Eishockey: „Wir waren hier nicht chancenlos, aber es ist natürlich ärgerlich, dass wir keinen Punkt mitnehmen konnten“, sagte Dustin Strahlmeier nach der 1:2-Niederlage seiner Schwenninger Wild Wings gegen Berlin. Am Torhüter lag es sicher nicht, Strahlmeier hatte durchaus einen Sahnetag. Zudem erhielt er gründliche Unterstützung seines Teams, in der Defensive waren die Schwäne am Sonntag richtig gut. Wesentlich besser, als am Freitagabend in der heimischen Helios Arena beim 4:6 gegen Bremerhaven.
Die Heimpleite gegen die Norddeutschen ließ vor allem einen Spieler ordentlich angeschlagen zurück: Ilya Sharipov. Schwenningens Torhüter Nummer zwei, hatte sich über drei Monate in Geduld üben müssen, bis er nun endlich einmal wieder zwischen die Pfosten durfte. „Ich habe mich auf das Spiel sehr gefreut“, berichtete der 24-Jährige, der zu dieser Saison aus Bietigheim in den Schwarzwald gekommen war. Diese Freude allerdings strahlte er nach 60 Minuten nicht mehr aus. Im Gegenteil. „Es gibt immer Kleinigkeiten, die man besser machen kann, aber an sich habe ich mich gut und sicher gefühlt. Aber bei sechs Gegentoren siehst du natürlich immer blöd aus“, meinte Sharipov, der über weite Strecken einen guten Job gemacht hatte.
Wut und Traurigkeit waren dem 24-Jährigen anzusehen. Beides dürfte angesichts des Spiels am Sonntag, das er dann wieder von der Bank aus beobachten musste, nicht verschwunden sein. Hatten ihn seine Teamkollegen am Freitag noch ziemlich sträflich im Stich gelassen, zeigten sie in Berlin eine sehr starke Defensivleistung. Für Sharipov dürfte sich dies wie ein weiterer Schlag ins Gesicht angefühlt haben. Es sind ohnehin schwierige Zeiten für den gebürtigen Russen, der sich in Schwenningen den nächsten Schritt in seiner Karriere erhofft hatte. Stattdessen durfte er bislang lediglich sechs Mal spielen, kam dabei auf knapp 268 Minuten auf dem Eis. In dieser Zeit kassierte er 24 Gegentore. An einigen dieser Gegentreffer war er zwar nicht schuldlos, aber die Verantwortung für jene hohen Niederlagen mussten doch jedes Mal seine Vorderleute übernehmen. Dennoch sind diese Zahlen keine guten Argumente für Vertragsgespräche. Angesichts von nur sechs Einsätzen und der wohl legitimen Vermutung, dass nicht arg viel mehr dazu kommen werden, steht der Keeper vor einem großen Problem. „Ich habe keine Ahnung wie es für mich weiter geht“, so Sharipov zum Thema „Optionen für die Zukunft“. Bittere Aussichten für den talentierten Torhüter.
Ebenso trüb sind die Aussichten für die gesamte Mannschaft. Vier Niederlagen setzte es nun bereits wieder in Folge. Das 1:2 in Berlin war bereits die 16 Auswärtsniederlage bei 18 Auftritten auf fremdem Eis. Zu schwankend sind die Leistungen, die Balance zwischen genügend Offensivdrang und stabiler Defensive ist immer noch nicht gefunden. So ist die Wirkung des Trainerwechsels zumindest punktetechnisch mittlerweile verpufft.
Zwölf Zähler holte Niklas Sundblad mit seinem Team aus 14 Spielen seit seinem Amtsantritt am 16. Dezember. Macht einen Schnitt von 0,85 Punkte pro Spiel. Die Bilanz ist nur minimal besser als die seines Vorgängers Paul Thompson, der es mit den Wild Wings in 26 Begegnungen auf einen Schnitt von 0,84 Zählern pro Partie brachte.
Der Abstand zu den Playoff-Rängen ist sogar größer geworden. „Die Chance auf die Teilnahme an den Playoffs ist sicher nicht mehr gegeben, da bin ich ehrlich“, erklärte der Coach dann auch. „Wir wollen weg vom letzten Platz, das ist es, wofür wir kämpfen werden.“ Ein wenig fehlt dem geneigten Betrachter da aber der Glaube. Da dürfte es schon eher um das zweite Anliegen des Schweden gehen. „Mir ist wichtiger, wie wir spielen, welche Leistung wir zeigen“, so Sundblad. Am Sonntag in Berlin war er ziemlich einverstanden damit, am Freitag dafür gar nicht.
Am kommenden Wochenende dürfte es für die Schwenninger gegen Düsseldorf und in Straubing nicht einfacher werden, endlich wieder zu punkten. An der nötigen Motivation sollte es den Protagonisten nicht fehlen. Immerhin sind noch 15 Wild Wings-Spieler offiziell ohne Vertrag für die nächste Saison. Sie haben noch 12 Partien, um sich für einen zu empfehlen.