Eishockey: Er ist ganz schön bekannt in der Deutschen Eishockey Liga. Und so war Ken-André Olimb in diesem Frühsommer auch ordentlich begehrt. Der Stürmer entschied sich durchaus etwas überraschend für Schwenningen.
„Nein, ich habe mit niemandem vorher gesprochen, nur mit Christof Kreutzer“, versichert Ken-André Olimb. Das ist ungewöhnlich in der kleinen Eishockeyszene. Normalerweise kennt man als potenzieller Neuzugang mindestens zwei bis drei Spieler beim noch unbekannten Klub aus früheren, gemeinsamen Zeiten. Das war selbstredend auch bei Kenny Olimb so. Mit dem Kapitän der Wild Wings, Travis Turnbull, verbindet ihn eine langjährige Freundschaft, seit sie zusammen bei der Düsseldorfer EG gespielt haben. Auch Johannes Huss ist ein Kumpel aus DEG-Zeiten.
Überhaupt die DEG. Der Kult- und Traditionsklub aus dem Rheinland war die bisher einzige Station von Olimb in der DEL. Auch diese Tatsache ist eher ungewöhnlich. Davor und dazwischen spielte der Norweger meist in Schweden. 2013 kam der 32-Jährige das ersten Mal nach Deutschland und fasste sofort Fuß. In seiner ersten Saison bei der DEG gelangen ihm in 39 Spielen 26 Punkte, in der zweiten waren es gar in 63 Partien 60 Scorerpunkte und ein weiteres Jahr später standen 45 Punkte in 57 Spielen zu Buche. Damit war Olimb maßgeblich am Erreichen des Playoff-Halbfinales 2015 und des Viertelfinales 2016 beteiligt. Aufgrund der finanziellen und personellen Turbulenzen in Düsseldorf zog es den gebürtigen Osloer dann für zwei Jahre zurück in die SHL zu Linköping HC, bevor er erneut dem Ruf der DEL folgte und wiederum für drei Jahre in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt spielte.
Nun also Schwenningen. „Für mich war schon bald in der letzten Saison klar, dass ich mich verändern möchte. Christof war sehr früh dran und ich hatte das Gefühl, dass hier etwas sehr Gutes entsteht. Zudem war die Vorstellung reizvoll, etwas Neues auszuprobieren“, beschreibt Olimb die offenbar gar nicht so komplizierten Verhandlungen.
Die Verpflichtung allerdings wurde erst Ende Mai bekannt gegeben – dafür aber mit „Umleitung“. Zunächst hatten Berliner Zeitungen den jüngeren der beiden Eishockey-spielenden Olimb-Brüder als Neuzugang bei den Eisbären vermeldet. „Ja, das habe ich natürlich mitbekommen“, sagt Kenny grinsend. „Ich hatte genau zwei Tage vorher in Schwenningen unterschrieben.“ Ganz aus der Luft gegriffen waren die Gerüchte um den amtierenden Deutschen Meister und den norwegischen Center aber nicht. „Es gab schon Gespräche mit mehreren Klubs. Am Ende habe ich bei den Wild Wings gesehen, dass wir hier für diese Saison ein sehr gutes Team haben werden, und das war wichtig für mich“, erklärt er seine Entscheidung für den doch deutlich kleineren Verein.
Bisher gab es auch noch keinen Grund, diesen Wechsel zu bereuen. Wenn überhaupt, dann vielleicht das „sehr, sehr harte Training unter Niklas Sundblad“, wie der Mann mit der Rückennummer 40 lachend erzählt. „Natürlich weiß das jeder Spieler in der DEL und auch Travis Turnbull hat mich vorgewarnt. Es war hart die letzten Wochen und die Beine waren oft schwer. Aber wir sind so extrem gut vorbereitet.“
Ein klein wenig Zeit blieb aber doch, um die neue Umgebung kennenzulernen. Mit Ehefrau Benedikte erkundete der Profi den neuen Wohnort Villingen, unternahm einige Ausflüge. „Mir gefällt es hier sehr. Villingen ist eine schöne Stadt. Mir gefällt auch, dass viele andere Städte wie Zürich oder Stuttgart sehr nah sind. Man kann hier viel unternehmen“, erklärt der Linksschütze und nennt noch einen weiteren Grund für seinen Verbleib in der DEL. „Mir gefällt das Leben in Deutschland generell sehr gut. Meine Frau und ich mögen die Menschen hier.“
Und die Liga gefällt Kenny Olimb offensichtlich auch, schließlich steht er bereits kurz vor dem Beginn seiner siebten Spielzeit. Mittlerweile sind die Beine auch wieder etwas leichter, schließlich hat die finale Woche vor dem Saisonstart begonnen. „Unsere Testspiele waren ganz gut. Wir werden Schritt für Schritt besser. Natürlich ist noch nicht alles perfekt, aber dafür ist es eben auch noch früh in der Saison. Wir werden uns auf jeden Fall noch steigern“, gibt der 1,78 Meter große und 80 Kilogramm schwere Stürmer einen ersten Ausblick.
Am Ende sollen und dürfen es für die Wild Wings gerne die Playoffs sein. „Unser großer Vorteil ist, dass wir auf und neben dem Eis ein echtes Team sind. Deshalb bin ich sicher, dass wir die Playoffs erreichen werden“, sagt Olimb. Und freut sich gleichermaßen auf den ersten Gegner wie auch auf die Schwenninger Fans. „Bremerhaven ist eine ganz schwere Aufgabe. Wir müssen gleich eine Top-Leistung abrufen. Aber mit unseren Fans im Rücken werden wir sicherlich die nötige Energie auf Eis bringen.“