Auch im zehnten Anlauf schaffte es der FC 08 Villingen nicht, endlich mal ein DFB-Pokalspiel zu gewinnen und in die zweite Runde einzuziehen. Der Fußball-Oberligist unterlag vor 4992 Zuschauern gegen den FC Schalke 04 mit 1:4 Toren.

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Dieses Duell gab es bereits vor fünf Jahren. Damals unterlagen die Nullachter den Königsblauen standesgemäß mit 1:4. Diesmal war die Ausgangsposition eine andere. Das Spiel fand nicht, wie 2016, im Freiburger Schwarzwaldstadion statt, sondern in Villingen. Außerdem war die Schalker Mannschaft nicht mehr mit jenem Starensemble zu vergleichen, das zum Besten zählte, was die Bundesliga damals zu bieten hatte.

Blicke ruhen auf Terodde und Zalazar

Inzwischen tummeln sich die Knappen nach einer chaotischen Saison in der 2. Bundesliga. Der einzig noch verbliebene Spieler jener Pokal-Elf von 2016 stand am Sonntag zwischen den Pfosten: Ralf Fährmann, der nach seiner Rückkehr aus der Corona-bedingten Isolation am Sonntag wieder im Tor stand. Ganz namenlos waren die Gäste indes nicht. Torjäger Simon Terodde, Marius Bülter, Dominick Drexler und Marcin Kaminski – sie alle waren auch schon in Liga eins am Ball. Schließlich präsentierte Schalke auch noch eine neue Nummer zehn: Rodrigo Zalazar, eine Leihgabe aus Frankfurt. Der 21-Jährige sollte bei seinem Debüt im Mittelfeld die Fäden ziehen.

Schon zwei Stunden vor Spielbeginn bildeten sich lange Warteschlagen vor der MS Technologie-Arena.
Schon zwei Stunden vor Spielbeginn bildeten sich lange Warteschlagen vor der MS Technologie-Arena. | Bild: Feißt, Werner

Auch wenn Königsblau nicht mehr zu den Fußball-Giganten in Deutschland zählt, ließ Schalkes neuer Chefcoach Dimitrios Grammozis an seinem Ziel keinen Zweifel: „Wir wollen ein gutes Spiel machen und eine Runde weiterkommen – das ist unser Anspruch. Der DFB-Pokal ist ein spannender und schöner Wettbewerb. Und auf den habe ich richtig Bock.“

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FC 08 ohne spanischen Top-Stürmer

Und die Villinger? Sie fühlten sich pudelwohl in der Außenseiterrolle und übten sich in Floskeln. „Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen“, fabulierte FC 08-Sportvorstand Arash Yahyaijan. Sein Sohn, Chefcoach Marcel Yahyaijan, wurde schon etwas konkreter. „Wenn wir eine außergewöhnliche Leistung bringen und Schalke einen schwachen Tag erwischt, haben wir eine minimale Chance“, sagte der 29-Jährige.

Wer sich auf Villinger Seite auf Pablo Aguilera gefreut hatte, wurde enttäuscht. Der als Topstürmer gepriesene, spanische Neuzugang hielt es nur knapp zwei Wochen im Schwarzwald. Inzwischen hat der 27-Jährige die Nullachter wieder verlassen. Dieser Transfer entpuppte sich augenscheinlich als Flop. Dafür standen mit Kapitän Dragan Ovuka, Frederick Bruno, Nedzad Plavci und Mauro Chiurazzi vier Spieler in der Villinger Start-Elf, die bereits 2016 gegen Schalke im Kader waren.

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Mit dem Vorsatz, hinten möglichst lange die Null zu halten, begann Villingen defensiv. Doch auch die Schalker setzten zunächst nicht voll auf Offensive. Wie es scheint, hatten sie Respekt vor dem Gegner. Dann aber erspielten sich die Gäste im Mittelfeld ein Übergewicht und initiierten ihre Angriffe vor allem über die linke Seite. Dort tauchte in Minute sieben Thomas Ouwejan auf, dessen Schuss von FC 08-Kapitän Dragan Ovuka in letzter Sekunde geblockt wurde. Nach einer Viertelstunde hätte Rodrigo Zalazar sein Debüt im Schalke-Trikot veredeln können, doch der Spanier zielte aus guter Position über das Tor.

