Herr Henkel, im dritten Anlauf soll jetzt am Samstag endlich das Halbfinale gegen Rielasingen stattfinden. Haben Sie jemals ein Spiel so herbeigesehnt wie dieses?
Nein, noch nie. Das war schon extrem: Man bereitet sich wochenlang auf ein Spiel vor, und dann wird es kurzfristig erneut abgesagt und man muss wieder warten. Jetzt wollen wir endlich raus auf den Platz und zeigen, was wir können.
Ihre Mannschaft ist gegen den Oberligisten klarer Außenseiter. Wie gehen Sie persönlich in dieses Spiel: Ganz entspannt, weil Sie nichts zu verlieren haben, oder doch eher verbissen?
Ich persönlich sehe das eher entspannt, da ich schon einige Spiele gegen schwere Gegner gemacht und auch gewonnen habe. Mut macht aber uns allen, wie wir im Viertelfinale gegen den Verbandsligisten Kehl gespielt haben. Da haben wir kaum was zugelassen. Aber es kann schon sein, dass ein paar der jungen Neuzugänge am Samstag etwas nervös sein werden.
Wie können Sie denen als erfahrener Spieler helfen?
Mit einem kleinen Trick, den ich selbst anwende: Äußerlich cool sein, auch wenn man innerlich bebt. Das funktioniert.
Worauf kommt es am Samstag besonders an?
Wir müssen ruhig am Ball sein und hinten stabil stehen. Das war unsere große Stärke in der vergangenen Saison. Und dann müssen wir schnell umschalten und nach vorne spielen.
...wo Marius Henkel wartet. Sie waren in der vergangenen Saison der erfolgreichste Torjäger des VfR Stockach. Sind Sie rechtzeitig wieder in Form?
In den Testspielen hatte ich eine hundertprozentige Ausbeute – einmal gespielt, einmal getroffen (lacht). Ich denke, dass ich bereit bin. Ich werde am Samstag alles geben, um erfolgreich zu sein. Schade nur, dass Houssem Hablani zum FC Liestal gewechselt ist. Wir haben uns prima ergänzt im Sturm und er ist zudem mein bester Freund. Aber diese Lücke werden andere füllen, da bin ich mir sicher. Wir haben viele neue Spieler, die sich bestens eingelebt haben.
Haben Sie den Gegner studiert und Schwachstellen gesehen?
Wir haben die Rielasinger nicht beobachtet – die waren aber bei uns! Wir können sowieso nicht auf den Gegner schauen, sondern müssen unser Spiel durchziehen. Das hat im Pokal gegen Durbachtal geklappt und auch gegen den großen Favoriten Kehl – so wird es wieder gemacht.
Sie sind nicht nur Fußballer, sondern auch Kickboxer. Gibt es da Parallelen?
Das Körperliche kann man natürlich nicht vergleichen. Beim Kickboxen ein Knie oder einen Fuß ins Gesicht zu bekommen, ist schon was anderes als ein Foul im Fußball. In mentaler Hinsicht bringt mir der Kampfsport aber schon Vorteile im Fußball. Ich bin es gewohnt, wieder aufzustehen, wenn ich mal falle. Wer im Ring aufgibt, verliert. Beim Fußball hat man allerdings den Vorteil, dass man auch mal einen schlechten Tag haben kann und die anderen zehn einem wieder aufhelfen.
Einer Ihrer Mannschaftskollegen (Name ist der Redaktion bekannt) kann am Samstag nicht dabei sein, weil er wegen einer Corona-Erkrankung in seinem direkten Umfeld in Quarantäne ist. Wie schwer fällt es ihm, auf das Spiel der Spiele zu verzichten?
Oh je, das ist extrem bitter für ihn. Er hat total auf dieses Spiel hingefiebert, hat uns alle gepusht und muss sich das jetzt im Livestream anschauen. Für uns ist klar: Wir spielen alle für ihn, damit er dann in einem möglich Finale wieder dabei sein kann. Die Hauptsache ist aber, dass es ihm gut geht.