Janis, wie haben Sie den emotionalen Einzug in die Final-Playoffs erlebt?
Es war unfassbar. Es hat sich fast ein bisschen wie in einem Film oder in Trance angefühlt. Jeder weiß, wie es ist, vor diesen Fans zu spielen und ist sich bewusst, was für eine Wirkung sie auf uns und den Gegner haben – vor allem, wenn es Spitz auf Knopf steht. Das macht alles leichter und unfassbar Spaß. Jetzt hoffen wir, dass sie uns auch in den letzten entscheidenden zwei Spielen helfen. Darauf liegt nun der ganze Fokus.
Zwei intensive Duelle gegen Krefeld liegen hinter euch. Was waren die letztlich entscheidenden Kleinigkeiten zum Gesamtsieg mit zwei Toren?
Vielleicht hätten es auch mehr als zwei Tore sein können. Ein Faktor ist auf jeden Fall die Unterstützung zuhause. Dass hier immer alles möglich ist, weiß jeder. Deshalb freuen wir uns sehr, auch im Finale das Rückspiel in der eigenen Halle zu haben. Wir waren über 120 Minuten gegen Krefeld nie in Rückstand, daheim auch außer beim 0:0 nie beim Unentschieden. Teilweise haben wir mit fünf, sechs Toren geführt, aber nicht den Sack zugemacht. Das hätte uns viel Nervenkitzel erspart. Ich hatte immer ein Urvertrauen, dass wir das Ding als Team holen.
Insbesondere auf der wichtigen Torwart-Position konnte sich die HSG Konstanz in beiden Spielen auf Topleistungen verlassen – mit einem überaus emotionalen Janis Boieck in der zweiten Hälfte im Rückspiel, der mit wichtigen Paraden zum Matchwinner wurde. Was haben Ihnen diese Momente nach langer Leidenszeit in der Reha bedeutet?
Ich bin froh, dass ich mit meiner Leistung der Mannschaft in einem wichtigen Spiel helfen konnte. Es war ein unglaublich gutes Gefühl, meinen Beitrag leisten zu können, als es darauf ankam. Ich habe immer noch ein Grinsen im Gesicht.
Das Grinsen dürfte nun noch breiter sein: Herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihrer Tochter. Am Sonntag war Ihre Frau noch hochschwanger und einige Tage über dem Geburtstermin in der Halle. Wie ist es Ihnen gelungen, den Fokus voll auf das Spiel zu richten?
Vielen Dank. Meine Eltern und meine Frau hatten sich angekündigt und ich wusste, wo sie sitzen. Bei der Mannschaftsvorstellung habe ich nach oben gesehen – aber niemanden entdeckt. Da ging das Kopfkino los und ich dachte, dass mir nur keiner etwas gesagt hat, um mich nicht zu stören. Letztlich haben sie sich nur andere Plätze gesucht, weil es ihnen in der Nähe unseres Fanblockes zu laut war. Ich war dann voll im Tunnel.
Trainer Jörg Lützelberger hob den hervorragenden Teamgeist hervor. Besonders gut sichtbar war dies bei Konstantin Poltrum, der trotz starker erster Hälfte das Zeichen gab, dass nun Ihre Zeit kommt.
So habe ich Konsti kennengelernt. Er drängt sich nicht in den Vordergrund. Konsti hat in den ersten 20 Minuten das Tor komplett zugesperrt und eine überragende Quote, dann aber das Gefühl für einen Wechsel gehabt. Für Egoismus ist in solchen Spielen ohnehin kein Platz. Jeder ordnet dem Teamerfolg alles unter.
Die letzte Hürde vor der direkten Rückkehr in die 2. Bundesliga stellt Ex-Erstligist Eintracht Hildesheim dar, Meister der 3. Liga Nord-West. Was erwartest Sie in den Finalspielen?
Noch weiß ich nicht allzu viel über Hildesheim – das wird sich in den nächsten Tagen aber ändern. Sie konnten ihre Staffel vor Emsdetten gewinnen und scheinen sehr heimstark zu sein. Einen Fünf-Tore-Rückstand im Halbfinale gegen Rostock aufzuholen ist nicht ohne. Da müssen wir von der ersten Sekunde an bereit sein und auf uns sehen. Wenn wir bei uns bleiben und unser Spiel durchbringen, ist alles drin. Wir drei Torhüter müssen unseren Mitspielern wieder den Rücken freihalten – die Jungs sind in der Abwehr für uns da. Beide Mannschaften werden Respekt voreinander haben.
Das Aufstiegsfinale in der Schänzlehalle am 16. Juni ist Ihr letztes Spiel für die HSG Konstanz. Wie blicken Sie auf diesen Tag?
Darüber mache ich mir noch gar keine Gedanken. Das wird nicht nur für mich höchst emotional, sondern vor allem für Fynn Beckmann und Samuel Wendel, die noch viel länger bei der HSG sind. Meine Tochter ist in Konstanz geboren, so werden wir ein Stück Konstanz unser ganzes Leben bei uns haben und immer wieder hierher zurückkommen. Zuerst haben wir noch zwei schöne Wochen vor uns, auf die wir uns riesig freuen.
Fragen: Andreas Joas