Villinger Abwehr erstmals geknackt

In Minute 17 aber war es so weit: Marius Bülter vollendete eine wunderschöne Kombination mit Marius Drexler zur Schalker Führung. Nur eine Minute später hätte Simon Terodde nachlegen können, doch Patrick Peters klärte den Kullerball vor der Linie. Nachdem FC 08-Schlussmann Andrea Hoxha noch einen Schuss von Bülter unschädlich gemacht hatte (27.), war‘s plötzlich vorbei mit der Schalker Herrlichkeit – gerade so, als ob jemand den Faden durchgeschnitten hätte.

Nedzad Plavci sorgt für Jubelstürme

Plötzlich hatten die Nullachter gegen schlafmützige Gäste den nötigen Freiraum, den sie dankend nutzten. Ovuka schickte Leon Albrecht über rechts auf die Reise. Der 19-Jährige entwischte Ouwejan und spielte den Ball flach nach innen. Dort stand Nedzad Plavci goldrichtig und drückte die Kugel zum 1:1 (31.) über die Linie. Nun war nicht zu überhören, dass die 3700 FC 08-Fans den offiziell 1300 Anhängern von Königsblau in punkto Lautstärke klar überlegen waren. Beflügelt von dem Treffer und den Fans war es nun der Oberligist, der bis zum Halbzeitpfiff die Partie diktierte.

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Frühe Vorentscheidung durch Doppelschlag

In der Pause dürfte es in der Kabine beim Zweitligisten ein heftiges Donnerwetter gegeben haben, denn die Schalker taten nun wieder mehr für das Spiel. Zunächst hatten sie allerdings Glück, als Fährmann einen Schuss (46.) von Plavci durch die Arme gleiten ließ. Dann allerdings nutzten die Gäste die Fehler in der Villinger Abwehr eiskalt und zogen mit einem Doppelschlag auf 1:3 davon. In Minute 49 traf Zalazar nach einem Eckball mit einem satten Flachschuss zum 1:2, ehe Bülter Augenblicke später für das 1:3 (51.) sorgte.

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Allerdings sorgte der Treffer für hitzige Diskussionen, denn während die Aktion lief, lag FC 08-Verteidiger Frederick Bruno mit Blut überströmtem Gesicht auf dem Rasen. Obwohl er das Spiel sofort hätte unterbrechen müssen, blieb Schiedsrichter Wolfgang Haslberger bei seiner Tor-Entscheidung und zeigte Villingens Coach Marcel Yahyaijan auch noch die gelbe Karte.

Die Villinger versuchten zu antworten, fanden aber kein Mittel mehr, um die Abwehr des Gegners ein zweites Mal zu knacken. Und so machte der kurz zuvor eingewechselte Schalker Iaroslav Mikhailov in Minute 79 mit dem 1:4 den Deckel drauf. Damit endete die Partie mit dem gleichen Ergebnis wie 2016.

Pressekonferenz nach dem Spiel: Schalkes Chefcoach Dimitrios Grammozis (links) und FC 08 Villingens Trainer Marcel Yahyaijan (Mitte) ...
Pressekonferenz nach dem Spiel: Schalkes Chefcoach Dimitrios Grammozis (links) und FC 08 Villingens Trainer Marcel Yahyaijan (Mitte) geben ihre Statements zum Spiel ab. Rechts FC 08-Pressesprecher Alexander Rieckhoff. | Bild: Roger Müller

Villingens Sportvorstand Arash Yahyaijan kommentierte das Spiel so: „Wir waren gut vorbereitet. Der Knackpunkt waren die zwei schnellen Gegentore kurz nach der Halbzeit. Das zeigt den Unterschied zwischen Profis und Amateuren.“

Applaus mal andersrum: Die Profis von Schalke 04 bedanken sich bei ihren 1300 Fans für die Unterstützung.
Applaus mal andersrum: Die Profis von Schalke 04 bedanken sich bei ihren 1300 Fans für die Unterstützung. | Bild: Rogre Müller

Kleiner Trost: Der FC 08 Villingen darf sich über einen warmen Geldregen freuen. 128.757 Euro zahlt der DFB für die Teilnahme an der 1. Pokal-Hauptrunde. Davon gehen allerdings 20 Prozent an den Südbadischen Fußballverband. Hinzu kommen 50 Prozent der Zuschauer-Einnahmen, das Catering und die Werbung in der Stadionzeitschrift.