Es wird eine wegweisende Saison für den Schwarzwälder Slalomspezialist David Ketterer. Entweder startet er mit 29 Jahren sportlich endlich durch, oder er hängt seine Ski-Karriere an den Nagel, erklärt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Um endlich durchzustarten, befindet sich der gebürtige Donaueschinger in Österreich, in Innsbruck, und ist mitten in der Vorbereitung. Auch in dieser Hinsicht unterscheidet sich die kommende Saison von den vorherigen Jahren. Hier hat er kürzere Wege, kann dort so fokussierter trainieren: „Deswegen bin ich Innsbruck, damit ich mit meinem Trainer arbeiten kann“, so Ketterer.

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Die junge Familie bald wieder vereint

Während des Telefonats befindet er sich in der neu dafür angemieteten Wohnung – noch sei er allerdings alleine dort. Ende des Monats ändert sich dies, denn dann kommt auch seine Familie nach Österreich. Sie ist ein weiterer Punkt, warum die Vorbereitung in diese Saison eine besondere für ihn ist. Seit Februar sind Ketterer und seine Frau Resi – die ebenfalls schon zu den besten Fahrerinnen im Slalom zählte – Eltern. Das verändert nicht nur das Privatleben sondern auch den Sport, wie er erklärt. „Es war ein bisschen eine andere Vorbereitung mit Baby. Nachts ist es auf jeden Fall schwieriger. Aber ich freue mich auch, wenn sie Ende des Monats wieder bei mir sind“, sagt der 29-Jährige. Aber auch in Sachen Einstellung hat die Geburt von Tochter Rosi etwas verändert: „Ich würde sagen, dass ich die letzten Jahre extrem auf den Sport fokussiert war und mit Kind kann man sich auf andere Sachen konzentrieren. Egal wie es läuft, daheim ist die Familie.“

Wenn es so läuft, wie in der vergangenen Saison, wird David Ketterer nicht mehr weitermachen.
Wenn es so läuft, wie in der vergangenen Saison, wird David Ketterer nicht mehr weitermachen. | Bild: privat
„Ich bin 29 und irgendwann ist es mal Zeit, vorne mitzufahren oder halt gar nicht.
David Ketterer, Slalomspezialist

Doch an der Entscheidung, dass dies seine letzte Saison sein könnte, ändert die Familie nichts. Dieser Entschluss schlich sich schon zum Ende der letzten Saison in Ketterers Kopf ein: „Ich bin 29 und irgendwann ist es mal Zeit, vorne mitzufahren oder halt gar nicht. Wenn die letzten fünf Rennen der Saison nicht so gut laufen, dann kommt das Gefühl, das macht so keinen Sinn“, erklärt er seine Entscheidung. Seine Ziele sind dabei hochgesteckt: Am Ende des Weltcup-Winters will es der Slalomspezialist vom SSC Schwenningen unter die besten 25 und damit ins Weltcup-Finale schaffen. Und auch die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im Februar in

Méribel/Courchevel (Frankreich) hat er im Blick.

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Das Ultimatum ist befreiend

Dass es die letzte Saison sein könnte, sollte er seine Ziele nicht erreichen, sieht er dabei nicht als zusätzlichen Druck – im Gegenteil: „Das ist befreiend, wenn man sich so ein Ultimatum setzt.“ Das Gefühl, wie es am Ende der Saison ausgeht, kann er aber schlecht einschätzen, dies werde sich erst zeigen, wenn es dann endlich losgeht. „Es ist als Skifahrer immer leicht, sich im Sommer große Ziele zu setzen. Und im Winter trifft man dann auf die anderen 70 Fahrer, die die gleichen Ziele haben“, macht Ketterer klar.

Damit das Ziel aber möglichst realistisch ist, hat er einen intensiven Sommer hinter sich. Zur Hälfte trainierte er in den USA, zur Hälfte in Europa. Dabei hat er an verschiedenen Details gearbeitet, wie der Technik oder der Linie, aber es sei „nicht so, dass man das Rad neu erfinden muss“. Auch am Material hat er etwas verändert und hat neue Schuhe und Ski von seinem Ausrüster Atomic. Und nicht zuletzt spielt auch der Kopf eine entscheidende Rolle, ob es nach dem Winter weiter geht oder nicht. „Das ist ein extrem mentaler Sport. Wenn man ein oder zwei gute Rennen hat, dann kommt man in so einen Flow.“

Auch David Ketterers Frau, Resi Stiegler, war Skifahrerin und schaffte es im Slalom unter die Top-Ten der Welt. Seit Februar sind die ...
Auch David Ketterers Frau, Resi Stiegler, war Skifahrerin und schaffte es im Slalom unter die Top-Ten der Welt. Seit Februar sind die beiden Eltern einer Tochter. | Bild: privat

Das erste Rennen in Val d‘Isère

Die erste Möglichkeit, um in diesen Flow zu kommen, hat Ketterer am 11. Dezember. Dann findet das erste Weltcup-Slalomrennen der Saison im französischen Val d‘Isère statt. Bis dahin stehen für den Schwarzwälder keine Rennen an. Je nachdem steht noch eine Reise nach Schweden mit dem DSV-Kader an. Doch diese sei aufgrund des warmen Wetters dort noch nicht sicher. Sollte es nicht klappen, steht als Plan B Gletschertraining auf dem Programm.

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Darüber was passiert, wenn es mit den Zielen nicht klappen sollte, macht sich Ketterer noch nicht so intensive Gedanken. „Ich habe natürlich ein paar Ideen. Ich kann aber bis März planen und kann man schauen, welche Türen aufgehen und welche zugehen“, erklärt er. Eine Option sei es, sein Studium, das er in Amerika begonnen hatte, zu beenden. Doch dies sind Gedankenspiele für nach dem Winter, bei denen neben dem Sport vor allem auch die frisch gebackene Familie eine Rolle spielen wird.