Herr Kayan, sehen Sie noch eine Chance, dass die aktuelle Fußball-Saison in Südbaden fortgeführt werden kann?

Die Chance ist sehr gering. Für die Pokalspiele könnte es noch reichen, aber für die Punkterunde wird es schwer. Aber ein bisschen Hoffnung habe ich noch und die stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Die vorgegebenen Zeitfenster deuten nach der jüngsten Lockdown-Verlängerung klar auf einen Abbruch hin. Warum wartet der Südbadische Fußballverband dennoch bis nach Ostern mit der Entscheidung? Viele Vereine hätten gerne bereits vorher Klarheit.

Das liegt daran, dass die drei Präsidenten der baden-württembergischen Fußballverbände noch in Gesprächen mit dem Kultusministerium sind. Sie sind bemüht, dass es doch noch eine Möglichkeit gibt, die Saison fortzusetzen. Deshalb gibt es auch den Hoffnungsschimmer am Horizont. Fußball findet im Freien statt, wo die Ansteckungsgefahr viel geringer ist als drinnen. Zudem haben die Fußball-Vereine im vergangenen Jahr mit ihren Hygienekonzepten gezeigt, dass es funktionieren kann.

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Die Tatsache, dass in vielen Ligen Mannschaften aus verschiedenen Landkreisen spielen, sorgt aber für eine weitere Hürde.

Ja. Das ist leider das nächste Problem. In der Bezirksliga Schwarzwald haben wir Mannschaften aus fünf Landkreisen. Ist bei den möglichen Lockerungen wieder der Inzidenz-Wert nach Landkreisen entscheidend, wird es nicht einfach.

Die Hoffnung auf eine Saisonfortsetzung könnte größer werden, wenn die Saison bis in den Juli verlängert wird. Warum hält der Verband denn unausweichlich am Spieljahresende 30. Juni fest?

Wenn wir die Saison um einen Monat verlängern, dann muss die nächste Runde auch wieder später anfangen. Zudem ist der Juli auch für viele Urlaubszeit. Und viele Vereine haben in diesem Monat ihr Sommerfest und Turniere, um ihre Vereinskasse aufzubessern. Das ist in diesem Jahr noch wichtiger als zuvor.

Es gibt immer wieder Stimmen, dass man die Sommer-Monate mehr nutzen soll und dafür die Winterpause verlängern, um in der wärmsten Zeit mehr Punktspiele auszutragen. Ist das für Sie ein Thema?

Wenn ich entscheiden könnte, wäre das sicherlich ein Thema. Aber das ist nicht umsetzbar. In den meisten Ligen Europas ist das Spieljahr so getaktet wie jetzt. Man kann ja nicht einfach nur den Saisonbeginn bei Amateurfußball ändern. Das Ganze muss mit den Profis beginnen. Es ist nicht machbar.

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Sowohl im südbadischen Verbandspokal als auch im Schwarzwälder Bezirkspokal befindet sich der Wettbewerb aktuell im Viertelfinale. Wie zuversichtlich sind Sie, dass in diesem Jahr die Pokalsieger in diesen beiden Wettbewerben ermittelt werden können?

Wir müssen schauen, welche Möglichkeiten es gibt. Wenn die Punktspiel-Saison abgesagt wird, gäbe es dadurch natürlich Luft und wir könnten zum Beispiel an zwei Wochenenden Viertel-, Halbfinale und Finale spielen. Allerdings könnte wiederum der Finaltag der Amateure ein Problem werden.

Inwiefern?

Dieser deutschlandweite Tag mit den Endspielen der Landesverbände soll am 29. Mai, stattfinden. Der Deutsche Fußball-Bund und die ARD bleiben fest bei diesem Termin. Ob bis zu diesem Tag die Final-Gegner im Südbadischen Pokal feststehen werden, ist noch völlig offen.

Wenn die Amateursportler auch nach dem 18. April noch weiter pausieren müssen, könnte es eng werden mit diesem Termin. Können Sie die Fußball-Verbote der Politik denn nachvollziehen?

Viele andere, wirtschaftliche Bereiche sind nicht erlaubt. Deshalb ist nachvollziehbar, dass der Amateursport hinten anstehen muss. Es ist aber auch Fakt, dass die Bundesregierung beim Thema Impfen versagt hat. Das ist ein Chaos und eine Katastrophe. Leider müssen wir damit leben.

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Befürchten Sie negative Folgen, da monatelang Fußballspielen verboten war bzw. immer noch ist?

Ja. Es droht ein Aderlass bei den Vereinen. Manche Spieler, die unter normalen Bedingungen noch einige Jahre gespielt hätten, werden nun früher aufhören.

Am 10. Juli soll der Bezirkstag im Bezirk Schwarzwald stattfinden. Erwarten Sie einen virtuellen oder einen richtigen Bezirkstag?

Ich hoffe doch, dass wir dann so weit mit dem Impfen sind, dass es ein richtiger Bezirkstag werden kann.