Herr Kolbert, am Freitag beginnt die Eishockey-Weltmeisterschaft in Prag und Ostrava und Sie werden als Athletiktrainer der deutschen Mannschaft dabei sein. Wie klingt das für Sie?

Das ist noch ein bisschen surreal, um ehrlich zu sein (lacht). Die vergangenen vier Wochen mit der Vorbereitung waren schon sehr cool. Jede Woche kamen ja auch neue Gesichter dazu. Ich habe Spieler kennengelernt, die man im Normalfall nicht trifft. Zuletzt kamen auch noch die NHL-Spieler dazu. Und dass es nun los geht, kann ich noch gar nicht so richtig glauben.

Haben Sie damit gerechnet, dass Sie mal bei einer WM dabei sein würden?

Nein, überhaupt nicht. Harry Kreis (Bundestrainer und ehemaliger Coach der Wild Wings) hatte mich letztes Jahr, als er aus Schwenningen weg ging, mal gefragt, ob ich mir das grundsätzlich vorstellen könnte. Aber als der Anruf jetzt im Februar erst von Karl Schwarzenbrunner (Bundestrainer Wissenschaft und Ausbildung) und dann von Christian Künast (Sportdirektor DEB) kam, war ich komplett überrascht.

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Sie mussten vermutlich nicht lange überlegen?

Grundsätzlich nicht. Aber natürlich gab es einiges zu klären, gerade auch mit den Wild Wings. Und auch mit meiner Familie und meiner Freundin musste ich das selbstverständlich noch abstimmen. Ich hatte tatsächlich schon andere Pläne, die habe ich aber schnell über den Haufen geworfen.

Die Spieler der Wild Wings sind gerade ins Sommertraining gestartet. Wie koordinieren Sie diese beiden Jobs?

Ich musste einige Dinge umstrukturieren, werde bis Ende der WM ja nicht in Schwenningen sein. Wir haben etwas umgeplant und es funktioniert. Ich habe während der WM-Vorbereitung die Nachmittage genutzt, wenn kein Training war, um mich um die Trainingspläne und Wohnungen für die Schwenninger Spieler zu kümmern. Dazwischen war ich aber auch vor Ort, die Maßnahme mit dem DEB ging ja immer von Dienstagnachmittag bis Samstag. So konnte ich Montag einen vollen Tag im Büro sein. Die Sonntage habe ich zum Regenerieren genutzt. Zuletzt ging es aber von Wolfsburg nach Weißwasser und von dort nun direkt nach Ostrava.

Wie sieht Ihre Aufgabe beim DEB-Team denn konkret aus?

Zunächst mal bin ich reiner Athletiktrainer (lacht). Ich bin für die Vorbereitung der Spieler zuständig, betreue sie auch individuell. Es geht um das Krafttraining nach dem Eistraining und die Regeneration direkt nach den Spielen. Das Kernelement ist die Belastungssteuerung, da die Spieler ja alle bereits eine lange Saison hinter sich haben. Es geht nicht darum, die Fitness zu verbessern. Vielmehr muss der Spieler so vorbereitet werden, dass er seine bestmögliche Leistung auf dem Eis bringen kann. Im Unterschied zur DEL-Saison ist der Spielplan bei der WM noch dichter; damit wird es noch mehr auf die aktive Erholung ankommen.

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Wie muss man sich eine solche aktive Erholung vorstellen?

Das geht direkt nach dem Spiel los, bestenfalls gleich in den ersten 30 Minuten. Die Muskulatur ist dann zwar gestresst, aber noch aufgewärmt. Der Körper ist dann in einer katabolen, also abbauenden Phase. Es gilt, sofort Nährstoffe zuzuführen in Form eines kohlehydrat- und aminosäurehaltigen Getränks. Es folgt ein leichtes Krafttraining von etwa zehn bis 15 Minuten. Zum Abschluss sollte noch ein Auslaufen oder Ausradeln folgen. Wichtig sind schließlich noch ein gutes Abendessen und ein guter Schlaf.

Innerhalb der Nationalmannschaft bewegen Sie sich ja nun auch unter Top-Trainern wie Berlins Meistertrainer Serge Aubin oder NHL-Stars wie Philip Grubauer. Wie fühlt sich das an?

Das Schöne am Sport und speziell am Eishockey ist, dass die Jungs und Trainer ganz bodenständige, normale Typen sind. Man wird zwar am Anfang ins kalte Wasser geworfen, aber schon nach den ersten Gesprächen passte das wunderbar.

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Wie hilfreich waren zu Beginn die Schwenninger Spieler?

Sehr, sehr hilfreich. Zum Beispiel habe ich beim Mittagessen zu unseren beiden Spielern gesetzt und wenn dann Spieler von anderen Klubs dazukamen, war man ganz schnell im Gespräch. Für das schnelle Kennenlernen war das ganz entscheidend.

Was erwarten Sie sich nun persönlich von Ihrer ersten WM?

Ich lasse es ein bisschen auf mich zukommen. Ich möchte so viele Eindrücke und Erfahrungen wie möglich mitnehmen. Die letzten vier Wochen waren schon unheimlich wertvoll und ich hoffe, dass ich weiter viel lernen kann.

Fragen: Tina Fröhlich