Fußball, DFB-Pokal: Nicht weniger als fünf Spieler standen bereits vor fünf Jahren im Kader des FC 08 Villingen, als es im DFB-Pokal schon mal gegen Schalke ging. Dragan Ovuka, Frederick Bruno und Nedzad Plavci standen während der gesamten 90 Minuten auf dem Platz, auf der Bank saßen Mauro Chiurazzi und Timo Wagner. Egal, ob im Einsatz oder als Auswechselspieler – sie alle haben das 1:4 im Freiburger Schwarzwaldstadion noch in bester Erinnerung, wenn auch mit kleinen Unterschieden.

FC 08-Kapitän beeindruckt

Für Dragan Ovuka waren es in erster Linie die Gegenspieler, die bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. „Es war ein überragendes Gefühl, gegen Leute wie Klaas-Jan Huntelaar, Breel Embolo, Naldo, Benedikt Höwedes oder Sead Kolasinac zu spielen“, erzählt der Villinger Kapitän. Um dies im nächsten Atemzug noch zu präzisieren: „Was außerhalb des Spielfeldes oder gar am Fernseher nicht so rüberkommt, ist die individuelle Klasse der Profis. Oft sind es die Kleinigkeiten, auch vom Kopf her, die man auf dem Platz viel besser wahrnimmt.“

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Was die eigene Leistung betrifft, hat Ovuka ebenfalls eine realistische Einschätzung. „Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert und wurden am Ende mit dem Ehrentreffer belohnt. Alles in allem waren wir gegen diese Stars allerdings nahezu chancenlos“, gibt er zu.

Dass Schalke inzwischen ein ganz anderes Gesicht hat, weiß auch Ovuka. „Das war damals eine ganz andere Mannschaft, die unter anderem in der Europa League spielte. Heute muss ich zugeben, dass ich einige der aktuellen Spieler gar nicht kenne“, sagt er freimütig. Mit einigen Einschränkungen natürlich. „Sie haben einen Simon Terodde, der ein absoluter Torjäger ist und dies mit drei Treffern in den beiden ersten Zweitligaspielen schon wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, oder einen Marius Bülter im Team. Beide sind extrem stark und Bundesliga-erprobt“, wie der 29-jährige FC 08-Kapitän heraushebt.

Gerechnet hätte Ovuka nach eigener Aussage nie und nimmer damit, dass der FC 08 erneut auf Schalke treffen würde. „Die Chance war doch relativ gering. Deshalb war ich nach der Auslosung überrascht, aber glücklich. Unabhängig davon, dass sie in die zweite Bundesliga abgestiegen sind, ist dies ein absoluter Traditionsverein“, betont er.

„Dieses Mal sind sie fällig“

Apropos Auslosung: Direkt im Anschluss ging Frederick Bruno zumindest verbal in die Offensive, auch wenn seine Aussage „Dieses Mal sind sie fällig“ sicherlich eher scherzhaft gemeint war. Aber Spaß beiseite. Für den Villinger Verteidiger, der an diesem Wochenende sein drittes Spiel im DFB-Pokal bestreiten wird, war vor fünf Jahren ein Erlebnis besonders beeindruckend. „Als wir vor dem Spiel gemeinsam mit den Schalker Spielern im Tunnel standen, musste selbst ich zu einigen von ihnen aufblicken“, erzählt er. Dabei ist Bruno mit seinen 1,90 Metern auch nicht gerade klein. „Es ist aber nicht die Größe allein. Die körperliche Robustheit der Profis mit der entsprechenden Physis ist noch mal eine ganz andere Hausnummer. Für vieles, was in der Oberliga abgepfiffen wird, hat der Schiedsrichter nur ein müdes Lächeln übrig“, so der 26-Jährige weiter.

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Ansonsten war es die Atmosphäre im Stadion, die Bruno regelrecht aufsaugte. „Vor 14.000 Zuschauen einzulaufen, zu wissen, dass das Spiel live übertragen wird und die Kameras auf dich gerichtet sind, ist einfach überragend. „Selbst wir als Oberligist waren für die Schalker ein Gegner. Also wurden wir von deren Fans mit einem Pfeifkonzert begrüßt, als wir den Rasen betraten. So kamst du dir vor wie in der Bundesliga.“

Lupfer über das Tor

Eine Szene vor fünf Jahren verfolgt Nedzad Plavci in gewisser Weise bis heute. Zumal er selbst nach so langer Zeit immer wieder darauf angesprochen wird und er sich selbst die Aktion zigmal auf Video angeschaut hat. „Nach einem Zuspiel von Stjepan Geng hatte ich eine gute Chance, doch mein Lupfer ging leider über das Tor. Nicht, dass wir dann das Spiel gewonnen hätten, doch es wäre der 1:2-Anschlusstreffer gewesen“, schildert er. Gerade für einen Stürmer wäre es etwas ganz Besonderes gewesen, in solch einem Spiel gegen einen Bundesligisten ein Tor zu erzielen.

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Diese vergebene Möglichkeit ist aber nicht das Einzige, was Plavci in Erinnerung geblieben ist. Denn es gab auch viele positive Aspekte, die bis heute in seinem Gedächtnis herumschwirren. Zum Beispiel, dass Embolo und Johannes Geis sich im Anschluss an die Begegnung die Zeit für Gespräche mit den Gegnern nahmen. „Die restlichen Spieler von Schalke waren relativ schnell verschwunden“, erzählt Plavci. Oder aber, „sich einen Tag lang wie ein Profi zu fühlen“, wie er es ausdrückt. Und weiter: „Solch ein Erlebnis hast du nicht alle Tage. Das genießt du einfach – von der ersten bis zur letzten Sekunde.“

Trikot von Höwedes ergattert

„Klar, waren wir enttäuscht, dass wir nicht gespielt haben“, sagen die damaligen Ersatzspieler Mauro Chiurazzi und Timo Wagner unisono. „Und wenn es nur für ein paar Sekunden gewesen wäre“, ergänzt Wagner. Dennoch sei es ein unbeschreibliches Gefühl gewesen, überhaupt dabei zu sein. „So war es komisch, aber auch geil, in einem echten Bundesliga-Stadion einzulaufen. Sich dort warm zu machen und irgendwie zu merken, dass die Gegner zwar exzellente Fußballer sind, aber auch nur mit Wasser kochen“, sagt er. Sein ganz persönliches Erlebnis hatte Wagner übrigens nach dem Spiel. Er sicherte sich das Trikot von Benedikt Höwedes. „Das hatte ich mir von Beginn an vorgenommen, immerhin war er zu jener Zeit amtierender Weltmeister“, plaudert Wagner aus dem Nähkästchen. Dass dieses einen Ehrenplatz bekam, versteht sich von selbst. „Es hängt zusammen mit meinem eigenen DFB-Pokaltrikot in einem Glasrahmen im Flur.“

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Trotz der Nicht-Berücksichtigung hielt sich auch bei Chiurazzi die Enttäuschung in Grenzen. „Allein die Vorbereitung mit der Übernachtung im Hotel, die Fahrt nach Freiburg mit einem eigens entworfenen Bus im DFB-Pokal-Design und das Erlebnis dieses Wettbewerbs waren herausragend. Man darf nicht vergessen, dass ich zu der Zeit sehr jung war und ein Verteidiger nicht unbedingt eins zu eins ausgewechselt wird“, hat er durchaus Verständnis für die damalige Entscheidung.