Eishockey: Es dauert ein wenig, bis das erste Lächeln auf seinem Gesicht auftaucht. Der Schwenninger Neuzugang ist auf den ersten Blick eine sehr ernste Person. Etwas später aber gerät Brandon McMillan ins Plaudern und zeigt sein anderes Gesicht.

Diese Ernsthaftigkeit hat dabei wenig und doch auch viel mit seiner Persönlichkeit zu tun. Der 34-Jährige ist als Spieler, aber auch als Mensch immer um einen bestmöglichen Auftritt bemüht. Auch im Gespräch präsentiert er sich sehr zugewandt, sucht nach der besten Antwort. Und nach bereits 14 Profijahren hat der Kanadier natürlich eine Menge zu erzählen und damit auch zu sortieren.

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Diese langandauernde Karriere hat Brandon McMillan auch geholfen, bei den Wild Wings in Windeseile anzukommen. Seit Mitte Dezember gehört er dem Kader an, ist heute kaum mehr wegzudenken. „Ich hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, ob ich hierher möchte und was mich hier erwartet. Ich war einfach glücklich, dass die Wild Wings jemanden gebraucht haben und dass ich dieser Spieler war. Ich bin sehr froh, mich wieder beweisen zu dürfen und dem Team zu helfen“, erklärt McMillan seinen schnellen Wechsel an den Neckarursprung mit eben diesem ersten Lächeln.

Das Eingewöhnen fiel McMillan nicht nur auf Grund seiner Erfahrungswerte leicht. Auch die Schwenninger Mannschaft hat ihren Teil zum zügigen Ankommen beigetragen. „Der erste Monat war schlicht toll. Es hat viel Spaß gemacht, hier alle kennenzulernen und sich umzuschauen. Ich hatte so viel Hilfe, beim Finden von Restaurants und sonstigen wichtigen oder netten Orten. Und ich konnte wirklich auch etwas zur Ruhe kommen, da die Wochen zuvor doch etwas hektisch waren“, berichtet der Stürmer.

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Aber auch spielerisch hat er sich im Team von Cheftrainer Steve Walker sofort eingefunden, obwohl das Spielsystem des Headcoaches manch‘ einen Profi bereits vor Probleme gestellt hat. „Ich habe das so ähnlich schon gespielt. Der Trainer ist sehr ehrlich mit seinen Forderungen. Er möchte zum Beispiel sehen, dass man Druck auf den Gegner macht und das passt ohnehin sehr gut zu meiner Spielweise“, meint der Mann mit der Rückennummer 72.

Neun Jahre ist es mittlerweile her, dass der Familienvater zum ersten Mal in der DEL aktiv war. In der Saison 2015/16 war McMillan beim ERC Ingolstadt unter Vertrag. Seine Erinnerungen an Schwenningen sind allerdings eher blass und rein sportlicher Natur. „Ich habe ein Spiel hier gemacht und dabei ein Tor geschossen. Mehr weiß ich leider nicht mehr“, sagt er mit einem nun sehr breiten Grinsen.

Der oberbayrische Klub war die erste Station in Europa für den 179-fachen NHL-Spieler. 2008 war der damals 18-Jährige von den Anaheim Ducks in der dritten Runde gedraftet worden, spielte in der besten Liga der Welt zudem für die Phoenix/Arizona Coyotes und die Vancouver Canucks. Anschließend wagte er den Sprung über den großen Teich, verbrachte schließlich die meiste Zeit in der KHL, zuletzt vergangene Saison beim in Moskau stationierten chinesischen Klub Kunlun Red Star.

Die Wild Wings sind bereits sein 16. Klub, was ihn selbst tatsächlich am meisten wundert. „Ehrlich? Das wusste ich nicht. Manche Spieler finden einfach irgendwann den Klub, wo sie länger bleiben können und wollen. Ich war und bin noch auf der Suche. Aber jede bisherige Station hatte ihre Vor- und Nachteile. Es ist eine Reise und das macht durchaus Spaß“, so McMillan.

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Die Neckarstädter sind die zweite Station in Folge, zu der die Familie nicht folgen konnte. Auch bei seinem Engagement bei Kunlun blieben die Ehefrau, die fünfjährige Tochter und der knapp dreijährige Sohn zuhause in Kanada. Auch in Schwenningen muss sich der Papa mit Telefonaten und ähnlichem via Internet begnügen.

Die Zeit war schlicht zu knapp, die ganze Familie nach Deutschland zu bringen. „Früher waren wir quasi ein reisender Zoo“, erzählt McMillan lachend. „Aber jetzt sind die Kinder schon größer und es ist nicht mehr so einfach.“ Es fällt dem Angreifer sichtlich schwer, ohne seine Lieben klarzukommen. „Es ist schon eine Herausforderung. Meine Kinder fragen fast jeden Tag, wann ich denn heimkomme. Aber das sind eben die Opfer, die man als Profi manchmal bringen muss. Und ich hoffe, dass ich für die Zukunft wieder früher weiß, wie es weitergeht, um die Familie mitnehmen zu können.“ Denn anders als zuvor hat der Linksschütze nun etwas mehr Freizeit. Diese Stunden außerhalb der Helios Arena füllt McMillan mit Essen gehen mit den Teamkollegen, Lesen, etwas Fernsehen oder aber Ausflügen.

Die besten Stunden des Tages sind also die in der Eishalle oder aber im Bus zu den Auswärtsspielen. Der nun nicht mehr so neue Neu-Schwenninger hat sich als echte Verstärkung entpuppt und hat entsprechend noch so einiges vor mit seiner Mannschaft. „Zunächst gilt es, weiter Spiele zu gewinnen und uns bis Anfang März den Platz zu erarbeiten, von dem aus wir dann weitergehen können. Und dann ist immer alles möglich“, sagt McMillan mit einem feinen Lächeln.