Der kommende Samstag hätte ein großer Tag im Sportjahr der HSG Konstanz werden sollen. Zum siebten Superball hätte der langjährige Erstligist und frühere Europapokalsieger TuS N-Lübbecke beim Handball-Zweitligisten am Bodensee seine Visitenkarte abgegeben. Zuvor hätten die Drittliga-Handballerinnen des SV Allensbach vor stattlicher Kulisse den Tabellenzweiten aus Regensburg herausgefordert.
Wie immer bei diesen Events hätte die Schänzlehalle Kopf gestanden. Dann aber kam Corona. Und plötzlich „steht alles Kopf“, wie HSG-Trainer Daniel Eblen sagt. „Der Alltag funktioniert ganz anders als zuvor.“
Statt um Trainingspläne und Aufstellungen seiner Spieler kümmert der Konstanzer sich nun um den Nachwuchs. Den eigenen. Seine Frau hat ihr Arbeitspensum gerade wieder aufgestockt, sodass sich Mama und Papa abwechseln mit Homeoffice, Büro und der Betreuung der drei fünf, drei und eineinhalb Jahre alten Kinder. „Das ist nicht ganz ohne“, sagt Eblen, der sich betont: „Glücklicherweise sind alle gesund.“
Nur der Sport, der ist eben gerade recht weit weg für die Eblens, die man sich ohne den Handball eigentlich gar nicht vorstellen kann. „Wir können nicht trainieren. Die Stadt hat ja alles zugemacht, und unter freiem Himmel könnten wir auch nur in Zweiergruppen trainieren“, sagt Daniel Eblen, der das nicht vertreten könnte. „Jeder hat eine gesellschaftliche Verantwortung, und der kommen wir selbstverständlich nach. Alles andere ist zweitrangig“, sagt er.

Während die Spieler sich zuhause für sich selbst fit halten, kümmert sich der Sportliche Leiter Andre Melchert um die Kaderplanung. „Ich schaue schon mal Videos wegen möglicher Neuzugänge“, sagt Daniel Eblen.
Auch sein Vater Otto Eblen, seit 1991 Präsident des Vereins, beschäftigt die ungeklärte sportliche und wirtschaftliche Situation. „Die Frage, die sich stellt, ist: Wie geht es in der nächsten Saison weiter?“, sagt er. „Solange die Ligazugehörigkeit und diese Frage nicht geklärt ist, können wir nicht richtig planen und schwerlich mit unseren Sponsoren und Fans kommunizieren.“ Die aktuelle Spielzeit könne die HSG überbrücken, für die Zeit danach benötige es bald mehr Planungssicherheit.
Nur keine Geisterspiele
Otto Eblen geht davon aus, „dass die Krise uns noch einige Zeit beschäftigen wird und wir daher in Bezug auf die neue Saison eine Entscheidung benötigen“. Was nicht passieren dürfe, seien Geisterspiele ohne Publikum, um die Saison irgendwie zu Ende zu führen. „Das hätte extrem negative Auswirkungen auf alle Vereine“, sagt Eblen.
Mit Blick auf die 1. und 2. Frauen-Bundesliga, die den Spielbetrieb eingestellt haben und ohne Absteiger, aber eventuell mit Aufsteigern in die kommende Saison gehen, sagt Eblen: „Wenn wir den aktuellen Stand betrachten, können wir optimistisch in die Zukunft sehen und auf den Klassenerhalt hoffen. Bei allen derzeitigen Problemen dürfen wir nicht vergessen, dass das eine Riesen-Leistung für uns wäre.“
Zunächst aber wollen die Konstanzer die Krise meistern. „Im Hintergrund sind viele Menschen mit und für uns gerade dabei, die finanziellen Herausforderungen zu meistern“, erklärt der 71-Jährige, der bei allen sportlichen Widrigkeiten eines wünscht: „Dass wir dies alles gesund überstehen.“