Seit knapp einem Monat wartet der Türkische SV Konstanz auf einen Sieg. Ein mageres Pünktchen holte der Landesliga-Aufsteiger aus den jüngsten fünf Spielen. Zu wenig für den Vorstand, der am Montagabend die Reißleine gezogen und die Trennung von Trainer Önder Demirekin beschlossen hat.

Neuer Coach wird Demirekins Vorgänger Aydo Kir. Das Kuriose daran ist, dass sowohl Sportchef Kir als auch TSV-Präsident Abdullah Karaboga beteuern, den Trainerwechsel gar nicht gewollt zu haben.

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Unstrittig ist, dass der zuletzt ausbleibende Erfolg der Hauptgrund für den Austausch der sportlichen Führung gewesen ist. Der Neuling war zunächst nicht sehr schlecht in die Landesliga gestartet. Nach zwei Niederlagen und zwei Siegen belegten die Konstanzer den elften Rang, ehe die Negativserie begann. In dieser Zeit wurde der TSV, der im Sommer nach den Abgängen von Francesco Bongiovanni (Ziel unbekannt) und Maximilian Bienger (1. FC Rielasingen-Arlen) zwei Leistungsträger verloren hatte, zudem schwer gebeutelt.

Innerhalb von zwei Wochen erlitten die Stammspieler Serkan Caliskan und Domenik Konaj einen Kreuzbandriss. Da bereits Pascal Egbo und Patrick Konaj länger ausgefallen waren, konnte der Kader den personellen Aderlass nicht mehr verkraften. „Wir mussten die Ausfälle durch Spieler aus der A-Jugend und der zweiten Mannschaft aufstocken“, sagt Karaboga.

TSV-Präsident Abdullah Karaboga.
TSV-Präsident Abdullah Karaboga. | Bild: Jürgen Rössler

Der Präsident sah die personelle Situation ausschlaggebend und nicht die Arbeit des Trainers als Ursache für den Absturz auf einen Abstiegsrang. „Es war eine Mehrheitsentscheidung im Vorstand, und der musste ich mich fügen“, erklärt Karaboga, der sich nun eine „gewisse Aufbruchsstimmung erhofft“. Eine „bessere Stimmung“ will nach eigener Aussage auch der neue, alte Trainer Aydo Kir in die Mannschaft bringen.

„Viele Spieler sind wegen der vielen Niederlagen geknickt“, meint er und ergänzt, dass auch er den Wechsel auf der Trainerbank nicht gewollt habe. „Die haben mich regelrecht überredet“, sagt Kir über den mehrköpfigen Vorstand, der beim TSV offenbar eine so große Entscheidungshoheit hat, um den Präsidenten und den Sportchef zu überstimmen.

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Für den scheidenden Trainer kam die Trennung jedenfalls überraschend. „Wenn man die Ergebnisse und den Tabellenstand sieht, war das schon irgendwo klar. So ist halt der Fußball, damit muss man leben“, sagt Önder Demirekin, fügt aber hinzu: „Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht.“

Für den erfolgsverwöhnten Verein war es zuletzt ja in einem ähnlich hohen Tempo nach oben gegangen. In der Saison 2018/19 spielte der TSV Konstanz noch in der Kreisliga A und stieg erst über den Umweg Relegation in die Bezirksliga auf. Dort spielte der Neuling im Vorjahr eine derart starke Hinrunde, dass er als „Corona-Meister“ den überraschenden Durchmarsch feiern durfte.

Ex-Trainer Önder Demirekin.
Ex-Trainer Önder Demirekin. | Bild: Peter Pisa

„Vielleicht kam der Aufstieg in diesem Jahr ein wenig zu früh. Wir sind noch nicht in der Liga angekommen“, vermutet Önder Demirekin. Und weiter: „Der Verein wollte mir eigentlich zwei, drei Jahre Zeit geben, um die Mannschaft in die Landesliga zu führen.“ Er sehe sich als Eigengewächs des TSV und finde es nun, da das Ziel eher als erhofft erreicht war, „schade, dass man mir die Zeit nicht gelassen hat und ich nur am kurzfristigen Erfolg gemessen wurde“.

Demirekin ist sich sicher, dass es wieder nach oben geht, wenn die vielen verletzen Spieler zurück sind. „Es ist traurig, weil ich finde, dass sie einen falschen Weg gehen. Vielleicht ist das alles ein bisschen zu kurzsichtig gedacht“, sagt er.

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Kurzfristig soll nun Aydo Kir, der das Team bereits in der Kreisliga trainiert hatte, den Erfolg zurückbringen in den Oberlohn. Zunächst will er gemeinsam mit Co-Trainer Valentin Marinovic dafür sorgen, dass „die Jungs wieder Spaß am Fußball haben. Zuletzt hat man in den Gesichtern gesehen, dass die Lust fehlt“, sagt Kir. Dann will er das Team personell verstärken.

„Wir müssen dringend Spieler holen zur Rückrunde, und das geht einfach besser in der Doppelfunktion als Trainer und Sportchef“, erklärt er weiter. Kir sei „schon an mehreren Spielern dran, auch aus höheren Ligen. Ich habe schon Zusagen, mehr will ich aber noch nicht sagen.“

Stadtderby gegen die SG Dettingen-Dingelsdorf am Sonntag

Bis zur Rückrunde muss es jedenfalls der aktuelle, dezimierte Kader richten. Leicht wird der Weg zurück in die Erfolgsspur sicher nicht. „Es ist eine undankbare Aufgabe mit den vielen Verletzten“, weiß auch Aydo Kir.

Und jetzt kommt am Sonntag auch noch die SG Dettingen-Dingelsdorf zum Konstanzer Stadtderby. Aufregende Tage beim Türkischen SV Konstanz.