Fußball-Landesliga: – Wer mit Paul Mendy spricht, hat unmittelbar das Gefühl, dass der Fußballer des SV 08 Laufenburg mit sich selbst im Reinen ist. „Ich bin zufrieden. Ich habe hier eine neue Heimat gefunden“, sagt er.
Kein Wunder: Der 26-jährige Mann, der in Gambia geboren und aufgewachsen ist, ist seit Oktober 2020 verheiratet. In jenem Monat fand er auch neue Arbeitsstelle als Altenpfleger im Albbrucker Pflegeheim. Die Arbeit fordert ihn, erfüllt ihn aber auch: „Es macht mir großen Spaß, obwohl wir sehr viel zu tun haben, auch an den Wochenenden“, sagt er. Auch privat geht es in der normal stilleren Zeit „zwischen den Jahren“ für ihn zur Sache. Mit seiner Frau Tanja und den Kindern zieht er in dieser Woche um – von Albbruck-Birndorf in seinen früheren Wohnort nach Dogern.
Paul Mendy ist glücklich in seinem Leben. Natürlich hat er sich seinen ursprünglichen Lebenstraum nicht erfüllt. In seiner Heimat in Gambia hat er in der dortigen Ersten Liga professionell Fußball gespielt, ohne aber davon leben zu können. „Ich wollte in Deutschland Profifußballer werden“, erzählt er von seinen früheren Träumen.

Schon bei der Flucht im Jahr 2015 wurde er in die bittere Realität zurück geholt. Gerettet wurde er mit anderen Bootsflüchtlingen vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa. Im Zug führte die Reise weiter durch Italien. Über Mailand ging es nach Rosenheim und von dort nach Karlsruhe. In der dortigen Unterkunft verbrachte er einen Monat, ehe er in der Tiengener Flüchtlingsunterkunft für zehn Monate eine Bleibe fand.

Beim FC Tiengen 08 wurde man auf den talentierten jungen Fußballer aufmerksam und schon bald spielte er in der dortigen ersten Mannschaft. Der Verein kümmerte sich um fehlende Papiere, half bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Dafür ist Paul Mendy noch heute dankbar. Vor allem eine Person ist ihm ans Herz gewachsen: Vereinsheimwirtin Karin Würtenberger. „Sie hat mir so viel geholfen“, sagt Mendy, der noch heute den Kontakt zu ihr hält. „Wir haben im vergangenen Jahr auch unsere Hochzeit bei ihr im Clubheim gefeiert.“
Dank ihrer Hilfe fand Paul Mendy eine Wohnung in Lauchringen. Auch eine Arbeitsstelle wurde für ihn gefunden. Zunächst arbeitete er im Pflegeheim in Erzingen, später bei der Firma Bucher in Grießen.
Traum von einer Profilaufbahn
Während seiner Tiengener Zeit träumte er aber immer noch von einer Profilaufbahn. Einige seiner Kollegen aus Gambia hatten den Sprung in die Bundesliga geschafft, was ihn noch mehr motivierte. Ein Probetraining beim Karlsruher SC brachte aber nicht den gewünschten Erfolg. „Ich habe es probiert und das habe ich nicht bereut“, erinnert er sich. Verbittert, dass er es nicht zum professionellen Fußballer geschafft hat, ist er deswegen nicht: „Es ist alles gut“, sagt er heute.
Mit dem FC Tiengen 08 gelangen Mendy dafür große Erfolge im regionalen Fußball. In der Saison 2016/17 feierte er mit der Mannschaft das Double: die Meisterschaft in der Bezirksliga und den Sieg im Bezirkspokal. Vom FC Tiengen 08 wechselte er 2018 zum FSV Rheinfelden – für eine Saison. „Der Anfahrtsweg war sehr weit. Ich habe oft im Training gefehlt“, erinnert er sich.

Im Sommer des Jahres 2019 – damals wohnte er bereits in Dogern – folgte deswegen der Wechsel zu einem anderen Landesligisten aus unserer Region: dem SV 08 Laufenburg.
Dritte Saison beim SV 08 Laufenburg
Dort spielt er nun schon in seiner dritten Saison. „In Laufenburg gefällt es mir sehr gut“, sagt er. Nach der Arbeit fährt er gleich zum Training. Da er aber auch mal wegen seines Schichtdiensts passen muss, versucht er, die fehlenden Einheiten durch individuelles Training auszugleichen. „Ich trainiere oft für mich allein und gehe öfters joggen, damit ich konditionell mithalte“, sagt er. Trainer Michael Wasmer hält viel von seinem Abwehrmann mit Offensivqualitäten: „Problematisch ist es nur, wenn Paul wegen seiner stressigen Arbeit nicht trainieren kann.“
Paul Mendy hofft, mit seinen Laufenburger Jungs noch einige Plätze in der Tabelle der Landesliga klettern zu können. „Wir brauchen einen guten Start, wenn es im Februar hoffentlich wieder weiter geht“, sagt er.
Paul Mendy ist hier angekommen. Das wurde ihm deutlich, als er im Sommer erstmals wieder eine Reise in sein Heimatland Gambia unternahm. „Nach sechs Jahren war dort alles so neu für mich“, erinnert er sich. Fast habe er sich manchmal sogar als Fremder oder zumindest als Urlauber gefühlt. Schön war es, aber Paul Mendy weiß eines mitterweile sicher: „Meine Heimat ist hier bei meiner Familie. Hier habe ich neue Freunde gefunden.“