Eishockey: Vieles ist aus den Fugen geraten in Zeiten der Corona-Pandemie. Das gesellschaftliche Leben ist weitgehend zum Stillstand gekommen. Auch in der Wirtschaft herrscht Schockstarre. So manches Projekt wurde vorsorglich auf Eis gelegt.

Apropos Eis: Das ist in der Helios-Arena gänzlich verschwunden. In den vergangenen zwei Wochen wurde die Spielfläche der Schwenninger Wild Wings abgetaut. Aktuell ist kein Training möglich, auch nicht im Kraftraum. Und doch herrscht emsiges Treiben in der Eishockey-Arena. Dort haben die Vorarbeiten für den Umbau bereits begonnen. „Wir liegen voll im Zeitplan“, sagt Uwe Schlenker. Er ist nicht nur Vorstand der SERC-Nachwuchsabteilung, sondern leitet als Architekt auch das Umbau-Projekt.

Der Schwenninger Architekt Uwe Schlenker (links) und Wild Wings-Geschäftsführer Christoph Sandner stellten Ende Februar den geplanten ...
Der Schwenninger Architekt Uwe Schlenker (links) und Wild Wings-Geschäftsführer Christoph Sandner stellten Ende Februar den geplanten Stadionumbau vor. Bild: Kaltenbach | Bild: Kaltenbach, Christof

Die Halle zu betreten, ist nicht erlaubt. Das hat Schwenningens Geschäftsführer Christoph Sandner untersagt. Demzufolge gibt es auch kein Foto von dem Bagger, der in der Arena seine Arbeit verrichtet. Statt zur Kamera greifen wir eben zum Telefon. „Alles, was statisch nicht relevant ist, wird zurückgebaut“, sagt Schlenker. Die Bande und die „Wellenbrecher“ auf der Gegengeraden sind bereits verschwunden, ebenso wie die Stufen am oberen Ende. „In der nächsten Woche legen wir das Fundament für die neue Tribüne“, gibt Schlenker Einblick in die Arbeitsfortschritte.

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Alles läuft wie am Schnürchen. Auch von den Firmen, die mit den Maßnahmen betraut sind, sei noch keine abgesprungen. Schlenker: „Es gibt aktuell nichts, was den Ablauf stören könnte.“ Deshalb rechnet er fest damit, dass die Bauarbeiten bis Anfang August weitgehend abgeschlossen sein werden.

Wenn die Fans zum ersten offiziellen Eistraining in die Helios-Arena strömen, erwartet sie, zumindest bundesweit, eine Neuheit: Als einziges Stadion in der Deutschen Eishockey Liga wird die Schwenninger Arena künftig die Maße der besten Eishockey-Liga der Welt, der nordamerikanischen Profi-Liga NHL, haben. Die Eisfläche wird von aktuell 30 Meter auf 26 Meter Breite verkleinert. Dies macht das Eishockey körperbetonter, intensiver und rasanter. Anders als jetzt, wo es rund 4400 Stehplätze und 1800 Sitzplätze gibt, wird es künftig 2700 Sitzplätze und nur noch 2500 Stehplätze geben. Die Gesamtkapazität der Helios-Arena wird von 6215 auf rund 5200 Plätze verkleinert. Die Wild Wings GmbH erhofft sich durch die Erhöhung der Sitzplatzkapazität deutlich mehr Zuschauereinnahmen. Oberhalb der Stehplatzkurve, beziehungsweise der bisherigen Stehplatzgeraden, die komplett in Sitzplätze umgewandelt wird, werden fünf Logen errichtet.

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Wann die Zuschauer bei Punktspielen in den Genuss der neuen Arena kommen, steht noch in den Sternen. Keiner weiß angesichts der Corona-Krise, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Form die kommende DEL-Saison beginnen wird. Doch eines steht jetzt schon fest: Auf die 14 DEL-Klubs kommen finanziell schwere Zeiten zu. Um das Risiko nicht noch mehr zu vergrößern, sprachen sich die Wild Wings dafür aus, den Auf- und Abstieg, der in der kommenden Spielzeit wieder eingeführt wird, um zwölf Monate zu verschieben. „Ich bin prinzipiell ganz klar für Auf- und Abstieg in Deutschland. Das gehört dazu. Aber in der jetzigen Situation sollte das Ganze ein Jahr auf Eis gelegt werden. Das wäre sehr hilfreich, damit sich die Vereine finanziell etwas erholen können“, sagte Schwenningens Manager Christof Kreutzer im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

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Diese Verschiebung wird jedoch ein Wunschtraum bleiben. Inzwischen bezog DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke Stellung und erteilte den Überlegungen der Wild Wings eine klare Absage: „Wir haben einen Vertrag geschlossen, der bindend ist.“ Gespannt ist Tripcke, wie viele DEL2-Clubs sich im Mai für die DEL-Saison 2021/22 bewerben werden. „Wie sich der Vertrag in der Praxis umsetzen lässt, wird sich im Mai das erste Mal bei der Lizenzprüfung zeigen. Dann sehen wir, wer sich von den DEL2-Clubs für die Saison 2021/22 tatsächlich um einen Aufstieg in die DEL bewirbt.“

Was die Stadionanforderungen betrifft, kommen – nach aktuellem Stand – die Löwen Frankfurt, Bietigheim Steelers, Dresdner Eislöwen und die Kassel Huskies für einen DEL-Aufstieg infrage.