hat, der sich in der für ihn neuen Liga hervorragend auskennt.

SG Dettingen-Dingelsdorf

Einer eher sorgenfreien Saison strebte die SG Dettingen-Dingelsdorf entgegen, ehe im Herbst 2020 nach neun Spielen die Landesliga-Runde vorzeitig zu Ende war. Daher erwartet SG-Trainer Alexander May von seinem Team: „Ich wünsche mir, dass die Jungs nach der langen Pause schnell ihren Rhythmus finden und sich die Automatismen einstellen. Wenn wir zudem vor größeren Verletzungen verschont bleiben, ist durchaus eine Platzierung im vorderen Drittel möglich.“ In der Vorbereitung zeigten sich bereits gute Ansätze, aber auch kleinere Baustellen, an denen Alexander May intensiv arbeitet. Die Zugänge konnten die Abgänge im Wesentlichen kompensieren, sodass May erwartet, mit unveränderter Spielstärke in die neue Runde gehen zu können und weiter mit seinem Team die Nummer eins in der Konstanzer Fußballszene zu stellen.

SV Denkingen

Eher kurzfristig kehrte Helmut Wunderlich nach dem Rücktritt von Dirk Tannheimer im Herbst 2020 zurück auf die Trainerbank des SV Denkingen. Zunächst sollte das Engagement nur bis Weihnachten befristet sein, dann, nachdem die Wende erfolgreich eingeleitet worden war, sagte er auch für den Rest der Runde zu, zu der es ja dann aber nicht mehr kam. Für die Saison 21/22 hatte der SVD frühzeitig einen erfahrenen Trainer verpflichtet, Joachim Ruddies. Nachdem er Ende Juni noch den Ligarivalen F.A.L. im Pokalhalbfinale gecoacht hatte, ging es danach an die Vorbereitung mit dem SVD. „Wir hoffen, dass wir mehr Siege als Niederlagen einfahren können“, so die Vorgabe von Ruddies. Damit wäre man dann auch nicht in der abstiegsgefährdeten Zone, wo der SVD in den letzten Jahren oft zu finden war. Ruddies zeigt sich mit der Vorbereitung zufrieden, muss jedoch, wie viele seiner Kollegen, urlaubsbedingt Lücken beim Saisonstart füllen, was im kleinen SVD-Kader nicht so leicht werden dürfte.

Türkischer SV Konstanz

„Klassenerhalt, nur Klassenerhalt!“, heißt das Ziel beim Türkischen SV Konstanz laut Aydo Kir, der von der Funktionärs- in die Trainerrolle wechselt. Sein Club gehört zu den wenigen, die zumindest den sportlichen Folgen von Corona etwas Positives abgewinnen können. In der Saison 19/20, als die Tabellenführer beim Abbruch Aufstiegsrecht hatten, standen die Konstanzer an der Tabellenspitze, in einer dann ja nicht mehr ausgespielten Rückrunde wäre fraglich gewesen, ob man diesen Platz hätte verteidigen können. „Damit hatte damals doch niemand gerechnet!“, so Kir zum Landesligaaufstieg. Am Ende der letzten Runde dann stand Kirs Team auf einem Abstiegsrang, doch bedingt durch den Abbruch gab es keine Absteiger. Beim Start am Sonntag gegen den Top-Favoriten FC Singen fehlen ihm neben verletzten Spielern und Urlaubern zwei weitere wichtige Akteure wegen Sperren, was die Aufgabe zum Auftakt sicher nicht leichter macht.

VfR Stockach

Nachdem Ertan Tasdemirci beim SC Tuttlingen bereits Erfahrung als Landesligatrainer sammeln konnte, wechselt er sportlich wieder einmal von Württemberg nach Südbaden. Als Spieler war er mit dem FC Singen unter Trainer Slobdan Maglov in die Verbandsliga aufgestiegen, agierte aber lange bei seinem Heimatclub SC Tuttlingen. Fünf neue, vorwiegend junge Akteure gilt es für den neuen VfR-Coach zu integrieren, sodass er betont: „Natürlich brauchen wir dafür etwas Zeit, aber Woche für Woche machen wir einen Schritt nach vorne!“ Er sieht seine Aufgabe darin, die Defensive zu stabilisieren, „aber wir wollen nicht nur hinten reinstehen, sondern auch agieren.“ Zwei Ziele hat er im Auge: „Ich möchte junge Spieler aus der Region weiterentwickeln, sodass sie in etwa zwei Jahren zwei Ligen höher spielen können, aber auf dem Weg dahin uns geholfen haben. Kurzfristig geht es für uns darum, so schnell wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, langfristig aber wollen wir uns im vorderen Drittel der Liga etablieren.“

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