Eines ist sicher: Matthias Hertweck, Trainer des FC Bergalingen, lebt und liebt den Fußball. Ob es die Analyse eines DFB-Pokalspiels ist oder die Vorbereitung auf den bevorstehenden Kreisliga-Fight seines Vereins, „Matze“ – wie ihn seine Freunde nennen – ist mit Leib und Seele bei der Sache. Seine zweite Leidenschaft heißt „Baily“, ein Border Collie. Mit der Hündin und seiner Lebensgefährtin Sarah geht der 32-Jährige gern in die Berge. Zum Wandern und zum Abschalten.
Die Leidenschaft für das Spiel mit dem runden Ball ist bei Matthias Hertweck zu spüren. Dazu gehört, dass er als Trainer sehr ehrgeizig ist. Das Verlieren fällt ihm schwer: „Ich wollte schon immer gewinnen. Und da ist es egal, was ich mache – auch beim ,Mensch ärgere dich nicht‘“, lacht er.

Tatsächlich hat Hertweck im Moment gut lachen. In seiner dritten Saison als Trainer des FC Bergalingen mischt er mit seinem Team in der Kreisliga A, Ost ganz vorn mit. Zwar ist die Mannschaft auf Platz sechs abgerutscht, doch das lag zunächst einmal daran, dass das Heimspiel gegen den FC Grießen wegen Schneefalls ausfallen musste.
Es läuft für Hertweck, der mit seiner Partnerin in Höchenschwand wohnt und in Laufenburg arbeitet, beim FC Bergalingen. Schon am Ende des ersten Jahres beim Hotzenwald-Verein stand im Sommer 2022 der Meistertitel in der Kreisliga B-3. „Dabei war das bei meinem Amtsanritt das Dreijahresziel“, erinnert sich Hertweck: „Jetzt geht es darum, dass wir sicher in der Liga bleiben und nach Möglichkeit im vorderen Tabellendrittel die Saison beenden.“
Das klingt bescheiden, zumal Matthias Hertweck als Jugendlicher auch schon deutlich höhere Ziele im Visier hatte. Angefangen mit Fußball hatte er in jungen Jahren in seiner Heimatgemeinde, beim SV Häusern. Eine familiäre „Vorbelastung“ gab es nicht. Sein Vater war durchaus Fußballfan, aber nicht selbst aktiv. Trotzdem zog es „Matze“ schon als Kind regelmäßig auf den Fußballplatz: „Wenn man mich gesucht hatte, war das eine gute Adresse, mich zu finden“, lacht er.

Im Nachwuchs des SV Häusern gehörte er zu den Besten seines Jahrgangs. Wie fast jeder Jugendkicker hatte er den Traum, einmal Profi zu werden. Als C-Junior wollte er dieses Ziel dann etwas konkreter angehen. Erste Adresse war damals der Freiburger FC. „Ich hatte dort angefragt, ob es möglich ist, ein Probetraining zu machen, was dann auch geklappt hatte“, erzählt Matthias Hertweck.
Zwei Jahre im Nachwuchs des Freiburger FC
Nachdem er im Breisgau erfolgreich vorgespielt hatte, spielte er tatsächlich zwei Jahre lang als B-Junior in der höchsten südbadischen Spielklasse mit dem Traditionsverein. Beim Wechsel zu den A-Junioren musste er sich dann aber entscheiden: „Der Aufwand war einfach gigantisch und es stand die Frage im Raum, ob mich dieser Schritt wirklich weiter bringen würde.“ Hertweck entschied sich also für die Rückkehr und setzte fortan seine Priorität auf den beruflichen Werdegang.
Was blieb, war die Liebe zum Fußball. Zunächst bei den A-Junioren des SV Häusern, dann bei den Aktiven. Dass diese Zeit nur von relativ kurzer Dauer war, war dem Verletzungspech geschuldet. Denn eigentlich wäre Matthias Hertweck mit seinen 32 Jahren noch im besten Fußballalter: „Ja, das stimmt. Allerdings zog ich mir schon im ersten Jahr einen Kreuzbandriss zu. Ein Jahr später passierte mir das Gleiche noch einmal. Es waren entscheidende Rückschläge für mich“, blickt er zurück.

Wechsel zum SV Jestetten
Noch gab Matthias Hertweck nicht auf. Im Sommer 2012 wechselte er zum SV Jestetten, spielte dort insgesamt fünf Jahre in der Bezirksliga: „Das war eine tolle Zeit, die Spaß gemacht hat.“ Als er dann aber im Training den dritten Kreuzbandriss erlitt, war endgültig Schluss: „Es hatte danach keinen Sinn mehr, weiter Fußball zu spielen.“

Sein Freund und damaliger Trainer Michele Masi überredete ihn, als Co-Trainer dabei zu bleiben: „Das war für mich ein reizvoller Gedanke und hat mir von Anfang an viel Freude bereitet“, bestätigt Matthias Hertweck, der so eine neue Leidenschaft im Fußball gefunden hatte. Spiele zu lesen und zu analysieren, war fortan sein Ding.
Besonders inspiriert ihn dabei Starcoach Thomas Tuchel von Bayern München. Hertweck, selbst bekennender Fan von Werder Bremern, schaut sich oft und gern Videos auf Youtube an, um sich bei Tuchel neue Ideen zu holen: „Ich finde es sehr spannend und lehrreich, wie er die unterschiedlichen Aspekte, die den Fußball ausmachen, angeht“, sagt Mathias Hertweck, der sich so – neben der Trainerausbildung – das Rüstzeug für höhere Aufgaben angeeignet hat.

Es war dann das berufliche Umfeld, das dafür sorgte, dass er mit 30 Jahren den Schritt zum Cheftrainerposten wagte. Ein Arbeitskollege beim Schluchseewerk in Laufenburg, wo Hertweck für die Sicherheitsaspekte verantwortlich ist, gab den entscheidenden Impuls, beim FC Bergalingen einzusteigen.
„Er fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, die erste Mannschaft zu trainieren. Bis dahin war ich ausschließlich im Osten der Region engagiert. Dann ich habe mir schon überlegt, ob das passen könnte“, spürte er anfangs eine gewisse Skepsis. Die Gespräche mit dem Verein verliefen gut. Den Plan, innerhalb der nächsten drei Jahre aus der Kreisliga B aufzusteigen, hielt er für realistisch.

Ausspannen in den Bergen
Mittlerweile ist diese Skepsis längst verflogen. „Wir sind eine super Truppe in Bergalingen, mit der es riesigen Spaß macht zu arbeiten“, zeigt er sich vom Umfeld begeistert. Auch seine Freundin Sarah unterstütze ihn dabei. „Sie ist durch mich zum Fußball gekommen und macht mittlerweile die Videos von den Spielen“, erzählt er und zeigt, wie allgegenwärtig der Fußball in seinem Leben ist.

Wenn es dann doch zu viel wird mit Fußball, sucht das Paar zusammen mit „Baily“ in den Bergen etwas Abstand vom runden Leder: „Beim Wandern kann ich super abschalten und zur Ruhe kommen“, hat Hertweck vor ein paar Jahren ein neues Hobby entdeckt. Wobei er dann aber doch schmunzelnd zugeben muss, dass es sich in der klaren Luft der Bergwelt auch wunderbar über Fußball sinnieren lässt.