Wenn sich hierzulande die Kinder nach der Schule zum Bolzen treffen, dann kann es für sie gar nicht schnell genug gehen, bis sie einen Ball bekommen. In Afrika dagegen ist nicht das runde Leder der begehrteste Sportartikel, sondern ein paar Kickstiefel.

„Vor jedem Training kamen die Kids auf mich zugerannt und haben nach Schuhen gefragt“, sagt Matthes Repplinger über die ungewöhnliche Eintrittskarte, ohne die nicht trainiert werden durfte. Gebraucht? Kaputt? Egal. Hauptsache Schuhe.

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Von Januar bis April nahm der 18-jährige Dingelsdorfer sich eine besondere Auszeit in Ghana. In Teshie, einem Vorort der Hauptstadt Accra, engagierte der frühere Schüler des Konstanzer Humboldt Gymnasiums sich für die Hilfsorganisation Dream Africa Care Foundation – am Ende seiner Zeit in zwei Krankenhäusern, am Anfang als Fußballtrainer für Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 17 Jahren. „Ich wollte nach dem Abi was ganz anderes sehen und einmal aus meiner Komfortzone rauskommen“, sagt Repplinger.

Mit Erfolg. Den ersten Kulturschock erlebte der 18-Jährige bei der Ankunft am Kotoka International Airport in Accra. „Das war eine echte Reizüberflutung. Ein Schwall Hitze, schlechte Luft, so viele Menschen“, beschreibt Repplinger die ersten Eindrücke. Zudem lebten der Konstanzer und die anderen Freiwilligen, die vorwiegend aus Europa, aber auch aus den USA und Südamerika kamen, in einfachsten Verhältnissen.

Ratten und Bettwanzen in der Unterkunft

„Zwischenzeitlich waren 20 Leute in einem Haus, in dem es nur wenig Einrichtung gab, dafür aber Ratten und Bettwanzen. Wir schliefen zu viert in einem Raum auf Matratzen, die auf dem nackten Boden lagen“, erinnert sich der A-Jugendspieler der SG Dettingen-Dingelsdorf.

Eine willkommene Abwechslung war das nachmittägliche Fußballtraining, bei dem Repplinger meist für die U13 oder die U15 verantwortlich war. „Es war ein Training wie hier auch“, sagt er – mit dem Unterschied, dass nicht auf sattem grünem Rasen gekickt wurde, sondern auf Sand und Lehm.

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„Wir hatten zwei Spielfelder, vier Tore ohne Netze, überhaupt war alles ziemlich kaputt“, erinnert Repplinger sich, der irgendwann selbst die Initiative ergriff. Mit einigen anderen Freiwilligen fuhr er in eine Welt, die viele seiner Spieler wahrscheinlich nie betreten werden: ein Einkaufszentrum für Touristen. Dort deckten sie sich mit Bällen, Hemden und Hütchen ein.

Willkommen war auch ein Mitbringsel aus der Heimat, das Matthes Repplingers Eltern und sein Bruder bei einem Besuch im Gepäck hatten. „Sie haben eine ganze Tasche mit Trikots von meinem Verein SG Dettingen-Dingelsdorf mitgebracht. Die habe ich dann im Training an die Kinder, die sich sehr gefreut haben, verteilt“, sagt Repplinger. Seitdem gehören die Farben des Landesligisten, der sich sehr gerne als Textilspender betätigte, fest zum Bild auf den Fußballplätzen Accras.

Der Nachwuchs freut sich über neue alte Trikots vom Bodensee.
Der Nachwuchs freut sich über neue alte Trikots vom Bodensee. | Bild: privat

Auch wenn Matthes Repplinger noch nicht weiß, ob er wieder einmal als Trainer an der Seitenlinie stehen wird, hat er viel mitgenommen aus seiner Zeit in Ghana. „Ich weiß jetzt, wie krass privilegiert wir sind“, sagt er. „Für die Kinder dort ist der Fußball eine Möglichkeit, etwas im Leben zu erreichen. In Deutschland ist es mehr eine Freizeitbeschäftigung.“

Wie für Matthes Repplinger seit der Rückkehr auch wieder. Sein Hobby bleibt der Sport, sein Geld will der 18-Jährige jedoch künftig als Arzt verdienen. Ab dem Wintersemester will der Konstanzer Medizin studieren.