Eishockey: Christof Kreutzer sah nicht glücklich aus. Während die Schwenninger Fans ihre Wild Wings am späten Dienstagabend in der Kurve der Helios-Arena feierten, passte der Cheftrainer mit seinem sorgenvollen Blick nicht so recht ins Bild. Nach dem dritten Erfolg im dritten Spiel unter seiner Leitung sah der 54-Jährige wenig Grund zum Feiern. Das lag nicht an der Leistung seines Teams beim 5:2 gegen die Straubing Tigers, auch wenn diese über 60 Minuten gesehen nicht immer überzeugend war. „Wir sind nicht ganz so in das Spiel reingekommen, wie wir uns das vorgenommen hatten. Später waren wir besser organisiert, haben uns gegenseitig geholfen. Das 1:0 hat uns Selbstvertrauen gegeben. Trotzdem sind wir etwas vom Spielplan weggegangen. Aber die Jungs finden im Moment einen Weg, zu gewinnen und es zu Ende zu bringen. Ich bin stolz auf die Reaktion des Teams, gerade auch auf den Ausfall von den drei Spielern“, lautete Kreutzers umfassende Analyse.
Tatsächlich war es über weite Strecken keine attraktive Partie gegen die ebenfalls angeschlagenen Niederbayern. Beide Mannschaften waren sehr schwankend in ihren Leistungen, produzierten neben guten Spielzügen auch eine erhebliche Anzahl an Fehlern. Vor drei Wochen hätten die damaligen Wild Wings solch ein Spiel vermutlich noch verloren. Diesmal klappte es, auch weil das Selbstvertrauen nach drei knappen Siegen in Folge deutlich gestiegen ist.
Und zwar so stark, dass das Team selbst den Ausfall von drei wichtigen Akteuren mehr oder weniger kompensieren konnte. Zunächst erwischte es Tyson Spink mit einer Oberkörperverletzung. Der Kanadier wird zumindest kommendes Wochenende ausfallen. Man hofft seitens der Schwenninger, dass der Heilungsprozess besser verlaufen wird als bei Bruder Tylor zu Beginn der Saison, als dieser wochenlang zuschauen musste. Allerdings ist eine heftige Prellung nach einem Kontakt mit dem gegnerischen Stock tückisch und kann eben auch mit einer längeren Heilungsphase einhergehen. Komplette Entwarnung konnte bei Travis Turnbull gegeben werden. Der Kapitän hatte einen Schlag abbekommen, bei dem offenbar ein Nerv getroffen wurde. Das hatte zunächst starke Schmerzen verursacht, sodass der 35-Jährige im Schlussdrittel des Straubing-Spiels ebenfalls vorzeitig in die Kabine entschwand. Am Mittwochmorgen fühlte sich Turnbull aber wieder wesentlich besser.
Schlimm erwischt hat es dagegen Niclas Burström. Der Verteidiger wurde nach einer halben Stunde zunächst auf der Spielerbank an der Hand behandelt, es ging für den Schweden aber anschließend nicht weiter. Noch am selben Abend wurde der 30-Jährige im Krankenhaus untersucht und die bittere Diagnose gestellt. Das Röntgenbild ergab einen Bruch der Hand. Burström wird damit vier bis sechs Wochen ausfallen. Dieser Ausfall ist besonders schmerzlich, da der lange Zeit schwächelnde Abwehrspieler zuletzt immer stärker wurde.
„Mit den Ausfällen schlucken wir eine bittere Pille. Aber wir müssen versuchen das zu kompensieren und hoffen natürlich, dass Verteidiger John Ramage am Wochenende wieder zur Verfügung steht. Wir haben auf jeden Fall Philip Feist und Kai Zernikel aus Freiburg nach Schwenningen beordert. Vermutlich wird zumindest einer der beiden auch eine Chance bekommen. Aber wir brauchen auch eine größere Trainingsgruppe“, sagt Kreutzer.
Nun gilt es erstes, die gewichtigen Ausfälle zu kompensieren und erneut Umstellungen im Kader vorzunehmen. In den nächsten Tagen wird der gebürtige Krefelder als Trainer und Sportdirektor in Personalunion ordentlich gefordert sein. Als Chefcoach wird der 54-Jährige seine zuletzt so gut funktionierenden Reihen ändern müssen. Und als Manager geht er nun wieder auf die Suche nach Verstärkungen. „Natürlich schließen wir eine Nachverpflichtung nicht aus. Zumal uns mit Peter Spornberger ein zweiter Verteidiger noch einige Wochen fehlen wird. Doch es muss schon ein Top-Verteidiger sein, und den sehe ich im Moment eher nicht. Aber, wer weiß. Vielleicht tut sich doch noch etwas auf dem Markt“, so Kreutzer.