Herr Wagner, für die Schwenninger Wild Wings ist die Saison seit einer Woche beendet. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?
Stefan Wagner: Ich brauche noch ein paar Tage, um das schlüssig beantworten zu können. Ich denke, wir können zufrieden sein. Es war trotzdem eine sehr seltsame Saison. Wir haben 13 Spiele gebraucht, um einen Drei-Punkte-Sieg zu holen, waren aber in jedem Spiel dabei und haben uns einfach nicht belohnt. Das zweite und dritte Viertel waren sehr gut, da waren wir knapp dran am sechsten Platz und hatten sogar kleinere Siegesserien. Im letzten Viertel ist der Faden wieder gerissen. Wir haben zu wenig Punkte geholt und uns in die Playoffs gerettet. Es war vom Verlauf her eine schwierige Saison, aber wir hatten eben auch nie etwas mit dem Abstieg zu tun.
Was war außer dem Verlauf noch schwierig?
Stefan Wagner: Das Verletzungspech und die Krankheitswellen. Beides kam immer gleichzeitig und geballt. Ich erinnere an den Dezember, als Teemu Pulkkinen weg wollte und wir ihn haben gehen lassen. Anschließend kam eine Verletzungsserie bei den Stürmern, unter anderem mit langwierigen Verletzungen wie zum Beispiel die Gehirnerschütterung von Matt Puempel und der Schlüsselbeinbruch bei Phil Hungerecker. Dazu kam eine erste Krankheitswelle. In dieser Zeit haben wir mit Louis Majher einen U20-Spieler als Aushilfe gebraucht, wofür wir dem Verein dankbar sind. Das Sturmproblem konnten wir dann gut lösen, doch im Februar bekamen wir das gleiche Problem in der Verteidigung. Und es waren deutsche Verteidiger, die konnten wir nach Transferschluss auch nicht mehr ersetzen. Wir hatten in den letzten Spielen einige Spieler auf dem Eis, die aus medizinischer Sicht besser pausiert hätten und sich dennoch in den Dienst der Mannschaft gestellt haben. Da ziehe ich den Hut.
Was hat Ihnen am besten gefallen?
Stefan Wagner: Wir haben wieder über weite Strecken begeisterndes Eishockey gespielt und wir werden ernst genommen. Die Atmosphäre in der Helios Arena ist immer top und wir sind wer in der Liga. Der Weg ist der richtige, aber es gab natürlich auch Rückschläge.
Was hat Ihnen gar nicht gefallen?
Stefan Wagner: Die Verletzungen, die tatsächlich immer die gleiche Position getroffen haben, waren überraschend und haben uns sehr zurückgeworfen. Natürlich werden wir alle anderen Dinge wie die Auswärtsspiele oder weitere offensichtliche Punkte intern noch ausführlicher besprechen. Aber gerade das letzte Viertel mit den Verletzungen, den weiteren Kranken und dem ganzen Drama – das hätte ich nicht unbedingt gebraucht.
Hat die Mannschaft die Erwartungen erfüllt?
Stefan Wagner: Ich glaube, dass die Kabine momentan, oder wir generell, kritischer sind als das Umfeld. Das habe ich bei den Abschlussgesprächen mit den Spielern gemerkt. Wir sind insgesamt ehrgeiziger geworden, haben höhere Ansprüche an uns und das finde ich auch gut. Kein Spieler ist zufrieden gewesen und die, die bleiben, wollen es nächste Saison unbedingt besser machen. Es bleibt ein Beigeschmack und ich bin in gewisser Weise enttäuscht, denn ich denke, es wäre mehr drin gewesen. Andererseits haben die ganzen Unwägbarkeiten vielleicht nicht mehr zugelassen. Vor der Saison hätte ich Platz neun absolut genommen, aber jetzt bin ich nicht ganz zufrieden.
Es wurden vor der Saison nur fünf Neuzugänge geholt. Wie haben diese Spieler aus Ihrer Sicht funktioniert?
Stefan Wagner: Ich werde sicher keinen herausnehmen. Wir haben alle aus einem Grund geholt und der eine hat besser funktioniert, der andere schlechter. Fast alle Neuzugänge waren für das Powerplay vorgesehen, was am Ende mit gut 19 Prozent okay war. Dennoch sehen wir das als Baustelle. Nein, nicht jeder Spieler hat eingeschlagen, zudem haben einige aus der Stammmannschaft nicht so eingeschlagen.
Wie wird der Umbruch für die kommende Spielzeit 2025/26 ausfallen?
Stefan Wagner: Auch wieder nicht sehr groß. Wir müssen unseren Weg beibehalten. Wir sind schon relativ weit in der Planung, das Gerüst steht. Wir werden punktuell etwas verändern und vielleicht auch ein bisschen auf das Alter aufpassen. Wir werden sicherlich versuchen, entscheidend etwas zu verändern. Wir sind in etwa bei fünf bis sieben Neuzugängen.
Wer bleibt, wer geht?
Stefan Wagner: Zu den Vertragsverlängerungen möchte ich im Augenblick nichts sagen. Es laufen noch Gespräche, einige haben noch Vertrag. Wir werden das zu gegebener Zeit verkünden. Verlassen werden uns Jordan Murray, Daryl Boyle, Daniel Neumann, Ken André Olimb, Brandon McMillan und Matt Puempel. Dazu wird uns auch Torwarttrainer Josh Robinson verlassen.
Welcher Abgang schmerzt Sie am meisten?
Stefan Wagner: Alle tun in gewisser Weise weh, denn wir haben sie ja alle aus einem guten Grund verpflichtet. Kein Gespräch ist leicht. Aber natürlich ist der Abgang von Daryl Boyle ist schon besonders. Er hat uns auf dem Eis und in der Kabine sehr geholfen. Er ist mit allem, was er erreicht hat, ein Spieler, bei dem wir stolz und froh sind, dass er bei uns war.