Radsport: – Wie bitter ist das? Auf der vorletzten Etappe der dreiwöchigen Spanien-Rundfahrt, Vuelta genannt, wurde der Albbrucker Radprofi Nico Denz vom Team Red Bull-BORA-hansgrohe aus der Wertung genommen. Er hatte auf dem 172 Kilometer langen 20. Tagesabschnitt mit 5077 Höhenmetern als Tagesletzter das Zeitlimit um läppische 56 Sekunden überschritten. Deshalb durfte er zum abschließenden Zeitfahren in Madrid über 24,6 Kilometer nicht mehr antreten. Denz musste seine elfte Teilnahme an einer Grand Tour somit vorzeitig beenden.
Mehrere Teamkollegen betroffen
Grund für den außergewöhnlichen Zeitrückstand des 30-Jährigen war eine Salmonellen-Vergiftung, die sich neben ihm auch seine Teamkollegen Daniel Felipe Martinez (Kolumbien) und Patrick Gamper (Österreich) von Freitag auf Samstag eingefangen hatten.
Während sich Nico Denz unter dem frenetischen Jubel der Fans tapfer durch den Nebel bis ins Ziel der extrem schweren Bergankunft Picon Blanco auf 1516 Meter Höhe kämpfte, gaben seine Teamkollegen während der vorletzten Etappe entkräftet auf. „Ich akzeptiere natürlich, dass ich nicht starten darf. Raus ist raus, auch wenn es extrem weh tut, nach der Hölle der Vuelta, die wir als Team erlebt haben, so aufzuhören zu müssen“, drückt Denz auf der Plattform „X“ seine Enttäuschung aus.
Denz führt Roglic zum Etappensieg
Trotz des Pechs am Ende der Vuelta kann Nico Denz seinen vierten Start bei dieser Grand Tour als großen Erfolg verbuchen. Er trug maßgeblich zum Triumph seines Teamkapitäns Primoz Roglic (Slowenien) bei, der die Spanien-Rundfahrt zum vierten Mal gewann.
Noch am Freitag waren es Denz und Patrick Gamper, die für ihren Chef über gefühlt endlose Kilometer an der Spitze des Feldes das Tempo bestimmten. Ihr Aufgabe war es, für Roglic den Angriff auf die Gesamtführung und den Tagessieg vorzubereiten. Um dafür die besten Voraussetzungen zu schaffen, durften Denz und Gamper den Vorsprung einer vierköpfigen Ausreißergruppe nicht zu groß werden lassen. Somit konnte Roglic am 8,6 Kilometer langen Schlussanstieg zum Alto de Moncalvillo den Angriff starten. Die Taktik des Denz-Teams ging perfekt auf. Primoz Roglic holte sich nicht nur den Sieg auf dieser Etappe, sondern übernahm am vorletzten Tag mit 1:54 Minuten Vorsprung auch das Rote Trikot des Gesamtführenden. Damit war die Vorentscheidung bei der Vuelta zwei Tage vor dem Ende gefallen.

Starke Leistung während der drei Wochen
Während der dreiwöchigen Rundfahrt präsentierte sich Nico Denz in Topform und dürfte einer der Radprofis im ursprünglich 176 Mann starken Peloton gewesen sein, der die meiste Zeit an der Spitze des Feldes verbrachte. Er war zusammen mit Gamper auf den welligen bis flachen Abschnitten der 3293 Kilometer langen Rundfahrt für die Tempoarbeit im Team verantwortlich, um Roglic sicher in die entscheidenden Passagen zu bringen. Bitter, dass Nico Denz am Ende zumindest emotional um den Lohn seiner Arbeit gebracht wurde. Es ist das erste Mal in seiner Karriere, dass sich sein Teamkapitän den Sieg bei einer Grand Tour sichern konnte.
Keine EM und WM für Denz
Nico Denz hofft nun, so schnell wie möglich wieder gesund zu werden. Bis zu seinen nächsten Renneinsätzen erholt er sich in seiner Heimat am Hochrhein von den dreiwöchigen Strapazen in Spanien. Zum Saisonabschluss bestreitet er noch drei Rennen in Belgien und den Sparkassen Münsterlandgiro am 3. Oktober. Für die Europameisterschaften in Heusden-Zolder (Belgien) am 15. September und Weltmeisterschaften in Zürich am 29. September wurde er vom Bund Deutscher Radfahrer nicht nominiert.