Tina Fröhlich

Mister Turnbull, wie geht es Ihnen?

Danke, gut. Ich bin gesund. Ich bin zuhause und es geht mir gut. Aber natürlich war es auch bei mir davor sehr hektisch. Wir alle haben unsere Sachen innerhalb von zwei Tagen zusammengepackt und versucht, so schnell als möglich einen Flug zu bekommen. Zum Glück bin ich als langjähriger Eishockey-Profi ganz gut beim Packen (lacht).

Wie haben Sie den Abbruch der Saison erlebt? Immerhin hätten Sie mit den Straubing Tigers noch die Playoffs spielen sollen.

Klar, wir waren sauer. Das ganze Team hatte das Gefühl, dass wir eine gute Chance hatten, sogar Deutscher Meister zu werden. Aber natürlich war es eine sehr gute Entscheidung und die einzig mögliche. Speziell ich hatte aber auf ein anderes Ende meiner Zeit in Straubing gehofft. Gesundheit geht aber vor.

Mussten Sie nach Ihrer Ankunft in den USA in Quarantäne?

Nein, ich wurde nicht dazu aufgefordert. Ich habe es aber trotzdem gemacht. Ich bin direkt in ein Hotel in der Nähe meiner Heimatstadt gefahren und bin dort zehn Tage alleine geblieben. Das war nicht einfach, denn natürlich wollte ich zu meiner Familie. Aber es musste sein.

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Wie ist die Situation generell bei Ihnen in der Nähe von St. Louis?

Alle Geschäfte sind geschlossen, nur das Nötigste ist noch offen, wie Lebensmittelgeschäfte und Apotheken. Wir gehen auch kaum vor die Tür, bleiben weitgehend zuhause. Wir haben zum Glück ein schönes Haus mit einem großen Garten, können also zumindest an die frische Luft. Meine Frau ist unglaublich kreativ, was die Beschäftigung unserer zwei Töchter Kasey (5 Jahre) und Bo (2) angeht. Ihr fällt jeden Tag etwas Tolles ein, wir spielen viel zusammen. Die Mädchen verkleiden sich. Wir haben schon Steine bemalt und momentan helfen sie mir noch bei der Gartenarbeit. Das ist tatsächlich die gute Seite, dass man viel Zeit miteinander verbringt. Aber dennoch ist es eine merkwürdige Situation. Ich war ein paar Mal zum Laufen draußen und habe so gut wie keine Menschen getroffen. Und wenn man sich trifft, hält man Abstand. Aber generell sind die Straßen richtig leer.

Spielt da Eishockey im Moment überhaupt eine Rolle?

Ja, schon. Ich trainiere jeden Tag. Mein Personal Trainer gibt mir die Anleitungen per Video über das Internet, dazu mache ich Joga. Es ist wichtig, dass man in guter Form bleibt. Ich kann dennoch viel Zeit mit meiner Familie verbringen.

Sind Sie auch mit den Wild Wings in Kontakt?

Ja, ich habe mit Sunny (Trainer Niklas Sundblad, Anm.d.Red.) und Christof Kreutzer gesprochen. Ich freue mich schon sehr darauf, nach Schwenningen zu kommen. Diese Beiden gehören zu den besten Leuten im Eishockey, die ich kenne und mit denen ich bisher gearbeitet habe. Ich freue mich wirklich darauf, in Zukunft wieder für sie zu spielen.

Erhalten Sie im Augenblick Informationen, was die Deutsche Eishockey Liga plant, wie und vielleicht auch wann es weitergehen soll?

Nein, nicht wirklich. Ich höre verschiedene Dinge, zum Beispiel, dass man über einen späteren Saisonstart spekuliert oder ähnliches. Ganz ehrlich, im Moment weiß das einfach niemand.

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Machen Sie sich Sorgen um Ihre persönliche Zukunft?

Eigentlich nicht. Ich habe hier in den USA ein zweites Standbein, bin im Immobiliengeschäft tätig und habe von daher schon mal keine finanziellen Sorgen. Natürlich liebe ich es, Eishockey zu spielen. Das ist sowohl mein Beruf als auch mein Hobby. Aber die Gesundheit ist viel wichtiger. Ich bin eben auch Vater und Ehemann und möchte, dass meine Familie in Sicherheit ist. Was immer ich dafür tun muss, werde ich tun.

Schauen wir dennoch in die sportliche Zukunft. Sie spielen seit acht Jahren in der DEL, kennen Schwenningen also ein bisschen. Was denken Sie über die Wild Wings?

Ich sehe einen Klub, der Erfolg haben will. Das ist in der DEL keine leichte Aufgabe, es braucht seine Zeit. Die Wild Wings hatten leider einige schlechte Jahre seit sie wieder in der Liga sind. Aber ich bin sicher, das wird sich ändern. Ich erinnere immer wieder gerne an die Düsseldorfer EG. Als ich zur Saison 2014/2015 dorthin zurückkam, waren die Mannschaft in der Vorsaison Letzter gewesen und hat dann das Halbfinale erreicht. Es ist also möglich, etwas in kurzer Zeit ins Positive zu verändern. Mit Sunny und Christof hat Schwenningen auf jeden Fall schon mal die richtigen Leute.

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Was wissen Sie über die Stadt?

Nicht sehr viel. Wenn ich mit den anderen Mannschaften zum Spiel da war, haben wir meistens in Villingen übernachtet. Das hat mir sehr gefallen, eine schöne Stadt. Wir haben abends oft noch einen Spaziergang gemacht. Von Schwenningen habe ich bisher leider nicht viel gesehen, aber viel Gutes gehört. Auch über die Organisation weiß ich nicht sehr viel. Aber die Wild Wings haben auf jeden Fall mit der Verpflichtung von Sundblad und Kreutzer schon mal gute Entscheidungen getroffen. Ach ja, ich erinnere mich noch sehr gut an die Stimmung in der Arena, da war es meistens ganz schön laut.

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Sie kennen nicht nur Schwenningens Trainer und Manager schon länger, sondern auch einen zukünftigen Teamkollegen. Hatten Sie schon Kontakt zu Christopher Fischer?

Natürlich. Fischi und ich haben zwei Jahre in Iserlohn zusammen gespielt und hatten eine gute Zeit. Wir haben telefoniert und er hat mir einige Dinge erzählt. Aber ich denke, es wird noch weitere Spieler im Team geben, die ich kenne. Die Eishockey-Welt ist sehr klein.

Eine Frage muss erlaubt sein: Warum haben Sie sich für Schwenningen entschieden? Schließlich waren die Wild Wings in den vergangenen Jahren nicht sehr erfolgreich.

Ich hatte tatsächlich einige Angebote. Ich wollte aber unbedingt wieder mit Niklas Sundblad arbeiten, er ist einer meiner Lieblingstrainer. Wir sind in Ingolstadt zusammen Meister geworden. Ich glaube an ihn, an seine Ideen und Vorstellungen. Das gilt auch für Christof Kreutzer. Ich glaube an seinen Weg, eine Mannschaft zusammenzustellen und zu formen. Beide sind auch tolle Menschen. Und wenn du für tolle Menschen arbeitest, arbeitest du noch härter. Ich bin mit diesen beiden Jungs schon mal sehr weit gekommen. Wenn man sich an ihre Vorgaben hält, wird man auch erfolgreich sein.

Fragen: Tina Fröhlich
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