Wenn in der Max-Schmeling-Halle das Licht ausgeht, warten bis zu 9000 Zuschauer auf den Einlauf der Berliner Handball-Stars, warten darauf, dass es endlich losgeht, warten auf Michael Bernatek, die Stimme des Fuchsbaus.

„Das ist immer wieder ein besonderer Moment, wenn ich die Mannschaft auf die Platte holen darf“, sagt der gebürtige Lauchringer, der seit 2021 als Hallensprecher in der Hauptstadt das Sagen hat. Platte nennen Handballer ihr Spielfeld.

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Und die Berliner waren auf der Platte zuletzt erfolgreicher als jede andere Mannschaft Deutschlands, holten sich erstmals die Bundesliga-Meisterschaft, mit Welthandballer Mathias Gidsel spielt zudem der größte Star der Sportart für die Füchse, deren Fans zu den lautesten der Liga gehören.

Da ist Gänsehaut gesetzter Standard, auf den Rängen, aber auch beim Mann mit dem Mikrofon. „Ich weiß noch, wie ich 2010 nach Berlin kam, wie ich die Größe dieser Stadt erst richtig beim Landeanflug verstanden habe“, erinnert sich Bernatek.

„Dass ich, ein Junge vom Dorf, der bei einem kleinen Handball-Club gespielt hat, es in den Fuchsbau schaffen würde, dass hätte ich damals nicht für möglich gehalten.“

Halbrechts oder Rechtsaußen spielt Bernatek in der Jugend und später als Aktiver beim HC Lauchringen, wobei er heute versichert, dass seine Qualitäten am Mikrofon ausgeprägter sind als sie es beim Handball waren.

„Mein erstes Spiel in der D-Jugend endete meiner Erinnerung nach 1:42 in Todtnau. Immerhin habe ich das einzige Tor unserer Mannschaft geworfen“, erzählt Bernatek. Er entwickelt sich dennoch zu einem passablen Handballer, überragende Leistungen zeigt er aber an anderer Stelle.

So sehen Sieger aus: Michael Bernatek (rechts) bei der Meisterfeier der Berliner Füchse vor wenigen Wochen.
So sehen Sieger aus: Michael Bernatek (rechts) bei der Meisterfeier der Berliner Füchse vor wenigen Wochen. | Bild: SK

Vor Publikum aufzutreten, liegt nicht jedem. Für den heute 48-Jährigen war es aber schon immer eine Leidenschaft. Erste Bühnenerfahrung sammelt er im Kindesalter beim Abschlussmusical der Grundschule Lauchringen, wie er sich noch genau erinnert.

Damals spielt er die Hauptrolle bei „Minka, die rote Katze“. 1996 moderiert er die eigene Abifeier beim Klettgau-Gymnasium Tiengen, beginnt dann in Waldshut seine Ausbildung als Sozialversicherungsfachangestellter.

Berufliche Veränderungen ziehen ihn zunächst nach Stuttgart, als Pressereferent ist er bald in der Kommunikationsabteilung der AOK aktiv, nebenbei übernimmt er seinen ersten Job als Hallensprecher bei den Bundesliga-Volleyballerinnen der Landeshauptstadt.

Manchmal gehen Träume in Erfüllung

Nach der Saison geht es dann nach Berlin in den AOK-Bundesverband, privat besucht er ein Handballspiel der Füchse, denkt sich, dass Hallensprecher hier ein Traumjob wäre, wenngleich scheinbar unerreichbar.

Aber manchmal gehen Träume eben doch in Erfüllung. Einige Zufälle helfen, aber eben auch sein Talent – auf jeden Fall fällt er den Berliner Handball-Machern auf, als er einen Benefizlauf in der Bundeshauptstadt moderiert.

Als Co-Moderator darf Bernatek wenig später beim Handball-Spitzenclub anfangen, ist in der Halbzeitpause und nach dem Spiel im VIP-Bereich aktiv, immer gut informiert, immer mittendrin, mit ganz viel Herzblut.

„Gute Vorbereitung ist wichtig“, weiß der Reviersprecher. Seine Tipps für alle, die mal selbst vor Publikum auftreten müssen? „Authentisch sein. Und der Auftakt muss sitzen. Ansonsten einfach sich selbst vertrauen, meistens macht man sich gerade als Anfänger viel zu viele Gedanken darüber, was schieflaufen könnte.“

Tränen: Bei der Meisterfeier übermannten Bernatek die Gefühle, hier bei der Umarmung mit dem Club-Maskottchen.
Tränen: Bei der Meisterfeier übermannten Bernatek die Gefühle, hier bei der Umarmung mit dem Club-Maskottchen. | Bild: SK

Als Hallensprecher sei es zudem wichtig, ein Gespür für das Spiel zu haben. „Man muss erkennen, wann es gilt, die Fans mitzunehmen, für Stimmung zu sorgen“, weiß er um die Wichtigkeit der Atmosphäre in einer Halle.

Mit dem privaten Umzug nach Potsdam übernimmt er beim dortigen Drittligisten das Mikro. Der Kontakt zu Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning reißt jedoch nie ab, 2021 gibt er als neue Nummer eins sein Comeback im Fuchsrevier.

„Ich bin dankbar und empfinde es als großes Privileg, mitten im Geschehen und so nah an den Handballstars zu sein“, so der Lauchringer, der seine Eltern Wieslaw und Petra sowie Schwester Stefanie regelmäßig am Hochrhein besucht.

Freilich nur wenn keine Heimspiele sind, denn neben der Bundesliga kommen Partien im Pokal, der Champions League und weitere Termine in Berlin dazu. An Spieltagen sind das schnell sieben bis acht Stunden Einsatz. Für sein Engagement bekommt er ein kleines Honorar und ganz viele Momente mit großen Emotionen.

„Als wir vergangene Saison die Meisterschaft gewonnen haben, da flossen auch bei mir die Tränen“, sagt Bernatek. Denn längst sind die Füchse eine Art Familie für ihn geworden – den Jungen aus dem Dorf, der beim Handball-Weltclub zur Stimme des Fuchsbaus wurde.