Die Einschränkungen waren groß, aber Finja Lipp hat aus der Corona-Saison das Beste gemacht. Die 17-jährige Bikerin der SG Rheinfelden machte vor allem mit dem dritten Platz beim Junioren-Rennen in Alpe d‘Huez im August klar, dass das Nationaltrikot in ihrem Kleiderschrank in der elterlichen Wohnung in Nollingen einen festen Platz haben soll.
Vom Bund Deutscher Radfahrer wurde sie denn auch für die Welt- und Europameisterschaften nominiert. Von einem Platz im Nationalkader hatte sie schon als Kind stets geträumt.
Für Finja Lipp war das alleine deshalb ein Erfolg, weil sie noch zum jüngeren Jahrgang bei den Juniorinnen der U19 zählt, sich also in dieser Saison noch gegen durchweg ältere Konkurrentinnen durchsetzen musste. Ihre beste Zeit kommt also noch – 2021.

Im Frühjahr saß der Schock bei Finja Lipp und ihrem Vater Daniel, der sie als „Mädchen für alles“ unterstützt, aber noch tief. Fast alle Rennen in Deutschland waren wegen Corona abgesagt worden. „Es war schwer mit der Planung für die Saison, vor allem für unsere Trainer. Ich habe die freie Zeit genutzt und mehr trainiert“, gewinnt Finja Lipp der ganzen Sache im Nachhinein noch etwas Positives ab.
Im Juni fuhr die Nollingerin in Leukerbad in der Schweiz endlich ein Rennen nach dem ersten Corona-Lockdown. Im August folgte der große Coup bei ihrem ersten Weltcup in Alpe d_Huez. Im legendären Mekka des Radsports gelang ihr als Dritte des U19-Rennens der Sprung aufs Treppchen.
Drei Wochen schulfrei im Oktober – und das im Abi-Jahr. Finja Lipp ist noch heute froh, dass ihr Gymnasium in Lörrach Jahr ihr das ermöglichte. „Finja hat zum Glück bessere Noten. Das war sicher auch wichtig für die Entscheidung der Schule, sie für drei Wochen vom Unterricht zu befreien“, sagt der Vater. Finja Lipp selbst ist auch optimistisch: „Ich bin guter Dinge, dass ich das Abi nächstes Jahr packe.“

Sportlich hat sich die Reise von Tschechien über Österreich und die Schweiz nach Bayern für die 17-Jährige gerechnet: Siebte beim Rennen der „Junior World Series“ in Nove Mesto, Zwölfte bei der WM in Leogang, 15. bei der EM in Monte Tamaro und Bronze bei der Deutschen Meisterschaft im Cross Country in Obergessertshausen. „Damit hätte ich nie gerechnet, dass das so eine tolle Saison für mich wird“, freut sich Finja Lipp.
Trotz aller Einschränkungen durch Corona habe sie viele Eindrücke gesammelt: „Ich war drei Wochen mit dem Nationalteam unterwegs und habe auch viele Elitefahrer kennen gelernt. Das war cool und eine mega Erfahrung für mich.“ Die Sicherheit habe dabei immer an erster Stelle gestanden. „Ich wurde vor Tschechien getestet. Insgesamt waren es fünf Tests in diesen drei Wochen für mich. Alle waren negativ – zum Glück“, betont sie. Ihr Vater stimmt zu: „Das war alles professionell gemacht.“

Ein bisschen im „Schatten“ seiner jüngeren Schwester stand in diesem Jahr Miron Lipp. Für ihn stellte diese Saison ein Übergangsjahr dar. Er fuhr als 19-Jähriger zum ersten Mal in der Klasse U23, die vier Jahrgänge umfasst. Miron, der in Freiburg studiert, zählte in der vergangenen Saison zu den Jüngsten, war bei den Deutschen Meisterschaften als Elfter der U23 dennoch Bester seines Jahrgangs.
Das lässt hoffen für die kommende Saison, die aber Corona-bedingt sicher nicht normal sein wird. Gibt es Rennen? Finden Lehrgänge statt? Was ist mit dem Trainingslager im Frühjahr auf Mallorca? Das sind alles noch offene Fragen. Corona gibt auch im Individualsport Mountainbike den Takt an.