Das Sportgericht des Fußball-Bezirks Bodensee hat sein Urteil zum Spielabbruch vom 3. November bei der Bezirksliga-Partie des SC Konstanz-Wollmatingen gegen den FC Anadolu Radolfzell gefällt. Die nach dem Befangenheitsantrag des FC Anadolu gegen den Bezirks-Sportrichter Georg Oexle neu zusammengestellte Spruchkammer wertete die Partie, die beim Stand von 2:1 für die Radolfzeller Gäste abgebrochen worden war, für beide Vereine als verloren. Zusätzlich wurden gegen beide Clubs Geldstrafen im dreistelligen Bereich verhängt. Als einziger Spieler wurde der Konstanzer Alireza Yaghoobi, der inzwischen zum Türkischen SV Singen gewechselt ist, bestraft. Als angeblicher Verursacher des Abbruchs erhielt er eine Sperre von zwölf Spielen.
"Sieg der Lügenpropaganda"
Antonio Iannone, Trainer des SC Konstanz-Wollmatingen, bezeichnet das Urteil „als Sieg der Lügenpropaganda. Wir werden als Täter hingestellt, dabei hätte der ganze FC Anadolu Radolfzell nach diesen Vorfällen gesperrt werden müssen“, ereifert sich Iannone und fährt fort: „Das ist ein trauriger Tag für den Amateurfußball. Diejenigen, die auf unseren Spieler eingeschlagen haben, kommen ungeschoren davon. Da muss man sich nicht wundern, wenn sich so etwas wiederholen wird“, befürchtet der SC-Trainer, „alle, die an diesem Urteil beteiligt waren, sollten sich schämen.“
Ähnlich sieht es Uwe Walentin, Abteilungsleiter des SC Konstanz-Wollmatingen, der auf unsere Anfrage reagierte: „Wir werden als Lügner hingestellt. Dabei stützt sich das Urteil auf Mutmaßungen, da der Schiedsrichter ja eigentlich gar nichts gesehen haben will, wie in seinem Bericht steht“, so Walentin. Was dem Konstanzer vor allem missfällt, ist, dass der Bezirk Bodensee die Bitte seines Vereins, Augenzeugen mündlich zu den Vorfällen zu befragen, einfach ignoriert habe. Dadurch sei verpasst worden, Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei gehe es ihm nicht um drei Punkte oder die Geldstrafe, sondern einzig und allein um Gerechtigkeit. „Sonst werden sich solche Fälle häufen. Deshalb werden wir das Urteil auf keinen Fall so hinnehmen“, kündigt Walentin an, in Berufung gehen zu wollen.
Unzufrieden ist aber auch Ahmet Aktay, Vorsitzender des FC Anadolu Radolfzell: „Das Urteil ist für uns nicht akzeptabel. Wir haben 2:1 geführt, deshalb müssten die Punkte an uns gehen, da der Konstanzer Spieler den Abbruch provoziert hat“, sagt Aktay, der dieses Urteil allerdings erwartet hatte.
„Der Südbadische Fußball-Verband hat uns bestätigt, dass Bezirks-Sport-richter Georg Oexle durch seine negativen Äußerungen uns gegenüber befangen war in dieser Sache. Da seine Funktionärskollegen dies aber unserer Meinung nach ebenso sind, werden wir uns nun an den SBFV wenden, um für Gerechtigkeit zu sorgen“, kündigt Aktay an.
Falls zumindest einer der beteiligten Vereine tatsächlich in Berufung gehen sollte, muss sich Gerhard Berger, Vorsitzender des Rechtsausschusses des Südbadischen Fußballverbandes, mit dem Fall befassen.
Der Spielabbruch
Die Partie in der Fußball-Bezirksliga zwischen dem SC Konstanz-Wollmatingen und dem FC Anadolu Radolfzell am 3. November 2018 war von Schiedsrichter Markus Helten in der 69. Minute abgebrochen worden. Grund waren Rangeleien auf dem Spielfeld, angeblich unter Beteiligung von Zuschauern. Zuvor soll ein Konstanzer seinen Radolfzeller Gegenspieler, der ihn angeblich gefoult hatte, mehrfach getreten haben – hinter dem Rücken des Schiedsrichters. Daraufhin eskalierte die Situation. Beide Clubs beschuldigten sich im Anschluss gegenseitig, Auslöser für den Abbruch gewesen zu sein. Einem Befangenheitsantrag des FC Anadolu Radolfzell wurde vom Südbadischen Fußballverband stattgegeben, sodass der eigentlich zuständige Sport-richter des Bezirks Bodensee, Georg Oexle, nicht an dem Verfahren beteiligt sein durfte. (mex)