Rochus Herrmann ist kein Schiedsrichter, der im Rampenlicht steht. Dies ist keine Kritik, es ist ein Lob – er ist einer „von der Basis“, ohne die das System nicht funktioniert. Ein Sportunfall hatte seine Zeit als aktiver Fußballer beendet und so meldete ihn sein damaliger Heimatverein SV Litzelstetten 1989 zum SR-Lehrgang an – seitdem schwingt er die Pfeife, seit 1996 für die SG Dettingen-Dingelsdorf. „So habe ich weiterhin Verbindung zum Fußball. Es macht Spaß und es ist ein Ausgleich zu meinem Beruf als Bankkaufmann.“
Anfangs kämpfte Herrmann mit den gleichen Problemen wie alle Neuen, „denn als Spieler hat man eine ganz andere Sicht und Meinung als der Unparteiische.“ Bei der Umstellung half ihm, dass er gleich im ersten Jahr viele Spiele pfiff, „und bis heute habe ich meinen Entschluss, SR zu werden, nie bereut.“ Dass er es dabei meist mit jungen Spielern zu tun hat, sieht er positiv: „Für mich steht der Fairplay-Gedanke ganz vorne. Da ist es mir egal, ob ich es mit einem 12-Jährigen zu tun habe oder mit einem 57-jährigen.“
In der Verbandsrunde bekommt der Konstanzer weiterhin Spiele der Kreisliga A, nachdem er in den 90er-Jahren sogar unter Beobachtung bis zur Bezirksliga eingesetzt war. Auch heute noch ist er aber sehr zufrieden: „Mein Highlight der vergangenen Saison war ein Spiel der Frauen-Oberliga. Er war ein sehr gutes Spiel mit sehr anständigen Spielerinnen, die sich nach dem Schlusspfiff auch bedankt haben.“ Um die Laufbahn komplett zu beschreiben, darf die Tätigkeit im Vorstand der Gruppe Konstanz von 1990 bis 2010 nicht unerwähnt bleiben.
Zwangsläufige Frage an den inzwischen 61-Jährigen ist natürlich, wie lange er noch weitermachen will: „Solange meine Gesundheit mitmacht, will ich schon noch ein paar Jahre dranhängen.“ Von den Mannschaften fordert Rochus Herrmann dabei Fairplay und Toleranz, „denn auch wir Schiedsrichter sind nicht fehlerfrei.“ Seine jungen SR-Kameraden ruft er auf, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn mal ein Spiel daneben geht.