Manche Geschichten sind eigentlich zu schön, als dass sie wahr sein könnten. Und dennoch schreibt das Leben solche Episoden. Nicht jede Woche und nicht auf jedem Sportplatz, aber eben doch manchmal. Und häufig geschehen sie nicht auf der ganz großen Bühne, sondern bei den Amateuren.

Am Sonntag war der Schauplatz einer besonderen Fußball-Geschichte der Sportplatz in Überlingen am Ried. Schon bei der Aufstellung war den meisten Zuschauern klar, dass zumindest für die Radolfzeller Familie Wackershauser der Tag ein ganz besonderer sein dürfte.

59 und 19 Jahre alt

Vater Bernd, 59 Jahre alt, lief gemeinsam mit Sohn Louis für das Gästeteam auf. Und mit Yannik Maier war zudem noch der Cousin des 19-Jährigen im Aufgebot der neu aufgestellten Reservemannschaft des FC 03 Radolfzell dabei, die es mit der Zweiten der Platzherren in der Kreisliga-C-Staffel I zu tun bekam.

Das könnte Sie auch interessieren

Es sollte die letzte Partie im Aktivenbereich von Bernd Wackershauser werden, der als Immobilien-Kaufmann im Landkreis bekannt ist und obendrein seit 1999 zum Vorstand des FC Radolfzell gehört. „Ich habe in Überlingen am Ried als Neunjähriger mit dem Fußball angefangen, daher schloss sich mit der Partie für mich ein Kreis“, erklärte der 59-Jährige, der früher als Stürmer der Mettnau-Kicker im überregionalen Fußball aktiv war.

Sohn Louis ist beim FC Radolfzell durch alle Jugendabteilungen gegangen, gehört aktuell in seinem ersten Jahr bei den Aktiven zur Landesliga-Mannschaft. Da er beim 2:2 gegen den SV Geisingen am Freitagabend nicht zum Einsatz kam, ergab sich der gemeinsame Einsatz für das Reserveteam mit dem Papa am Tag darauf.

Der Vater legt dem Sohn das erste Tor auf

„Mit dem eigenen Sohn noch mal zusammenspielen zu dürfen, das war ein Traum“, sagte Wackershauser später. Auch ohne Tore wäre dieser Spieltag daher unvergesslich geworden. Es sollte allerdings noch besser kommen. „Das 2:1 legt mir Papa mit einem genialen Pass auf, ich musste das Ding nur noch reinschweißen“, sagte Louis später. Die Partie bleibt ausgeglichen, kurz vor Schluss steht es 3:3. Dann die Nachspielzeit, Louis setzt sich gegen die Hintermannschaft der Platzherren durch – Schuss, Tor, der Rest ist pure Freude.

Jubel nach dem Radolfzeller Siegtor von Louis Wackershauser in der Nachspielzeit beim TSV Überlingen/Ried II.
Jubel nach dem Radolfzeller Siegtor von Louis Wackershauser in der Nachspielzeit beim TSV Überlingen/Ried II. | Bild: sk

„Pure Ekstase, ich rutsche auf den Knien, alle rennen auf mich zu, mein Cousin, mein Vater – alle kommen. Das werde ich nie vergessen“, sagt der Junior. Und der Papa? „Wahnsinn, kaum zu beschreiben. Wer selber Kinder hat, weiß, was da in mir vorging.“ Stolz ist Louis auf Mitspieler Bernd, dass der mit fast 60 noch so gut kicken kann. In Zukunft will der das allerdings nur noch für die AH-Mannschaft des FC Radolfzell tun, dafür aber „solange mich die Füße tragen“. Aber bei den Aktiven sei nun Schluss. Irgendwann muss es ja vorbei sein. Und schließlich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist. Und ein besseres Ende kann man sich ja gar nicht vorstellen.

Manche Geschichten sind eben fast zu schön, als dass sie wahr sein könnten. Aber ja, das Leben schreibt solche Episoden.