Manch ein Eishockey-Fan wird sich am Sonntagabend beim Blick auf die Ergebnisse oder Montagmorgen nach der Zeitungslektüre verwundert die Augen gerieben haben. Das Resultat der Partie zwischen den Schwenninger Wild Wings und dem vierfachen Deutschen Meister EHC Red Bull München war einfach zu überraschend.
Ein Geburtstagsgeschenk an den Trainer
Das 6:0 war zudem der höchste DEL-Sieg der Schwaben gegen die Bayern und ein prima Geburtstagsgeschenk des Teams an Cheftrainer Steve Walker, der am Sonntag 52 Jahre alt geworden ist. Die Helios Arena und die Mannschaft feierten diesen wohltuenden Erfolg mehr als ausgiebig. Auch, weil die Schwäne am Freitag zuvor in Frankfurt gegen die Löwen mit 3:4 nach Penaltyschießen verloren hatten und dabei zum x-ten Mal die bessere Mannschaft gewesen waren.
Für starke Leistung belohnt
„Es fühlt sich natürlich gut an, dass wir die Tore geschossen und die Punkte bekommen haben. Es war die vorherigen Spiele schwierig. Aber wir wussten auch, wenn wir weiter die richtigen Dinge machen, werden wir dafür irgendwann belohnt“, meinte ein sichtlich zufriedener Zach Senyshyn nach dem grandiosen Auftritt der Schwenninger gegen die finanzstarken Münchner. Der kanadische Stürmer der Wild Wings erinnerte damit an die Spiele in Bremerhaven oder aber eben am vergangenen Freitag in Frankfurt, wo die Neckarstädter sehr gute Leistungen gezeigt hatten, aber insgesamt nur einen Punkt mit nach Hause brachten.
Nun also belohnten sich die Schwenninger endlich wieder einmal kräftig für die zuletzt guten Leistungen. Dabei hatte es in den ersten Minuten gegen die „Roten Bullen“ so gar nicht danach ausgesehen. „München hat so gut angefangen und wir müssen uns bei unserem Torhüter Michael Bitzer bedanken, dass er auf seinem höchsten Level war. Er hat uns im Spiel gehalten und uns aufgeweckt. Wir sind nicht so gut rausgekommen und Bitzi hat uns quasi den Tag gerettet“, fasste Senyshyn die 60 Minuten noch einmal zusammen.
Senyshyn lässt Zukunft offen
Ähnlich, aber mit gänzlich anderen Gefühlen, sah es Münchens Verteidiger Dominik Bittner. Der Ex-Schwenninger war nach der klaren Niederlage bedient. „Schwenningen hat über 60 Minuten strukturiert, kampfstark und mit viel Teamgeist gespielt. Sie waren deutlich besser“, so der Abwehrspieler, dessen Vertrag in München am Ende dieser Saison ausläuft.
„Dosenöffner“ war der Treffer von Sebastian Uvira gewesen, dem Senyshyn mit seinem 18. Saisontor das 2:0 folgen ließ. Auch für Senyshyn war es ein Stück weit eine Erleichterung, hatte er doch gegen Bremerhaven und Frankfurt reihenweise Chancen liegen gelassen. Nun rangiert der 27-jährige Angreifer in der DEL-Torschützenliste auf Platz drei, direkt hinter den beiden Berlinern Ty Ronning und Liam Kirk.
Gerüchten zufolge könnte Senyshyn in der nächsten Saison an der Seite dieser beiden bei den Eisbären spielen. „Wir werden sehen“, wollte sich Senyshyn selbst nicht zu seiner weiteren Zukunft äußern. Ein Verbleib des Top-Torschützen ist aber alles andere als ausgeschlossen.
Geringe Abstände im Kampf um die Playoffs
Tatsächlich ist es zwar die Zeit des Jahres, in der allerlei Gerüchte im Umlauf sind, doch tun die Wild Wings gut daran, sich weiter auf das Sportliche zu konzentrieren. Was auch Stefan Wagner so sieht: „Ich werde wie immer keine Wasserstandsmeldungen abgeben. Wir werden versuchen, einen Großteil der Mannschaft zu halten“, meinte der Geschäftsführer. Zu eng ist die Liga gerade um die Plätze sieben bis elf herum beieinander.
Alle direkten Konkurrenten der Neckarstädter fuhren am Wochenende ebenfalls Punkte ein, weiterhin ist die Lücke zwischen den siebtplatzierten Straubing Tigers (ein Spiel weniger absolviert) und den Frankfurtern auf Rang elf nur sechs Punkte klein. Da wird in den kommenden Wochen nochmals eine Steigerung vonnöten sein.
Bitzer mit erstem Spiel ohne Gegentreffer
Das gilt im Übrigen eher nicht für Michael Bitzer. Die etatmäßige Nummer zwei im Schwenninger Tor schaffte gegen München nicht nur den allerersten Shutout seiner gesamten Profi-Karriere, sondern beweist auch seit Saisonbeginn, wie wertvoll ein guter Backup-Goalie ist.
Bitzer, der am Sonntag aus einer intakt und geschlossen auftretenden Mannschaft herausragte, soll dem Vernehmen sein Arbeitspapier bei den Wild Wings bereits verlängert haben. Noch wurde von den Neckarstädtern keine Vertragsverlängerung für die Spielzeit 2025/26 bekanntgegeben. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die Schwenninger auch die Dienste von Ben Marshall, Philipp Feist und Phil Hungerecker für kommende Saison bereits gesichert haben.
Seit Wochen in Topform präsentiert sich Tyson Spink. Der eine Zwilling zeigte auch in den drei Wochen ohne Bruder Tylor seine Klasse, hat in den letzten zehn Spielen nur zwei Mal nicht gepunktet. Einen großartigen Einstand hatte auch Neuzugang Brett Ritchie. Der Kanadier hatte ganze zwei Trainings mit seinem neuen Team absolviert und ging aus den ersten beiden Spielen mit zwei Toren und einer Vorlage heraus.
Mit dem 31-jährigen Stürmer scheint Wagner erneut ein guter Griff gelungen zu sein. Ritchie könnte genau das Puzzleteil sein, das zum Erreichen der Playoffs im Schwenninger Team noch fehlte.