Matthias Hoppe, wie lautet Ihr Fazit zur Hauptrunde der Wild Wings?
Wenn man die Vorbereitung gesehen hat, mit den Spielen ohne ein eigenes Tor, musste man sich schon Gedanken machen. Ich habe allerdings kein Spiel davon gesehen. Dennoch war für mich da der Gedanke, dass es hoffentlich kein Abstieg wird. Das ist ohnehin die grundsätzliche Zielsetzung, die man eigentlich jedes Jahr haben muss. Man sieht an Iserlohn und Augsburg wie schnell es geht. Verbunden ist es aber natürlich mit der gedanklichen Hoffnung auf die Pre-Playoffs. Was wir jetzt geschafft haben, ist eine wirklich tolle Hauptrunde und eine grandiose Leistung von Spielern. Vorbereitung ist eben Vorbereitung und mit dem sehr guten Start kam etwas ins Rollen.
Wie besonders ist in Schwenningen immer noch die direkte Qualifikation für das Viertelfinale?
Ende der 80er und Anfang der 90er war die Teilnahme an den Playoffs ziemlich normal. Wir waren mal Fünfter, Sechster, Siebter oder Achter unter den damaligen Trainern wie Vaclav Nedomansky oder Bob Burns. Meist sind wir aber in der ersten Runde ausgeschieden. Aber trotzdem war das sicher die bisher beste Zeit in der Bundesliga beziehungsweise in der DEL.
Wo sehen Sie die wichtigste Veränderung im Vergleich zum Vorjahr?
Es wurden die richtigen Spieler geholt. Stefan Wagner (Geschäftsführer) hat sehr viel Vertrauen in die Spieler gesetzt, die er neu verpflichtet hat. Und man hat mit Steve Walker den richtigen Trainer geholt, der selbst ein Top-Spieler war. Er hat der Mannschaft sein Spielsystem sukzessive eingeimpft und sie hat das komplett umgesetzt. Spieler wie Daniel Pfaffengut oder Phil Hungerecker, die wir gar nicht so sehr auf dem Schirm hatten, waren in der ersten Phase der Saison die tragenden Säulen. Dann kamen auch die ausländischen Spieler wie Zach Senyshyn und Kyle Platzer. Platzer hat immer gute Arbeit gemacht, Senyshyn ist zunächst etwas verkannt worden. Jetzt zum Schluss war diese Reihe mit Alexander Karachun bärenstark. Insgesamt war es eine tolle Mannschaftsleistung.
Was macht aus Ihrer Sicht den Trainer aus?
Sebastian Uvira, mit dem ich etwas Kontakt habe, sagt, dass er noch nie so einen fairen und korrekten Trainer in seiner Karriere gehabt hat. Man hat bei der Auswahl Mut bewiesen und das hat sich ausgezeichnet. Steve Walker geht aber eben auch seinen Weg. Er trifft die Entscheidungen, lässt sich nicht reinreden, auch wenn sie dem einen oder anderen Spieler eben nicht guttun. Er führt offenbar viele persönliche Gespräche mit den Spielern, die nicht auf ihren Leistungsstand kommen, erfragt, ob sie anderweitige Probleme haben.
Was beeindruckt Sie am meisten?
Tatsächlich der Trainer. Walker hat sicher einen großen Lernprozess mitgemacht bei Don Jackson in München als sein Co-Trainer. Don Jackson ist eher eine väterliche Erscheinung, weiß aber genau, wie man Spieler führt und wie er Spieler zur optimalen Leistung bringt. Da denke ich, hat Walker den optimalen Lehrer gehabt. Aber bei ihm passt auch, das große Ganze. Ich beobachte immer wieder, wie ruhig er an der Bande ist, wie positiv er coacht, immer wieder die Spieler über die Schulter anspricht. Er schreit nicht rum, ist aber aktiv.
Was war neben dem Trainer entscheidend für den Erfolg?
Das Spielsystem, das uns gerade auf der kleinen Eisfläche zugute kommt. Es sind einfach einige Quadratmeter weniger, man kann mehr Druck machen. Auswärts ist das allerdings dann manchmal ein Nachteil, auf den großen Eisflächen bekommt man die Geschwindigkeit nicht so eingesetzt. Aber so wie es die Mannschaft jetzt zuletzt in Mannheim gezeigt hat, geht es eben doch auch auswärts. Dann muss aber noch mehr jeder am gleichen Strang ziehen, alle müssen den unbedingten Willen haben, dieses System umzusetzen. Zumal eine zu defensive Spielweise für diese Mannschaft auch nicht geht. Da sind wir vom spielerischen etwa zehn Prozent schwächer als andere Teams. Nehmen wir Bremerhaven, die mit Jan Urbas und so mega Spieler haben, die das abwartende System umsetzen können.
Wenn wir mal kurz zurückschauen auf die vergangenen zehn Jahre: Woran hat es da gehapert?
Zum Beispiel an Spielern, die in der Entwicklung noch nicht so weit waren. Wie eben Pfaffengut oder Hungerecker. Es gab meist eine Handvoll Topspieler und der Rest war gefühlt zum Auffüllen des Kaders da. Das mag auch aus finanziellen Gründen so gewesen sein. Ich glaube, dass die Qualität, die wir jetzt bekommen haben, mit Thomas Larkin, Daryl Boyle oder Ben Marshall, neu ist. Dazu haben sich auch Spieler wie Alex Trivellato weiterentwickelt und andere sind abgefallen, wie Johannes Huß oder Peter Spornberger. Der Konkurrenzkampf ist größer. Erstaunlich finde ich Boaz Bassen, der viel Vertrauen bekommt und das zurückzahlt. Die Qualität haben wir mit Sicherheit in den Jahren vorher nicht gehabt. Da war es immer Torhüter Joacim Eriksson, der uns die ersten 15 Spiele in der Saison gehalten hat.
Blicken wir nun kurz in die Zukunft: Wo sehen Sie die Stellschrauben am Kader?
Es wird sicher Personalwechsel geben. Zumal Schwenningen plötzlich wieder eine Adresse ist. Ich denke, dass mit Sicherheit einige Spieler überlegen werden, ob sie nicht auch mal in so einem geilen Stadion vor so einer Kulisse und in so einem Traditionsverein, einem jetzt gut geführten Verein, spielen wollen. In der Verteidigung sind zwei oder drei Positionen, wo man was machen kann. Im Sturm sollte natürlich auch was gemacht werden, vor allem muss natürlich die Top-Reihe gehalten werden. In der anderen Reihe verlässt ja ein Spieler die Mannschaft. Da werden sie dann, denke ich, einen guten Mittelstürmer holen müssen. Beim Torhüter Nummer zwei weiß ich nicht so recht, das hat auch eine menschliche Komponente. Zudem gibt es hinter Eriksson wenig Spiele. Diese Position ist aber auch unglaublich wichtig.
Zum Schluss noch eine Prognose fürs Viertelfinale zwischen Schwenningen und den Straubing Tigers?
Es sind zwei heimstarke Mannschaften. Die Straubinger werden im ersten Spiel kommen wie die Raketen. Sie haben ganz kreative, individuelle Einzelspieler mit einer guten Spielöffnung, viele kleinere, quirlige, die aber körperlich trotzdem stark sind. Straubing wird aber mit Sicherheit auch nervös sein. Einmal das Heimrecht zu verlieren, könnte tragisch werden. Es wird sicher eine knappe Serie. Ich gehe davon aus, dass es Minimum auf sechs oder gar auf sieben Spiele rausläuft.