Eishockey: Raus aus der Deutschland-Cup-Pause, rein in den Abstiegskampf? Für die Schwenninger Wild Wings beginnen am Freitagabend (19.30 Uhr) bei der Düsseldorfer EG die Wochen der Wahrheit. Fünf Spiele stehen in zehn Tagen an. Am Sonntag kommen die Grizzlys Wolfsburg in die Helios-Arena (16.30 Uhr).

Manchmal entbehrt das Schicksal nicht einer gewissen Komik. Ausgerechnet in seiner Heimatstadt Düsseldorf bestreitet Neu-Trainer Christof Kreutzer sein erstes Spiel an der Bande der Wild Wings. „Ich weiß auch nicht, warum gerade dieses Spiel mein erstes als Schwenninger Coach sein muss. Aber ich freue mich wirklich sehr darauf“, nahm es der Manager und Trainer in Personalunion mit Humor. Die Stimmung des 54-Jährigen spiegelte damit auch jene in der Mannschaft wider. Überaus gut sei diese, stellte Kreutzer nach den ersten vier Tagen auf dem Eis fest.

Vergangenen Montag hatte der letzte Woche Donnerstag vom Sportdirektor in die Doppelfunktion beorderte Kreutzer das Team zum ersten Mal seit der zweiwöchigen Deutschland-Cup-Pause zum Training gebeten. Gemeinsam mit dem neuen Co-Trainer Steffen Ziesche wurde in diesen vier Tagen hart gearbeitet und einiges geändert. „Wir haben taktische Veränderungen vorgenommen, aber nicht zu viele. Es muss für die Mannschaft umsetzbar bleiben, das geht nur Schritt für Schritt“, ließ sich der Übungsleiter nicht genauer in die Karten schauen. Das gilt auch für etwaige Umstellungen in den Angriffs- und Defensiv-Formationen. „Ja, wir haben umgestellt und möchten in dieser Formation auch in Zukunft spielen. Ich bin kein großer Fan von ständigen Wechseln in den Reihen. Im Spiel werden wir aber, wenn nötig, durchaus mal auf drei Sturmreihen umstellen“, so Kreutzer.

Eine Änderung musste der neue Cheftrainer gezwungenermaßen bereits im Vorfeld vornehmen. Torhüter Joacim Eriksson wurde am Mittwoch positiv auf das Coronavirus getestet und musste sich umgehend in eine zweiwöchige Quarantäne begeben. „Jetzt hat es uns auch erwischt. Ich habe aber kein großes Problem damit. Ich bin absolut sicher, dass Marvin Cüpper seine Arbeit richtig gut machen wird“, kommentierte Kreutzer den Ausfall seiner Nummer eins. Blieb noch die Frage nach dem Backup für Cüpper. Für diese Position engagierten die Wild Wings kurzfristig einen Neuzugang. Ilya Andryukhov, zuletzt bei den Eispiraten Crimmitschau unter Vertrag, verletzte sich im Frühjahr bei einem Autounfall. Der 31-Jährige erhält zunächst einen Probevertrag für vier Wochen, kann anschließend aber auch fest verpflichtet werden. Andryukhov möchte die Zeit in Schwenningen nutzen, um nach zwei größeren Operationen wieder völlig fit zu werden und Spielpraxis zu sammeln. „Es ist für mich eine große Chance, auf diesem Niveau zu spielen. Ich bin hierherkommen, um mein Bestes zu geben“, beschreibt der mit einer deutschen Lizenz ausgestattete Russe.

Mit der Verpflichtung sind die Wild Wings auf der Torhüterposition etwas variabler aufgestellt. Dennoch könnte sich das Fehlen des überragenden Schweden im Schwenninger Gehäuse durchaus negativ auf den Kampf gegen den Abstieg bemerkbar machen. Wobei das Thema „Abstieg“ wohl plötzlich wieder auf der Tagesordnung der DEL-Klubs steht. Offenbar haben einige Klubs dahingehend Redebedarf. Tatsächlich ist mit München, Mannheim, Düsseldorf, Iserlohn und seit Donnerstag auch Nürnberg mittlerweile die halbe Liga von größeren Covid-Ausbrüchen betroffen. Vor dieser Saison war allerdings vertraglich mindestens ein Absteiger vereinbart worden, um wieder auf die geplante Sollstärke von 14 Mannschaften zu kommen. Der DEL2 wurde ein Aufsteiger garantiert, wobei lediglich die Löwen Frankfurt die nötigen Voraussetzungen erfüllen. Im Falle eines Meistertitels für die Hessen könnte es sogar zwei Absteiger aus der Deutschen Eishockey Liga geben.

Nun wird diese Regelung offenbar in Frage gestellt. Eine Entscheidung kann nur von den Gesellschaftern und dem Aufsichtsrat der Liga getroffen werden. Zudem muss man sich mit der DEL2 einigen. Angesichts der Gefahr weiterer Spielverschiebungen, die zudem durch die Olympischen Spiele im Februar limitiert sind, oder drohender Absagen sowie einer höheren finanziellen Belastung durch Nachverpflichtungen und der erschreckend schwachen Zuschauerzahlen dürften sich die DEL-Klubs sehr eindringlich mit einem erneuten Aussetzen der Abstiegsregelung beschäftigen.

Dem Vernehmen nach haben sich neben Krefeld und Iserlohn bereits die Top-Klubs aus Mannheim und Berlin zumindest für Gespräche über diese Variante ausgesprochen. „Wir haben dahingehend keinen Antrag gestellt, sehen aber auch die Notwendigkeit, über dieses Thema zu reden. Zumal mit weiteren Verschiebungen oder Absagen auch die sportliche Wertigkeit infrage gestellt wird und das Thema ‚Abstieg‘ etliche Klubs betreffen kann“, erklärte Schwenningens Geschäftsführer Christoph Sandner.